Jubel, Jubel, nichts als Jubel: Dass ein Wahlergebnis von knapp 98 Prozent, das Angela Merkel auf dem CDU-Parteitag einfuhr, ansonsten nur in totalitären Staaten vorkommt, störte die Delegierten nicht. Sie brauchten dieses Erlösungsergebnis. Speziell die armen Funktionäre aus den Großstädten, die derzeit reihenweise ihre Wahlen verlieren. Da bleibt nur die Hoffnung auf die heilige Angela, die große Mutter der Modernisierung.
Aber, ein wichtiger Rest rechter Ideologie musste dann doch sein: Schwule und Lesben, entschied der Parteitag, kommen nach dem Willen der CDU nicht in den Genuss des Ehegattensplittings. „Ich persönlich“, verkündete die Kanzlerin, „möchte die steuerliche Privilegierung der Ehe beim Splitting-Tarif erhalten. Weil unser Grundgesetz die Ehe unter den besonderen Schutz der staatlichen Ordnung stellt.“ Das Wort Grundgesetz aus dem Munde Merkels zu hören, ist eine seltene Kostbarkeit. Wenn es um Auslandseinsätze der Bundeswehr oder um die Entmachtung des Parlaments zugunsten der europäischen Banken geht, ist der Dame das Grundgesetz eher unbekannt. Aber wenn die Ehe aufgerufen wird, die scheinbar letzte Bastion konservativer Wohlanständigkeit, dann ruft die Kanzlerin gerne „hier“.