Die Gegenwart der Vergangenheit des Großen Krieges
Um es gleich vorweg zu sagen, ein „Historikerstreit“ ist das nicht, was sich im bisherigen Verlauf des Geschichtsjahres 2014, also einhundert Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs, an politisch-publizistischen Aufwallungen bemerkbar gemacht hat. Was man aber besichtigen kann, ist ein kleines Lehrstück über den Nutzen und Nachteil der Historie für das tägliche Leben.
Anfangs ließen nur die Voranzeigen der Verlage und Medien erahnen, dass eine regelrechte Flutwelle an Buchproduktionen, namentlich Gesamtdarstellungen, und einschlägigen TV-Produktionen („Die Männer der Emden“, „Sarajevo“) auf das Publikum zurollen würde. Erst in der teils begeisterten, teils skeptischen Reaktion auf das Erscheinen der Gesamtdarstellung des englisch-australischen Historikers Christopher Clark („Die Schlafwandler“) wurde allmählich deutlich, dass sich hier eng miteinander verzahnte Konfliktfelder auftaten, die in den folgenden Monaten die Feuilletons und die politische Publizistik in Atem halten sollten.
Clark schenkte zum einen der speziell deutschen Verantwortlichkeit für den Kriegsausbruch vergleichsweise geringe Aufmerksamkeit.