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Israel Expansion 1946-2000 IMEMC14.05.2014: Wenn Israel die Gründung seines Staates feiert, so tun seine zionistischen Führer und Parteien alles, diese Katastrophe - die Nakba - für die palästinensische Nation zu verdrängen, zu verleugnen und deren Erinnern zu unterdrücken. Mit der Besetzung von 75% des historischen Palästinas durch jüdische Armee-Einheiten, fing am 14. Mai 1948 für die Palästinenser die al-Nakba an. In jenem Jahr zerstörten zionistische Armee-Einheiten 531 palästinensische Dörfer und Städte, 85% der palästinensischen Bevölkerung wurden enteignet und gewaltsam vertrieben. Fast eine Million Palästinenser wurden von den damals noch jüdischen Armee-Einheiten aus dem historischen Palästina vertrieben. Unterstützt von den Briten, die zu jener Zeit das Mandat über Palästina besaßen.

Da der zionistische Siedlerkolonialismus jedoch - anders als der südafrikanische - nicht auf die Ausbeutung der einheimischen Bevölkerung als billige Arbeitskräfte, sondern auf deren möglichst vollständige Ersetzung durch die Siedlerbevölkerung zielt, ist die seit vielen Jahren schleichende ethnische Säuberung neben der Apartheid das Hauptmerkmal der zionistischen Kolonialpolitik. Wie diese Politik und Israels bis heute fortgeführtes koloniales Vorhaben in der Praxis aussieht, wird in einem 2013 im Promedia-Verlag veröffentlichten Buch von Petra Wild 'Apartheid und ethnische Säuberung in Palästina' ausführlich belegt und beschrieben.

Und kein Tag ist besser geeignet, dies dem offiziellen Verschweigen und Verdrängen zu entreißen, als der Gedenktag an die al-Nakba, der 15. Mai eines jeden Jahres. Als Beitrag dazu veröffentlichen wir nachstehend das Kapitel aus dem Buch von Petra Wild über die 'Ethnische Säuberung des Jordantals' (vollständig mit Anmerkungen und Verweisen im Anhang):

Die ethnische Säuberung des Jordantals

"Die Existenz der palästinensischen Bevölkerung im Jordantal ist eine Form des Widerstands, denn Israel wurde als Staat auf einer großen Lüge aufgebaut: ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land. Im Jordantal haben sie versucht dies [diese Lüge] zu einer Realität zu machen, indem sie vollendete Tatsachen schaffen und die Palästinenser von ihrem Land, aus ihren Dörfern vertreiben. Zu existieren, heißt im Jordantal, Widerstand zu leisten. Die Menschen, die es bewerkstelligen, unter diesem gewaltigen Druck der Besatzung bis jetzt im Jordantal zu bleiben – ich denke, das ist eine Form des Widerstands. Auf dem Land zu bleiben, ist eines der erfolgreichsten Dinge." (Fathy Khdirat, Jordan Valley Solidarity Campaign)

Israel betreibt überall in Zone C [seiner Besatzungsgebiete nach 1967] in Vorbereitung der Annexion eine Politik der ethnischen Säuberung. Im Jordantal, das zu 87% zur Zone C gehört und faktisch bereits annektiert wurde, ist diese besonders weit fortgeschritten. Ursprünglich plante Israel eine Mauer um das Jordantal, um es dadurch von der Westbank zu trennen und dem israelischen Staatsgebiet einzuverleiben. Nach heftiger internationaler Kritik und einem Urteil des israelischen Obersten Gerichtshofs nahm die Regierung jedoch Abstand von dem Vorhaben. Seither bedient sich Israel subtilerer, aber deswegen nicht weniger wirkungsvoller Maßnahmen, um sein Ziel zu erreichen. Die "eiserne Mauer" wurde durch eine "gläserne Mauer" ersetzt.

Anfang 2006 gab Israel die Isolation des Jordantals von der Westbank bekannt und gliederte es aus den Endstatusverhandlungen mit der Autonomiebehörde aus. Die israelische Menschenrechtsorganisation B'Tselem machte im Februar desselben Jahres darauf aufmerksam, dass das israelische Militär zwischen dem "Territorium von Judäa und Samaria" (d. h. die Westbank) und dem Jordantal unterscheidet, "was darauf hinweist, dass Israel die beiden Gebiete nicht als eine territoriale Einheit ansieht".

Vier israelische Checkpoints kontrollieren den Zugang zum Jordantal. Palästinenser aus der Westbank dürfen ohne spezielle Genehmigung mit Privatfahrzeugen nicht hinein. Sie brauchen für einen Besuch im Jordantal dieselben Genehmigungen wie für einen Besuch in Israel.

Das gilt auch für diejenigen Palästinenser, die zwar nicht im Jordantal leben, dort aber Land besitzen. Dorthin umziehen können sie nicht, da Israel jeden, der keine Jordantal-Identitätskarte besitzt, daran hindert, dort zu leben und Adressänderungen im Jordantal seit 2000 grundsätzlich verweigert.

Bereits im Allon-Plan wurde die Annexion des Jordantals als strategische Notwendigkeit bezeichnet. Seit 1967 bestehen alle israelischen Regierungen auf der Unverzichtbarkeit der permanenten Kontrolle des Jordantals für die Sicherheit des Staates. Im Mai 2011 legte Ministerpräsident Netanjahu in einer Rede vor dem US-Kongress dar: "Israel wird das Jordantal niemals aufgeben. Israel wird in einem Friedensabkommen mit den Palästinensern niemals einem Abzug aus dem Jordantal zustimmen. Es ist vital – absolut vital – dass Israel eine langfristige Präsenz entlang des Jordanflusses unterhält."

