Jean Paul und der zerfallende Wissenskosmos

Essay Zum 250. Geburtstag: Es fällt uns Heutigen schwer, den "Titan" zu lesen. Aber wer wissen will, warum der Bildungsroman scheitert, sollte es doch tun
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Jean Pauls Hauptvermächtnis ist der Titan, erschienen zwischen 1800 und 1803. Unter seinen Romanen war er schon damals der unpopulärste. Heute schaudern selbst Literaturkritiker vor diesem, wie man sagt, kaum lesbaren Werk zurück. Niemand außer Norbert Miller, dem Herausgeber der Werkausgabe, könne die Handlung der ersten hundert (von achthundert) Seiten komplett nacherzählen, heißt es in einer Betrachtung zum 250. Geburtstag Jean Pauls.

Überhaupt erscheint dessen überkomplexe Sprache als Zumutung. Sie hat nicht nur im Titan keinen Fluss. Der Titan treibt es nur auf die Spitze. Aber hängt es nicht vom Inhalt ab, wie lesbar etwas sein kann? Wir können uns zwar fragen, ob Romane nicht von Dingen handeln sollten, die glatter dargestellt w