Ausgabe Januar 2012

Die gnadenlose Euro-Logik

In den letzten Wochen wurde eine neue Eskalationsstufe in der Eurokrise erreicht. Das bisher Undenkbare ist jetzt vorstellbar: der Zusammenbruch des Euro. Seit nunmehr zwei Jahren sind alle Bemühungen gescheitert, diese Krise zu bewältigen. Wie konnte Europa in einen Zustand derartiger Hilflosigkeit geraten? Ein Zustand, der dazu führt, dass die gesamte europäische Konstruktion scheinbar von den innenpolitischen Wirren und Reformblockaden eines Landes abhängig wurde, dessen Wirtschaftskraft gerade einmal etwas mehr als zwei Prozent der Eurozone ausmacht?

Der britische Schatzkanzler George Osborne hat vor einigen Wochen von der gnadenlosen Logik der gemeinsamen Währung gesprochen.[1] Er meinte damit die für die britischen Konservativen recht unheimliche Tendenz des europäischen Integrationsprojekts, Sachzwänge zu erzeugen, die eine Vertiefung der Union als nahezu unausweichlich erscheinen lassen. Auch wenn die Verantwortlichen des Euroraums inzwischen ausgesprochen unwirsch auf gute und weniger gute Ratschläge von der Insel reagieren, so hat Osborne doch eine Teilwahrheit ausgesprochen, die einen Hinweis darauf liefert, weshalb diese Krise nicht zu vermeiden war und warum es so schwer ist, eine akzeptable Lösung zu finden.

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