Der Blick auf das letzte Jahr ist mehr als ernüchternd: Der internationalen Gemeinschaft ist es nicht gelungen, einer Friedenslösung im israelisch-palästinensischen Konflikt auf der Grundlage einer Zwei-Staaten-Lösung näher zu kommen. Selbst die Vereinigten Staaten zeigten sich nicht in der Lage, Israels unnachgiebigen Zugriff auf immer mehr Land Einhalt zu gebieten. Es scheint, als ob nichts und niemand Israel in seinem Bestreben aufhalten könnte, seine Grenzen in Richtung „Großisrael“ auszuweiten.
Was aber wird die nahe Zukunft bringen? Wenn eine internationale Vermittlung weiterhin ausbleibt, wird Israel seinen Zugriff auf über 40 Prozent des Westjordanlandes, das Flusstal inbegriffen, weiter zu festigen versuchen – sei es durch Ausweitung der Siedlungen oder durch offene Annexion. Die arabisch besiedelten Zentren wie Nablus, Jericho und Ramallah wären dann vollends eingemauert, auch wenn Israel vielleicht noch einzelne Korridore nach Jordanien zuließe. Natürlich würde diese erste Stufe des Projekts von israelischer Seite als schmerzhaftes Zugeständnis dargestellt werden.
Käme Israel damit durch, könnte es im folgenden Stadium erheblich radikaler zugehen und möglicherweise auch zur Vertreibung großer Teile der palästinensischen Bevölkerung kommen.