Für die Briten war am 25. Mai gleich zweimal Wahltag: zum einen Europawahl und zum anderen, in vielen Teilen des Landes, Kommunalwahl. Beides wichtige Tests für die Unterhauswahlen, die im Mai 2015 anstehen. Da sollte die konservativ-liberale Regierung eigentlich für ihre gnadenlose Austeritätspolitik bestraft werden – und Labour wieder zurück an die Regierung kommen, um diesmal alles besser zu machen. So sah es jedenfalls eine ganze Weile aus. Labour führte in allen Umfragen, trotz unklarem Programm, trotz Ed Miliband, dem 44 Jahre jungen Oppositionsführer, der weithin als Leichtgewicht verspottet wurde.
Doch seit Monaten schrumpft der Vorsprung der britischen Sozialdemokraten auf David Camerons Konservative. Noch im September 2013 lag Labour mit acht Prozentpunkten (40 gegenüber 32) vor den Tories. Ein solches Ergebnis hätte nach britischem Wahlrecht für eine satte absolute Mehrheit der Sitze im Unterhaus gereicht. Inzwischen aber glaubt niemand mehr daran, dass Labour im nächsten Jahr von einer Welle des Missvergnügens zurück an die Regierung getragen wird.
Stattdessen hat Cameron vor allem Ärger mit der Konkurrenz am rechten Rand. Die UK Independence Party (UKIP) fischt mit ihrem fulminanten Ergebnis bei der Europawahl eindeutig im Teich der Tories.