Auch die jüdisch-israelische Bevölkerung ist davon überzeugt, dass das Jordantal zu Israel gehöre. Einer Umfrage der israelischen Menschenrechtsorganisation ACRI von 2011 zufolge weiß fast zwei Drittel der israelischen Bevölkerung nicht, dass das Jordantal besetztes Gebiet ist und mehr als 80% glauben, dass jüdische Israelis dort die Bevölkerungsmehrheit stellen.

Das Jordantal ist ein Ort der Superlative: nirgendwo sonst sind Landraub und Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung so weit fortgeschritten und nirgendwo sonst werden die einheimischen Ressourcen so intensiv ausgebeutet wie dort. Im Jordantal, das mit seinen über 1.600 km² fast 30% der Westbank ausmacht, leben heute etwa 60.000 Palästinenser, während es 1967 noch schätzungsweise 200.000 bis 320.000 gewesen waren.

Die Bewohner der drei Flüchtlingslager wurden nach der Besetzung von der israelischen Armee nach Jordanien vertrieben, das Dorf Jiftlik zerstört und ländliche Gemeinden entvölkert. Das Jordantal hat während und nach dem Krieg von 1967 einen so großen Teil seiner Bevölkerung verloren wie kein anderes Gebiet der Westbank. Die Rückkehr der Vertriebenen wurde wie 1948 durch Schüsse auf "Infiltratoren" verhindert, Landbesitzer auf schwarze Listen gesetzt, damit sie nicht in die Westbank zurückkehren können und den Bewohnern des Jordantals bis 1994 massenweise Residenzrechte entzogen. 60% des Gebiets wurden zur geschlossenen militärischen Zone erklärt, zu der Palästinenser keinen Zugang haben.

Die reichen Ressourcen des Jordantals wurden von Israel fast vollständig beschlagnahmt und werden von israelischen Konzernen und Siedlungen ausgebeutet. Im Jordantal gibt es 37 offizielle zionistische Siedlungen, in denen etwa 9.500 Siedler leben.

Das Jordantal ist aufgrund seiner reichen Ressourcen und hervorragenden klimatischen Bedingungen das landwirtschaftlich produktivste Gebiet der Westbank. Da dort die Erträge 4 bis 10 Mal höher sind als anderswo, hat Israel es zu einem Zentrum seiner exportorientierten Agrarproduktion gemacht. Die dort produzierten Agrarerzeugnisse werden mit den Erzeugnissen anderer Regionen vermischt und unter dem Label "Made in Israel" exportiert.

Die zionistischen Siedlungen liegen vor allem in der Mitte des Jordantals und im Norden, einige aber auch im Süden. Sie sind an Straßen angebunden, die nach Tel Aviv und Jerusalem führen. Während die bebaute Fläche der Siedlungen nur 15% ausmacht, kontrollieren diese jedoch riesige Flächen an Land. Diese Fläche hat sich in den 1990er Jahren um 45% vergrößert. Auf jeden Siedler kommen durchschnittlich 3,5 Hektar Land, aber in den vergangenen Jahren wurden Schritte eingeleitet, um die Fläche pro Siedler – wie im Naqab – auf 8 Hektar zu erhöhen.

Zwischen 2003 und 2005 investierte die israelische Regierung ca. 100 Millionen Euro in Projekte im Jordantal, um die Siedlerbevölkerung dort bis 2008 zu verdoppeln, was allerdings wie im Naqab gescheitert ist. Im Mai 2006 wurden die Jurisdiktions-Grenzen mehrerer Siedlungen per Militärorder ausgeweitet.

Im Sommer 2011 gab Israel einen weiteren Plan zur Beschlagnahmung von Land und der Erhöhung der Anzahl der Siedler im Jordantal bekannt. Jede neue Siedlerfamilie im Jordantal bekommt ein Haus, einen Langzeitkredit über 15.000 Euro, sieben Hektar Land, kostenlose Gesundheitsversorgung, einen Nachlass von 75% auf Strom und öffentliche Verkehrsmittel sowie eine unbegrenzte Menge an Wasser. Aufgrund der Vergünstigungen und finanziellen Zuwendungen der israelischen Regierung und US-amerikanischer zionistischer Organisationen sowie der Ausbeutung der Ressourcen der einheimischen Bevölkerung leben die Siedler im Jordantal im Wohlstand. Die Arbeitslosigkeit ist dort mit 6,5% niedriger als in Israel und das Durchschnittseinkommen um 10% höher.

Katastrophale Lebensbedingungen der Palästinenser

Der Raub der einheimischen Ressourcen durch den zionistischen Siedlerkolonialismus bedeutet Elend für die palästinensische Bevölkerung. Während die Siedler in komfortablen Häusern mit Swimmingpools leben, die jenen in den reichen US-Vorstädten nachgebildet zu sein scheinen, lebt die einheimische Bevölkerung in Baracken unterhalb des Existenzminimums, teilweise sogar unter ähnlichen Bedingungen wie die Menschen in den Flüchtlingslagern des Kongo oder des Sudans.

