Als Mitte Mai 1989 beim Peking-Besuch Michail Gorbatschows Chinas sakrosankter Führer Deng Xiaoping dem Sowjetpräsidenten die Hand gibt, ist die Botschaft der Versöhnung unwiderruflich. Die jahrzehntelang verfeindeten Großmächte wollen wieder miteinander auskommen. Der Vorsatz verheißt keine Rückkehr zum proletarischen Internationalismus seligen Angedenkens. Vielmehr gelten Pragmatismus und gegenseitiger Vorteil als die hohe Schule einer ausbalancierten Koexistenz. Bei jenen Paradigmen bleibt es, als Russland fortführt, woran der Sowjetunion in ihrer Restlaufzeit soviel lag. Die Partnerschaft mit China gerät dabei nie in die Nähe von Blockbildung. Zu sehr und zu genau achtet Peking bei allen Lockerungsübungen gegenüber Moskau auf gut austarierte Beziehungen mit den USA und der EU, besonders mit Deutschland. Auch der Schanghai-Besuch von Wladimir Putin vor wenigen Tagen und der dabei geschlossene Gasvertrag (Geschäftsvolumen 400 Milliarden Dollar) werden daran kaum etwas ändern – egal, wie sehr Russen und Chinesen harmonieren, wenn es um Syrien, den Iran oder das Verhältnis zu den USA geht.
Gemeinsames Flottenmanöver
Und doch wirkt Präsident Xi Jinping inzwischen wie ein um Freundschaft bemühter große Bruder Russlands, dem mehr als ein Energietransfer am Herzen liegt. Die von beiden Staatschefs reklamierte „umfassende strategische Partnerschaft“ verschreibt sich dem Willen, eine veränderte Weltordnung ohne unilaterale Hybris durchzusetzen. Was nur bedeuten kann, China versichert sich des russischen Beistands, um eine pazifische Hegemonie der USA und Japans zu blocken. Und Moskau findet Halt im Osten – wenn es sich vom Westen abwendet, steht es nicht allein. Wohl um dies auch als machtpolitische Option auszuweisen, gibt es – von Xi und Putin beobachtet – ein Flottenmanöver beider Staaten im Ostchinesischen Meer mit seinen umstrittenen Inselgruppen und Wirtschaftszonen. Keine Frage, auch wenn sich diese Partner nicht als Block verstehen, so lässt sich doch im asiatisch-pazifischen Raum das Entstehen von Machtblöcke kaum mehr aufhalten. Wenn China als Weltmacht reüssieren will, muss es sich in dieser Region beweisen. Eben dort, wo die USA Gleiches vorhaben. Russland darf sekundieren, mehr aber wohl nicht.
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Dieser Artikel erschien in Ausgabe 22/14 vom 28.05.2014
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