1.) Fingierte Interviews sind eine beliebte Idee in Redaktionskonferenzen. Sie sind aber so gut wie nie lustig. Da macht das ausgedachte Gespräch mit Barak Obama über die Deutschen leider keine Ausnahme.
2.) Um allzu leichte Opfer des Spotts sollte man einen großen Bogen machen. Solche Opfer sind Guido Knopp oder Günter Grass. Es ist allgemein bekannt, dass Grass zu allem und jedem eine Meinung hat. Man braucht das nicht mehr aufzuschreiben (was ist da bloß in den geschätzten Hilmar Klute von der SZ in seinem Gastbeitrag gefahren?).
3.) Es hat sich auch herumgesprochen, dass Kristina Schröder und Günter Netzer sich zufällig ähnlich sehen.
4.) Kabarett auf der Bühne ist etwas anderes als Satire in einer Zeitschrift. Deshalb sollte man Dieter Nuhr lieber nicht einen Text über Untergangsszenarien schreiben lassen. Denn das klingt dann, wie Nuhr spricht: „Dann Aids, Rinderwahnsinn! Plötzlich hieß es: Ganz England ist wahnsinnig! Bis man merkte: Das ist normal. Dann kamen die Handys“. Undsofort.
5.) Umberto Eco hat die Schriftsteller einmal sinngemäß davor gewarnt, betrunken zu schreiben. Was man im Rausch für genial hält, findet man am nächsten Morgen banal. Analog dazu sollte der Satiremacher jede Idee auf ihren Alkoholgehalt prüfen. Eine reine Schnapsidee ist es, Klaus Kinski als Comicfigur in Fotos von deutschen Politikern der Gegenwart zu montieren und sie mit Kinski zu beschimpfen. Vor allem, wenn man sich nicht richtig traut, unter die Gürtellinie zu gehen. Das häufigste Wort von Kinski war nun einmal „Arschloch“.
6.) Dabei ist es ja sehr wohltuend zu lesen, dass man bei Pardon die „spitze Feder“ dem „Holzhammer“ vorzieht, wie es im Editorial heißt. Nichts gegen eine charmante Ästhetik des Verstaubten, wie sie in den Reminiszenen an die alte Pardon aufscheint, aber der Ausdruck „spitze Feder“ klingt halt nur verstaubt. Meist folgt ihm der Herrenwitz auf dem Fuß. Noch schlimmer ist es, wenn man ständig die Anstrengung spürt, diesen Herrenwitz gerade noch so zu vermeiden. Beispielhaft dafür aus dem „Tagebuch von Gott“ zwei scharfe Bilder von Daniela Katzenberger und Pamela Anderson mit der Unterschrift: „Die Katze ist mir eigentlich ganz gut gelungen. Sogar ein bisschen besser als die Pam. Und auf den Kopf gefallen sind sie ja beide nicht“. Hahaha
7.) Bis dann nur noch die Ironisierung geht: „Stellen wir uns vor, ein kontemporärer Meister des Herrenwitzes – etwa Silvio Berlusconi oder Hellmuth Karasek – träten dereinst vor Gott“. Dabei kann man Karasek schon einen Meister nennen. Seine Erinnerung an Frank Elstner, der es einmal aus Angst vor Doppeldeutigkeiten vermied, von „Vögeln“ zu sprechen, und konsequent den Ausdruck „gefiederte Freunde“ gebrauchte, ist zum Schmunzeln.
8.) Das Schmunzeln ist der gepflegte Ausdruck bürgerlichen Humors, es wird hervorgerufen durch stilsichere, sparsame Mittel. Bei Loriot, dem Pardon natürlich Referenz erweist, durch Knollennase und geschlossenen Mund seiner Figuren. Wer seine ach so berühmten Autoren groß auf das Cover seiner Satirezeitschrift schreibt, vertraut seinen Mitteln offenbar nicht. Solches Geprotze wirkt etwas lächerlich.
9.) Und erzeugt womöglich Häme bei der Konkurrenz. Pardon ist mehr oder weniger explizit ein Gegenentwurf zur Titanic, aber deren „Briefe an die Leser“ sind eine Bastillon, die man besser nicht zu stürmen versucht. Die „Schreiberbriefe“ auf S. 6-7 von Pardon lassen einen leider nur daran denken, gleich wieder mal die Titanic zu kaufen.
10.) Texte von Harald Martenstein sind ja nie wirklich schlecht. Aber wenn man denkt, der hat auch schon Besseres geschrieben, dann ist schon etwas faul an der Sache.
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