Die Bevölkerung des Jordantals setzt sich aus Bauern und Beduinen zusammen. Sie lebt in 44 Ortschaften, deren bebautes Gebiet etwa 20 km² beträgt. 17 Ortschaften haben eine primär nomadische Bevölkerung und 27 eine primär bäuerliche. Die palästinensische Bevölkerung des Jordantals lebt zu 76% in der Enklave Jericho, die unter der Kontrolle der Autonomiebehörde steht, in den Dörfern der Jiftlik-Region und dem Norden.

Ein Viertel der Bevölkerung lebt in Zone C, darunter etwa 7.900 Beduinen und Hirten. Die Palästinenser in Zone C sind härteren Lebensbedingungen ausgesetzt als die Menschen im belagerten Gazastreifen. Aufgrund von Landraub und Wasserentzug ist ihre Existenz äußerst prekär. Viele Familien haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und Elektrizität. Israelische Restriktionen bei der landwirtschaftlichen Nutzung des Bodens und Wasserentzug haben dazu geführt, dass sich die einheimische Bevölkerung in diesem Gebiet nicht mehr ausreichend ernähren kann und viele Kinder aufgrund dessen erkrankt sind. 60% der Familien leben unterhalb der Armutsgrenze.

Nach einer Studie des Welternährungsprogramms aus dem Jahr 2009 ist die Ernährung von 18% der Bevölkerung im Distrikt Jericho und von 33% im Distrikt Tubas nicht gesichert. Die bekannte britische NGO "Save the Children" untersuchte 2009 die Lebensbedingungen in Zone C und stellte fest, dass 79% der Gemeinden sich nicht ausreichend ernähren können – im Gazastreifen sind es im Vergleich dazu 61%. 84% der Familien sind für ihr Überleben von humanitärer Unterstützung abhängig. 44% der Kinder in Zone C leiden an Diarrhö, der weltweit häufigsten Todesursache von Kindern unter fünf Jahren. 15% der Kinder unter fünf Jahren sind untergewichtig. Mehr Kinder als im Gazastreifen weisen darüber hinaus ein verkümmertes Wachstum auf.

Nur 8% der Palästinenser im Jordantal haben Zugang zu medizinischer Versorgung. Die Palästinenser im Jordantal kämpfen um das reine Überleben. Die extrem restriktive Politik Israels hat dazu geführt, dass Palästinenser nur noch zu 6% des Landes im Jordantal Zugang haben. Dadurch wurde nicht nur ihre Landwirtschaft weitgehend zerstört, auch die Viehhaltung ist zu einem Problem geworden. Die Palästinenser können ihre Tiere kaum noch weiden, da immer größere Flächen ihres Weidelands beschlagnahmt werden. Außerdem stehlen ihnen Siedler regelmäßig die Tiere und Soldaten verhängen aus haarsträubenden Anlässen hohe Bußgelder.

Die israelische Gruppe 'Checkpoint Watch' berichtete z. B., dass ein Schäfer umgerechnet 136 Euro Bußgeld zahlen sollte, weil sich seine Ziege auf "unmarkiertem Gebiet" bewegt hatte. Da die einheimische Bevölkerung im Jordantal unter extremer Armut leidet, sind derartige Bußgelder eine große Belastung. Widersprüche und Klagen dagegen sind ebenso wirkungslos wie Anzeigen gegen die kontinuierlichen Übergriffe der Siedler.

Rechtsanwalt Neven Khdirat von der palästinensischen Menschenrechtsorganisation Al-Haq beschreibt die Situation wie folgt: "Wir haben Hunderte von anhängigen Fällen, aber davon kommen nur 4 bis 5% vor Gericht, und dann kollabieren sie oft aus lächerlichen Gründen. Letzte Woche wurde über einen Mann aus dem Dorf al-Malik wegen eines Verkehrsdelikts ein Bußgeld von 420 Euro verhängt. Als wir das vor ein israelisches Gericht brachten, bekam der Mann keine Erlaubnis, zu seiner Anhörung zu kommen. Als ein Siedler das Tier eines Bauern tötete, wurde der Bauer wegen Aufhetzung verhaftet."

Immer wieder hindern Israels Soldaten die einheimische Bevölkerung daran, ihre Ernten einzubringen oder zerstören diese. Sie beschlagnahmen Traktoren und konfiszieren Vieh. Anfang Juni 2012 berichteten Bewohner im Norden des Jordantals, dass die israelische Armee dazu übergegangen sei, große Flächen von Weideland in Brand zu stecken.

Viele Palästinenser – auch Kinder - müssen sich, um überleben zu können, als Billiglöhner in den israelischen Siedlungen verdingen, wo sie nicht mehr als zehn Euro pro Tag verdienen. Die einheimische Bevölkerung leidet außerdem darunter, dass Israel die Reparatur von so grundlegender Infrastruktur wie Häuser, Schulen, Abwassersystem und Straßen verweigert, sodass diese in einem sehr schlechten Zustand sind. Zwischen Januar 2000 und September 2007 wurden 94% aller Anträge auf Baugenehmigungen in Zone C abgelehnt.

Über den notwendigerweise ohne Genehmigung errichteten Bauten, darunter Wohnhäuser, Schulen, Straßen, Brunnen und Ställe hängt das Damoklesschwert der jederzeit möglichen Zerstörung durch die israelische Armee. Viele dieser Bauten wurden in den vergangenen Jahren ein oder mehrmals zerstört, von ihren Bewohnern jedoch wieder aufgebaut. Der Bau fester Häuser ist prinzipiell verboten, sodass die Menschen – wie vielerorts im Naqab – in barackenartigen Gebäuden leben müssen. Teilweise ist auch genau vorgeschrieben, welches Material verwendet werden darf und welches nicht. Wird etwa ein Stall aus Metall gebaut, statt wie vorgeschrieben aus Holz, wird er zerstört.

