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Eklat um Präsidentenberater in Kolumbien

Venezolanischer Lobbyist soll Deal zwischen Präsident Santos und Drogenbossen vermittelt und dafür Millionen erhalten haben. USA waren informiert

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Ex-Berater von Santos: Juan José Rendón
Ex-Berater von Santos: Juan José Rendón

Bogotá. Juan José Rendón, der venezolanische Berater des amtierenden kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos soll zwölf Millionen US-Dollar von Drogenhändlern erhalten haben,um zwischen diesen und dem Staatschef einen Deal zu vermitteln. Er wurde nach Bekanntwerden der Vorwürfe am Dienstag umgehend als Berater des Präsidenten im laufenden Wahlkampf entlassen.  Der Skandal sorgt in Kolumbien für großes Aufsehen. Rendón war zuvor Berater des venezolanischen Oppositionsführers Henrique Capriles und ist zudem selbst in der venezolanischen Oppositionsszene politisch aktiv. 

Erstmals geäußert hatte die Vorwürfe der in den USA inhaftierte Drogenhändler und Ex-Chef der paramilitärischen Bande "Los Rastrojos", Javier Antonio Calle Serna, im Dezember vor einer kolumbianischen Staatsanwältin. Dies gibt der Enthüllungsjournalist Daniel Coronell unter Berufung auf Protokolle an.

Rendón habe dabei zugegeben, sich mit den Anwälten der Drogenhändler drei Mal getroffen und in Folge Präsident Santos einen Kooperationsvorschlag der Drogendealer unterbreiten zu haben. Es handelte sich um die Drogenbosse mit den Decknamen "Daniel Rastrojo", "Cuchillo" und "Loco Barrera". Der Venezolaner streitet jedoch ab, Geld für seine Vermittlung erhalten zu haben. Er behauptet, im Jahr 2011 lediglich einen Brief und ein Video der Drogenbosse an Santos übergeben zu haben.

Allerdings wird der Ex-Berater des amtierenden kolumbianischen Präsidenten in dem Dokument "Agenda für die Lösung des Drogenhandels und der von ihm verursachten Gewalt" als "Hauptstratege" eines Plans zur Verständigung zwischen einer großen Gruppe von Drogenhändlern und der Regierung genannt. Das im Jahr 2011 erstellte Dokument bezeichnet Rendón unter anderem als verantwortlich für "Vermittlung in den Verhandlungen".  Die 109-seitige "Agenda" ist von der Tageszeitung El Espectador aufgedeckt worden. Wer die Autoren sind, ist unklar. Vermutet wird jedoch, dass das Papier aus Kreisen der Drogenhändler stammt.

Der Plan sah als Gegenleistung für die Kooperation der Drogenchefs vor, dass sie zunächst nicht ins Ausland ausgeliefert, dass die Haftbefehle gegen sie vorübergehend aufgehoben und dass keine Strafprozesse gegen ihre Familienangehörigen angestrengt werden. Die "Agenda für die Lösung des Drogenhandels" sei hohen Kreisen der Regierung, der damaligen Staatsanwältin Vivian Morales, der Leitung der Polizei sowie Funktionären der US-Botschaft in Bogotá bekannt gewesen, schreibt El Espectador. Die Annährungen an eine "bedeutende Gruppe von Drogenhändlern" hätte der Regierung zudem politisch nutzen sollen, sagte der Anwalt von Rendón, Abelardo de la Espriella. Das Vorhaben ist nach Angaben von Calle Serna letztendlich aber gescheitert, weil die USA eine Teilnahme abgelehnt hatten. Daraufhin verhandelte der Drogenboss auf eigene Faust mit der US-Justiz und stellte sich ihr im Jahr 2012.

Mittlerweile hat die Nichtregierungsorganisation "Aufsichtsnetzwerk der Bürger" bei der Staatsanwaltschaft in Bogotá Klage gegen Rendón wegen unlauterer Einflussnahme und Betrug eingereicht. Die von dem Ex-Berater geleugnete Zahlung von zwölf Millionen US-Dollar soll untersucht werden. In diesem Zusammenhang berichtete der Journalist Coronell, dass Rendón im Jahr seiner Vermittlungen die Firma Tulum Investments im US-Steuerparadies Delaware gegründet hat. Coronell belegt, dass die Firma kurz danach ein vier Millionen US-Dollar teures Penthouse in Miami durch eine Einzelzahlung gekauft hat.

Nach Darstellung des venezolanischen Politberaters ist die Aussage von Calle Serna Teil einer vom venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro angezettelten Verschwörung. Rendón hat als Berater unter anderem auch für den venezolanischen Oppositionspolitiker Henrique Capriles, für den ehemaligen kolumbianischen Präsidenten Álvaro Uribe und für den honduranischen De-facto-Präsideten Porfirio Lobo gearbeitet und gilt als begabter Propagandist. Laut dem kanadischen Journalist Jean Guy Allard steht er mit militanten Gegnern der venezolanischen Regierung in Verbindung.