Eigentlich wollte sich die aserbaidschanische Regierung mit der Ausrichtung des prestigeträchtigen Eurovision-Song-Contest Ende Mai als modernes, selbstbewusstes Land präsentieren. Doch schon im Vorfeld des Musikwettbewerbs beherrschten vor allem Berichte über die schwierige Menschenrechtslage in der autoritär regierten ehemaligen Sowjetrepublik die Medien. Ein anderer Konflikt geriet dabei schnell wieder aus dem Blick: Über zwei Monate zuvor hatte das Nachbarland Armenien seine Teilnahme am Grand Prix abgesagt. In Baku würden Armenier als Feinde gesehen, begründete die Regierung in Jerewan ihre Entscheidung. Seit mehr als 100 Jahren streiten beide Länder erbittert um die Enklave Berg-Karabach.
Ein explosiver Konflikt
Der Konflikt um die Region Berg-Karabach gilt als einer von mehreren sogenannten frozen conflicts: Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion drohen diese jederzeit wieder aufzuflackern.
Seit die beiden Kaukasus-Republiken Armenien und Aserbaidschan im Jahr 1918 unabhängig wurden, erheben sie Anspruch auf die Region Berg-Karabach. Völkerrechtlich gehört diese zu Aserbaidschan, etwa 145000 Einwohner leben heute dort. Mit der Annektierung der beiden verfeindeten Nachbarn durch die Sowjetunion wurde der Konflikt vorübergehend befriedet; als die Sowjetunion zerfiel und Armenien und Aserbaidschan wieder zu souveränen Staaten wurden, brach er von Neuem aus.