Nicht nur für die Errichtung von Behausungen ist eine Genehmigung erforderlich, ebenso für den Bau von Latrinen oder landwirtschaftlich genutzten Gebäuden, für den Anschluss an die Wasser- oder Stromversorgung, für die Vermarktung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse in anderen Orten, für den Straßenverkauf, für den Kauf eines mobilen Wassertanks, für das Weiden der Schafe und Ziegen, für den Kauf von Dünger und Viehfutter, für den Brunnenbau oder das Auffangen von Regenwasser, für die Arbeit in einer israelischen Siedlung, für einen Familienbesuch außerhalb der unmittelbaren Umgebung. Genehmigungen werden fast nie erteilt.

Um seine prekäre demografische Balance durch die Annexion des Jordantals nicht weiter zu gefährden, hat Israel in den vergangenen Jahren die systematische Vertreibung der einheimischen Bevölkerung intensiviert. Die wichtigsten Mittel dazu sind: Häuserzerstörungen, Wasserentzug, die Deklarierung großer Flächen palästinensischen Landes zu militärischen Übungsplätzen oder Naturreservaten und die Terrorisierung der palästinensischen Bevölkerung durch Siedler und Soldaten.

Häuserzerstörungen

Im Jordantal vergeht keine Woche ohne Zerstörung von Häusern oder Infrastruktur. In den vergangenen drei Jahren hat Israel die Zerstörung palästinensischer Häuser verstärkt. Davon betroffen ist die gesamte Zone C, wo nur auf 1% des Landes, das größtenteils schon bebaut ist, von Palästinensern gebaut werden darf. Im Gegensatz dazu fördert der Staat in den israelischen Siedlungen, die in Zone C 70% des Landes kontrollieren, eine intensive Bautätigkeit und Expansion.

Im Juli 2010 berichtete die Tageszeitung Haaretz, dass das Verteidigungsministerium, die Ziviladministration, die für die Zerstörungsoperationen in der Westbank zuständig ist, angewiesen hat, intensiver gegen die in Zone C errichteten "illegalen" Bauten vorzugehen.Wegen seiner strategischen Bedeutung ist das Jordantal einer der israelischen Schwerpunkte der Häuserzerstörungspolitik. Dort wurden seit 2006 mehr Häuser zerstört als irgendwo sonst in der Westbank. 2011 waren es über 200 Bauten – 40% aller Häuserzerstörungen in der Westbank. Dadurch wurden 430 Palästinenser obdachlos und der Lebensunterhalt von weiteren 1.200 Menschen geschädigt.

B'Tselem zufolge ist Israels Motiv für die Häuserzerstörungen im Jordantal "nicht gegründet auf militärische Sicherheitsbedürfnisse, sondern politisch: die de facto Annexion des Jordantals". Luisa Morgantini, die ehemalige Vizepräsidentin des europäischen Parlaments, kommentierte: "Ein Gebiet, das heute von seinen Einwohnern gesäubert wird, lässt sich morgen leichter annektieren".

Jeff Halper vom Israelischen Komitee gegen die Häuserzerstörungen (ICAHD) stellt einen Zusammenhang zwischen der israelischen Politik innerhalb der Grünen Linie und in den 1967 besetzten Gebieten her: "Die Politik des Abrisses von Häusern in den 1967 besetzten Gebieten ist nichts anderes als eine Fortführung der 1948 begonnenen", so Halper. "Der Zweck ist, PalästinenserInnen in kleine Enklaven im Land zu zwingen und ihnen letztlich das Leben so schwer zu machen, dass sie weggehen."

Viele Familien leben schon seit Hunderten von Jahren im Jordantal, andere sind Binnenflüchtlinge, darunter Familien, die 1948 aus dem Naqab/Negev, 1967 aus anderen Teilen der Westbank oder in den 1990er Jahren von Siedlern aus den südlichen Hebron-Bergen vertrieben worden waren. Die Erfahrung der Vertreibung bestärkt die meisten von ihnen darin, sich nicht noch einmal vertreiben zu lassen. Über 30% der Familien, die in Zone C des Jordantals leben, sind seit 2000 mindestens einmal vertrieben worden und viele Familien haben ihre zerstörten Ortschaften mindestens vier Mal wieder aufgebaut.

Häuserzerstörungen haben für die betroffenen Familien und Gemeinden gravierende Folgen: "Die Zerstörung von Häusern und Quellen des Lebensunterhalts hat verheerende unmittelbare und längerfristige Folgen für palästinensische Familien und Gemeinden, von denen viele bereits unterhalb der Armutsgrenze leben und als solche zu den verletzlichsten Menschen in den besetzten palästinensischen Gebieten gehören.

Zusätzlich dazu, dass die Familie ihres hauptsächlichen Vermögens und der Quelle der physischen und ökonomischen Sicherheit beraubt wird, führen Häuserzerstörungen zu einer signifikanten Verschlechterung der Lebensbedingungen, einer Zunahme von Armut und langfristiger Instabilität sowie zu eingeschränktem Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie Bildung, Gesundheitsversorgung sowie Wasser und Abwasserentsorgung. Die Folgen können besonders für Kinder verheerend sein und posttraumatische Belastungsstörungen (PTSD), Depression, Angst und verminderte schulische Leistungen einschließen."

