20 Centavos haben das Fass zum Überlaufen gebracht: Wie ein Lauffeuer verbreiteten sich in den letzten Wochen Demonstrationen in zahlreichen brasilianischen Städten von Porto Alegre bis Rio de Janeiro – zeitgleich zum Confederations Cup, dem Probelauf für die Fußball-WM 2014, der jüngst in Brasilien ausgetragen wurde. In ihrer Dimension und Intensität überraschten sie nicht nur viele Brasilianer, sondern auch ausländische Beobachter. Was war passiert in dieser Samba- und Fußballnation, die nach außen hin das Image eines gutmütigen Riesen pflegt, deren Binnen- und Außenwirtschaft prosperiert und die zunehmend die globale politische Agenda beeinflusst?
Entzündet hatten sich die Demonstrationen an der Erhöhung der Ticket preise für öffentliche Verkehrsmittel, viele sprechen daher auch von der Freifahrschein-Bewegung (Movimento Passe Livre). In Rio de Janeiro lautete der Slogan der Demonstranten in Anlehnung an den Titel der letzten UN-Nachhaltigkeitskonferenz ironisch „Rio - 20“ (Rio minus 20 Centavos). Doch die Proteste schwollen selbst dann noch an, als viele Städte die Fahrpreiserhöhung bereits wieder zurückgenommen hatten. Mehr als eine Million Menschen demonstrierten am 21. Juni in mehr als 100 brasilianischen Städten.