Wenn derzeit mit Blick auf den Beginn des Ersten Weltkriegs überall das Bild jubelnder Massen auftaucht, geht eines dabei unter: Bereits im Juni/Juli 1914 gingen Hunderttausende gegen die drohende Kriegsgefahr auf die Straße. Vor allem die Arbeiterorganisationen, allen voran die II. bzw. Sozialistische Internationale, warnten vor der heraufziehenden Katastrophe.
Den Umbrüchen dieser Epoche spürt Paul Frölich (1884-1953) in seiner überaus lesenswerten „Politischen Autobiographie“ nach. Der Redakteur der linkssozialistischen „Bremer Bürger-Zeitung“ war selbst unmittelbar in die historischen Prozesse involviert. Daher vermag Frölich die atmosphärische Nähe des Partei ergreifenden, aber dennoch kritischen und selbstreflektierten Zeitgenossen zu vermitteln. Und ebendies macht den Wert dieser Publikation aus.
Dennoch erschienen Frölichs Erinnerungen erst jüngst und weitgehend unbeachtet. Zuvor hatten sie fast acht Jahrzehnte in den Katakomben des angesehenen Amsterdamer Internationalen Instituts für Sozialgeschichte (IISG) gelegen. Aus dem IISG stammte auch der Anstoß für Frölichs Arbeit. Das Institut, das unter anderem Manuskripte von Karl Marx und anderen Persönlichkeiten der Arbeiterbewegung aufbewahrt, war an den Lebenserinnerungen ehemaliger Kommunisten interessiert.