Wasserentzug

Die stärkste Waffe der Kolonialmacht gegen die einheimische Bevölkerung ist die Kontrolle des Wassers. Während die Siedler über Wasser im Überfluss verfügen, leiden die Palästinenser unter einem ernsten Wassermangel. Eine der ersten Militärverordnungen, die der zuständige militärische Verantwortliche im Jordantal erließ, war, den Palästinensern zu verbieten, die Wasserressourcen ohne Genehmigung zu nutzen. Das Wasser des Jordanflusses wird ausschließlich für die Versorgung der jüdisch-israelischen Bevölkerung genutzt, Palästinenser haben keinen Zugriff darauf. Während es vor der Besatzung 209 Brunnen im Jordantal gab, die den Palästinensern zur Verfügung standen, sind es jetzt noch 89. Nur 37% der Palästinenser im Jordantal haben direkten Zugang zu Wasser, nur 2% zu einer Abwasserentsorgung.

Der israelische Wasserkonzern Mekorot kontrolliert das Wasser des Jordantals, wo ein Drittel der Wasserressourcen der Westbank liegen, fast vollständig. Durch seine Praxis, 200 Meter tief nach Wasser zu graben, sowie die kontinuierliche Übernutzung der Ressourcen, hat Mekorot die Austrocknung eines Teils der palästinensischen Brunnen verursacht. Quellen, die auf palästinensischem Land liegen, wurden zum Eigentum des Staates Israel erklärt und beschlagnahmt oder zum Versiegen gebracht. Die Auja-Quelle zum Beispiel, die die größte der Region und von zentraler Bedeutung für die lokale Landwirtschaft war, ist mittlerweile ausgetrocknet, da Israel direkt daneben Brunnen gebaut und deren Wasser umgeleitet hat. Dadurch wurden mehrere Hundert Hektar palästinensischen Agrarlands in Wüste verwandelt. Die Austrocknung des al-Auja-Gebiets hat zum Verschwinden der Abu-Namleh-Bananensorte geführt, die in ganz Palästina für ihr besonderes Aroma bekannt war. Auch das Tote Meer ist durch die extreme Übernutzung der Wasserressourcen von Austrocknung bedroht.

Im Gegensatz zur einheimischen Bevölkerung werden die 9.500 kolonialen Siedler im Jordantal reichlich mit subventioniertem Wasser versorgt. Diese Siedler haben den wohl höchsten Wasserverbrauch des Landes. Jüdische Israelis verbrauchen landesweit pro Tag und Kopf durchschnittlich 300 Liter Wasser, Palästinenser nur durchschnittlich 70 Liter. Im Jordantal nützen die Siedler durchschnittlich 487 Liter pro Tag und Kopf nur für den Haushaltsgebrauch, im Norden des Toten Meers sind es sogar durchschnittlich 727 Liter. Wenn der Wasserverbrauch in der Landwirtschaft hinzugezählt wird, erhöht sich die Menge des pro Tag und Kopf verbrauchten Wassers auf 1.312 Liter.

Die 9.500 Siedler im Jordantal konsumieren insgesamt ein Viertel jener Wassermenge, die die 2,6 Millionen in der Westbank lebenden Palästinenser zusammen verbrauchen. Die Palästinenser im Jordantal bekommen nur einen Bruchteil des Wasser, das die zionistischen Siedler konsumieren. In Zbeidat sind es zum Beispiel 81 Liter pro Tag und Kopf, in al-Auja 82 Liter, in Ras al-Auja 30 Liter und in al-Hadidiya 20 Liter.

Zudem muss das benötigte Wasser oftmals mit Traktoren aus weit entfernt liegenden Orten geholt werden. Nicht immer werden die Palästinenser dabei von der israelischen Armee durch die Checkpoints gelassen. Manchmal werden die Wassertanks mitsamt der sie ziehenden Traktoren beschlagnahmt und nur gegen hohe Bußgelder und die schriftliche Versicherung des Besitzers, dass er das Gebiet verlässt, wieder freigegeben. "Über Generationen haben wir Löcher in den Boden gegraben, in denen wir genügend Wasser für sechs Monate auffingen, um Menschen und Tiere zu tränken und Feldfrüchte zu wässern", sagt Abu Sakri aus dem Dorf al-Hadidiya. "Jetzt sind unsere Brunnen verschlossen worden und wir sind gezwungen, Wasser aus einem 35 km entfernten Ort hierher zu bringen. (...) Man braucht keine Gewehre, um Menschen zu töten. Uns unsere Brunnen nicht benutzen zu lassen, ist genau so effektiv."

In vielen Gemeinden des Jordantals hat die Armee die Pipelines, die die Bewohner über Jahre mit Genehmigung der israelischen Verwaltung mit Wasser versorgt hatten, zerstört. Genehmigungen zur Errichtung von Auffangbecken für Regenwasser werden nicht erteilt und wenn sie trotzdem errichtet werden, beschlagnahmt oder zerstört. Auch Wasserpumpen werden monatelang beschlagnahmt.

