Als im 13. Jahrhundert Marco Polo aus China nach Venedig zurückkehrte, erntete er Spott mit einer neuen Zahl, die in seiner Reisebeschreibung immer wieder auftauchte: Million. Bis dahin war man gewohnt, höchstens in Tausenden zu rechnen. Heute zählen Millionen nicht mehr. Seit Ausbruch der internationalen Finanzkrise ist nur noch von Milliardenbeträgen die Rede, vorzugsweise von dreistelligen.
Speziell jene Staaten, die die Krise besonders beutelt, werden ausschließlich als ökonomische Unsicherheitsfaktoren wahrgenommen, als Empfänger von Krediten und Adressaten von Sparappellen. Die Auswirkungen für die Bürgerinnen und Bürger und für das politische System der Krisenländer, speziell das Funktionieren der parlamentarischen Demokratie, geraten weit weniger ins Blickfeld. Dabei sind sie schon jetzt beachtlich, ja Besorgnis erregend. „Klassische“ Parteienregierungen, die aus Wahlen hervorgehen, nehmen sukzessive ab. An ihre Stelle treten Expertokratien wie die von Mario Monti in Italien und Lukas Papadimos in Griechenland.
Wahlen im Zeichen der Wut
Griechenland als das durch die Schuldenkrise am härtesten getroffene Land bietet auch das beste Beispiel dafür, wie gravierend sich die politische Szenerie seit Beginn der Krise verändert hat, ohne dass dies im Ausland richtig wahrgenommen wird.