Ein Dämon geht um in unserer schönen neuen Welt. Er zeichnet sich aus durch besondere Kräfte: Er kann nicht nur sehen, was wir denken und tun; er kann auch erkennen, was wir denken und tun werden. Die Zukunft ist seine Passion und sein Metier. Aber er selbst ist alt, er begleitet den Menschen schon sehr lange. Doch nun sind ihm neue Fähigkeiten zugewachsen. Und das verändert alles – nicht zu unseren Gunsten.
Die Zukunft vorhersagen zu können, das erscheint den meisten modernen, rational denkenden Menschen vermutlich als ein hoffnungsloses Unterfangen – und jeder Versuch als eine Art parapsychologischer Scharlatanerie, über die bereits Voltaire pointiert und gnadenlos urteilte: „Der erste Prophet war der erste Schurke, der einem Dummkopf begegnete; also kommt alle Weissagung aus dem grauen Altertum.“
Josef und seine Brüder
Tatsächlich hatten Propheten, die sich unmittelbar vom göttlichen Geist inspiriert zeigten und als dessen Sprachrohr fungierten, in der Regel keinen guten Ruf. Anders dagegen die Seher oder Wahrsager: Schon in der assyrisch-babylonischen Welt des 3. Jahrtausends v. Chr. gab es Weissager, aber ihr Ansehen war weniger das von Schurken als das von Experten, die wichtige Informationen für die Zukunftsplanung boten. Und es waren vor allem die Herrscher, die sich ihrem Handwerk bzw. ihrer Gunst anvertrauten.