Unter diesen Umständen kann der tägliche Wasserbedarf der Bevölkerung nicht mehr gedeckt werden. In einigen Gebieten stehen den Palästinensern weniger als 20 Liter pro Tag und Kopf zur Verfügung. Palästinenser zahlen überdies ein Vielfaches des Preises, der jüdischen Israelis berechnet wird. Die Weltbank vergleicht den Zugang zu Wasser in Zone C mit den Bedingungen der Flüchtlingslager im Kongo oder dem Sudan: "Mit einem Wasserverbrauch von 10 Liter pro Kopf und Tag in einigen Gebieten, haben einige Gemeinden der Westbank, vor allem in Zone C, einen Zugang zu Wasser, der vergleichbar ist mit dem von Flüchtlingslagern im Kongo oder dem Sudan."

Israel hat seine Politik, den palästinensischen Dörfern das Wasser zu entziehen, in den vergangenen Jahren verschärft. Zwischen 2009 und 2011 wurden 44 Zisternen und Regenwasserauffangbecken in Zone C zerstört, 20 davon zwischen Januar und Juli 2011. Davon betroffen waren 13.602 Palästinenser, von denen 127 (darunter 104 Kinder) durch die Aktionen vertrieben wurden. Dem UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) zufolge fand die Mehrzahl dieser Zerstörungen in Gebieten statt, die entweder zuvor zu geschlossenen militärischen Gebieten erklärt worden waren oder in der Nähe von zionistischen Siedlungen liegen.

Überall in Zone C vervollständigen die Siedler die staatliche Austrocknung, indem sie Quellen und Brunnen beschlagnahmen, zu religiösen Heiligtümern, familiären Gedenkstätten oder touristischen Attraktionen erklären und der palästinensischen Bevölkerung den Zugang dazu verweigern. Bis März 2012 haben sie 30 Quellen an sich gebracht und 26 weitere sind massiv bedroht.

Militärische Übungsplätze und Naturreservate

Die israelischen Methoden des Landraubs werden seit 1967 am exzessivsten im Jordantal angewendet: 53% der Fläche wurden zu Staatsland erklärt (15,4% in der Westbank), 56% zu Schieß- oder militärischen Trainingsplätzen (13% in der Westbank), 20% sind als israelische Naturreservate ausgewiesen (5,6% in der Westbank), 15% gehören zu den Kommunalverwaltungen der Siedlungen (3,4% in der Westbank) und 86% stehen unter der Jurisdiktion der Regionalräte der Siedlungen. Weitere 7% des Landes sind seit dem Wye-River-Memorandum von 1998 als palästinensische Naturreservate ausgewiesen, sodass insgesamt 94% des Jordantals der palästinensischen Nutzung entzogen sind.

Die Kategorisierung von Land als Naturreservate und militärische Übungsplätze ist, wie die Erfahrung von Jahrzehnten gezeigt hat, größtenteils als eine Art Zwischennutzung zu verstehen, bevor das Land an zionistische Siedler übergeben wird. Seit 1967 ist das mit zahlreichen militärischen Übungsplätzen geschehen. Alle palästinensischen Dörfer in der Region sind von Siedlungen oder/und Militärstützpunkten umzingelt. Militärische Übungsplätze wurden strategisch als Pufferzonen zwischen den Siedlern und der einheimischen Bevölkerung angelegt. Die Schießplätze richten sich speziell gegen die von Viehwirtschaft lebenden Dörfer, die dieses Land als Weidefläche nutzen oder sogar innerhalb der Schießplätze liegen. Die Schießplätze sind überall: vor den Zelten der Beduinen und entlang der Straßen.

Immer wieder werden Palästinenser und ihre Tiere aufgrund dessen verletzt oder getötet. Der spätere Bürgermeister des Dorfes al-Aqaba, das zwischen zwei Militärbasen liegt, wurde zum Beispiel im Alter von 17 Jahren aus einem Übungsplatz heraus so schwer verletzt, dass er heute im Rollstuhl sitzt. Neben dem Terror, den die Präsenz ständig trainierender und schießender Soldaten in der unmittelbaren Nachbarschaft ausübt, waren die massive Einschränkung der Bewegungsfreiheit und Häuserzerstörungen der Grund dafür, dass 85% der Bewohner das Dorf zwischen 1967 und 2006 verließen.

3.400 Palästinenser leben in geschlossen militärischen Zonen und sind von akuter Vertreibung bedroht. Die fünf Dörfer al-Farisiye, al-Malih, al-Ras al-Ahmar, Khirbet Humsa und al-Hudidiya wurden direkt zu Schießplätzen erklärt. Al-Farisiye wurde vor über 50 Jahren auf Land errichtet, das von einem Landbesitzer im nahe gelegenen Tubas gepachtet worden war. Die Bewohner des Dorfes wurden im Zensus, der bald nach der Besetzung stattfand, nicht erfasst und das Gebiet zur "geschlossenen militärischen Zone" erklärt.

Die Eigentumsrechte seiner Bewohner wurden nicht anerkannt und ihnen eine Aufenthaltsgenehmigung verweigert. Die Dorfbevölkerung weigerte sich jedoch, es zu verlassen. Neben dem Entzug von Wasser, aufgrund dessen die Bewohner das Dorf Anfang des Jahres 2010 vorübergehend hatten verlassen müssen, deklarierte Israel in jüngster Zeit das Gebiet als Schießplatz zur Legitimierung der Vertreibung der Bewohnern. 2009 brachte die israelische Armee am Eingang von al-Farisiye ein Schild an, auf dem das Gebiet zum Schießplatz erklärt wurde. Eine solche Bekanntmachung war stets der Auftakt zur Räumung palästinensischer Dörfer unter dem Vorwand, dass das militärische Training eine ernste Gefahr für sie darstelle.

Einen Kilometer von al-Farisiye entfernt liegt die Siedlung Rotem und zwei Kilometer entfernt die Siedlung Mehola, die 1979 auf dem Land von al-Farisiye errichtet wurde. Das Land auf dem al-Farisiye liegt, wurde bereits dem Regionalrat der Siedler im Jordantal zugesprochen. Im Juli 2010 wurde al-Farisiye weitgehend zerstört und dadurch 113 Menschen, darunter 52 Kinder, obdachlos. Anfang August zerstörte die Armee auch die 27 Zelte, die diesen als Notunterkünfte gedient hatten. Das Dorf wurde wieder aufgebaut, 2011 erneut in Teilen und 2012 vollständig zerstört. Jedes Mal wurde es wieder aufgebaut.

Schleichende ethnische Säuberung in Zone C

Der Prozess der schleichenden ethnischen Säuberung findet in der gesamten Zone C statt, die 62% der Westbank umfasst. Etwa 400 Ortschaften liegen ganz oder teilweise in Zone C. Das bebaute Gebiet von 271 Gemeinschaften liegt zu über 50% in Zone C, bei vielen von ihnen vollständig. In Zone C lebt etwa 5% der palästinensischen Bevölkerung, schätzungsweise 150.000 Menschen, darunter viele kleine, Viehhaltung betreibende Gemeinschaften in den abgelegenen östlichen und südlichen Hügeln der Westbank. OCHA zählt sie zu den ärmsten und verletzlichsten Teilen der palästinensischen Bevölkerung.

Eine OCHA-Studie von 2011 kommt zu dem Schluss, dass die israelische Siedlungspolitik, Häuserzerstörungen und andere Maßnahmen Beispiele eines "klaren Verdrängungsmusters" sind, und dass Palästinenser ihre Häuser und Gemeinschaften verlassen müssen, um ihre Grundbedürfnisse zu erfüllen.

Zwischen 2000 und 2009 wurde mehr als ein Drittel der Bevölkerung in Zone C dauerhaft oder vorübergehend vertrieben. 2011 stammte ein Drittel derjenigen, die innerhalb der Westbank aus ihren Häusern vertrieben wurden, aus dem Jordantal, darunter 60% Kinder.

Die Lage verschärft sich kontinuierlich. Die Zahl der von Häuserzerstörungen betroffenen Palästinenser ist, dem UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte in den 1967 besetzten palästinensischen Gebieten Richard Falk zufolge, seit 2010 um 87% gestiegen. Allein in der ersten Hälfte des Jahres 2012 wurden 330 bauliche Strukturen (Wohnhäuser, Ställe, Wasserzisternen und Straßen) zerstört. Davon waren insgesamt 2.100 Palästinenser betroffen und 536 von ihnen wurden dadurch obdachlos, die Hälfte davon Kinder.

Falk hob den Fall der Familie von Salim und Arabiya Shawamreh hervor, deren Haus, in dem sie mit ihren sieben Kindern leben, in den letzten 14 Jahren fünfmal zerstört wurde. Unter Beteiligung israelischer und internationaler Aktivisten baute das Israelische Komitee gegen Häuserzerstörungen (ICAHD) das Haus in Anata im Juli 2012 wieder auf.

Der schleichende Charakter der ethnischen Säuberung in Zone C macht diese jedoch tendenziell unsichtbar. Es gibt keine Massenvertreibungen, kein großes militärisches Aufgebot, das die Palästinenser vor sich hertreibt und auf Lkws verlädt, keine Massaker wie 1948. Dass Vertreibung auch ohne diese dramatischen Szenen vor sich gehen kann, haben Gadi Algazi und Azmi Bdeir in einem Artikel in der israelischen Tageszeitung "Haaretz" betont: "Transfer ist nicht notwendigerweise ein dramatischer Moment, ein Moment, in dem Menschen vertrieben werden und aus ihren Städten oder Dörfern fliehen. Er ist nicht notwendigerweise eine geplante und gut organisierte Bewegung mit Bussen und Lastwagen voller Menschen wie 1967 in Qalqiliya. Transfer ist ein tiefer gehender Prozess, ein schleichender Prozess, der der Sicht entzogen ist. Er wird nicht auf Film festgehalten, kaum dokumentiert und findet vor unseren Augen statt. Jeder, der auf einen dramatischen Moment wartet, läuft Gefahr, ihn zu verpassen, während er geschieht."

Richard Falk, bezeichnet die israelische Politik in Teilen der Westbank als Politik der ethnischen Säuberung: "Die Anzeichen mehren sich, dass längerfristig betrachtet das allgemeine Muster der Kombination der erzwungenen Ausweisungen von Palästinensern [aus einem Gebiet] heraus und dem von der Regierung unterstützten freiwilligen Transfer israelischer Siedler [in ein Gebiet] hinein die systematische Politik Israels widerspiegelt, die Voraussetzungen für eine allumfassende Enteignung der Palästinenser und die Etablierung permanenter Kontrolle über die seit 1967 besetzten Gebiete zu schaffen.

Nach einem Bericht der Vereinten Nationen wird erzwungener Bevölkerungstransfer oder ethnische Säuberung definiert als die "systematische, erzwungene und vorsätzliche (...) Bewegung einer Bevölkerung in ein Gebiet hinein oder aus einem Gebiet heraus (...) mit der Folge oder in der Absicht, die demografische Zusammensetzung eines Territoriums zu ändern, (...) besonders, wenn diese Ideologie oder Politik die Dominanz einer bestimmten Gruppe geltend macht".

Richard Falk sagte das zwar in Bezug auf Jerusalem, aber es trifft ebenso sehr auf das Jordantal zu. Im internationalen Recht gilt nicht nur direkte Vertreibung mittels militärischer Gewalt als erzwungener Bevölkerungstransfer, sondern auch indirekte Vertreibung durch die Schaffung katastrophaler Lebensbedingungen. Artikel 49 der Genfer Konvention untersagt alle Formen des erzwungenen Transfers. Einzig aus Gründen der Sicherheit darf eine Bevölkerung vorübergehend aus besetzten Gebieten entfernt werden, muss aber nach der Beendigung der Feindseligkeiten zu ihren Häusern zurückgebracht werden.

Das Römische Statut des Internationalen Gerichtshofs definiert in Artikel 7 "Deportation oder erzwungenen Bevölkerungstransfer" als Verbrechen gegen die Menschlichkeit und "ungesetzliche Deportation oder Transfer" in Artikel 8 als Kriegsverbrechen. In Artikel 8 (2)(b)(viii) des Römischen Statuts wird erwähnt, dass der Transfer direkt oder indirekt erfolgen kann.

Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) definiert erzwungenen Transfer wie folgt: "Erzwungener Transfer ist die Bewegung von Individuen unter Zwang von ihrem Wohnort zu einem Ort, den sie nicht gewählt haben". Die Berufungskammer des ICTY befand, dass erzwungener Transfer nicht auf physische Gewalt begrenzt werden sollte, sondern dass auch andere Faktoren eine Handlung zur unfreiwilligen machen können, zum Beispiel, wenn ein Vorteil aus Zwangsumständen gezogen wird.

Im Urteil zum Krajišnik-Prozess heißt es: "Serbische Kommunalbehörden und serbische Truppen schufen für Muslime und Kroaten ›harte Lebensbedingungen‹, die es ihnen praktisch unmöglich machten, in ihren Gemeinden zu bleiben." Das Tribunal kam zu dem Schluss, dass es den serbischen Behörden durch Hausdurchsuchungen, Verhaftungen und physische Drangsalierung sowie die Unterbrechung von Wasser, Elektrizität und Telefonverbindungen gelang, harte Lebensbedingungen zu schaffen, wodurch viele Muslime und Kroaten dazu bewegt wurden, ihre Häuser zu verlassen. Das Tribunal wertete das als erzwungenen Transfer. Die geschilderte Politik trifft zweifellos auch auf den Staat Israel zu. Die Anklage Israels vor einem internationalen Gericht setzte allerdings eine grundlegende Veränderung der internationalen Kräfteverhältnisse voraus.

Mit freundlicher Genehmigung des Promedia-Verlags

Logo Ratschlag marxistische Politik

Ratschlag marxistische Politik:

Gewerkschaften zwischen Integration und Klassenkampf

Samstag, 20. April 2024, 11:00 Uhr bis 16:30 Uhr
in Frankfurt am Main

Es referieren:
Nicole Mayer-Ahuja, Professorin für Soziologie, Uni Göttingen
Frank Deppe, emer. Professor für Politikwissenschaft, Marburg

Zu diesem Ratschlag laden ein:
Bettina Jürgensen, Frank Deppe, Heinz Bierbaum, Heinz Stehr, Ingar Solty

Anmeldung aufgrund begrenzter Raumkapazität bis spätestens 13.04.24 erforderlich unter:
marxlink-muc@t-online.de


 

Farkha2023 21 Buehnentranspi

Farkha-Festival 2024 abgesagt.
Wegen Völkermord in Gaza und Staatsterror und Siedlergewalt im Westjordanland.
hier geht es weiter zum Text


 

 

UNRWA Gazakrieg Essenausgabe

UNRWA Nothilfeaufruf für Gaza
Vereint in Menschlichkeit, vereint in Aktion

Mehr als 2 Millionen Menschen, darunter 1,7 Millionen Palästina-Flüchtlinge, zahlen den verheerenden Preis für die Eskalation im Gazastreifen.
Zivilisten sterben, während die Welt zusieht. Die Luftangriffe gehen weiter. Familien werden massenweise vertrieben. Lebensrettende Hilfsgüter gehen zur Neige. Der Zugang für humanitäre Hilfe wird nach wie vor verweigert.
Unter diesen Umständen sind Hunderttausende von Vertriebenen in UNRWA-Schulen untergebracht. Tausende unserer humanitären Helfer sind vor Ort, um Hilfe zu leisten, aber Nahrungsmittel, Wasser und andere lebenswichtige Güter werden bald aufgebraucht sein.
Das UNRWA fordert den sofortigen Zugang zu humanitärer Hilfe und die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern für bedürftige Palästina-Flüchtlinge.
Dies ist ein Moment, der zum Handeln auffordert. Lassen Sie uns gemeinsam für die Menschlichkeit eintreten und denjenigen, die es am meisten brauchen, die dringend benötigte Hilfe bringen.

Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge

Spenden: https://donate.unrwa.org/gaza/~my-donation


 

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