Hoffnungsschimmer für Wagner Solar

Mitarbeiter des insolventen hessischen Solartechnikbetriebs gründen Genossenschaftsinitiative

  • Ulrike Kumpe
  • Lesedauer: 3 Min.
Das Solartechnikunternehmen Wagner & Co. GmbH musste am 22. April wegen schlechter Auftragslage Insolvenz anmelden. Die Mitarbeiter wollen das nicht einfach so hinnehmen.

Mit der Insolvenz des Solartechnikpioniers Wagner & Co GmbH aus dem hessischen Cölbe gründete sich eine Mitarbeiterinitiative zur Übernahme des Unternehmens. In einer Pressemitteilung kündigten sie an, das Unternehmen mit einem neuen Geschäftsmodell weiter führen zu wollen. Geplant ist die Gründung einer Genossenschaft. Christoph Geiger, einer der Initiatoren dieser Initiative, sagte gegenüber »nd«: »Mit unserer Presseerklärung wollten wir ein Signal geben, dass es eine Zukunft geben kann.«

Bis jetzt haben sich 25 der 150 Mitarbeiter von Wagner Solar zusammengesetzt und erste Planungen für eine Übernahme des Betriebes als Genossenschaft vorbereitet. In dieser Woche sollen alle Mitarbeiter in Cölbe und Kirchhain von der Initiativengruppe informiert werden. Die rechnet mit einer breiten Beteiligung. Das könnte auch daran liegen, dass das Unternehmen seit seiner Gründung im Jahr 1979 ein Betrieb in Belegschaftshand ist. Viele Mitarbeiter bei Wagner Solar sind gleichzeitig Angestellte und Gesellschafter.

Der rückläufige Markt im Solarsektor machte dem Unternehmen, das im Jahr 2005 mit dem Deutschen Solarpreis ausgezeichnet wurde, aktuell schwer zu schaffen. Viele Mitarbeiter mussten aufgrund der schlechten Auftragslage entlassen werden. Für die Situation machen die Mitarbeiter von Wagner Solar und der Interessenverband Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien (Eurosolar) die Energiepolitik der Bundesregierung verantwortlich. Die Novellierung des Erneuerbare Energien Gesetzes, die am 1. August in Kraft treten soll, verunsichere viele Menschen, heißt es.

Das Amtsgericht Marburg bestellte nun Jan Markus Plattner zum Insolvenzverwalter für Wagner & Co. Er fasste seinen Eindruck in einer Erklärung zusammen: »Die Rahmenbedingungen für eine dauerhafte Betriebsfortführung sind äußerst schwierig. Aber mit Blick auf die Produktpalette und die in der Vergangenheit bewiesene Leistungsfähigkeit von Wagner Solar gibt es auch gute Argumente, mit denen wir Geldgeber und potenzielle Investoren überzeugen können.«

Die Mitarbeiter denken, dass sie es schaffen können. Mit ihrer Initiative müssen sie sich neben anderen Investoren behaupten. Sie haben kein Vorkaufsrecht für den Betrieb. Ihnen ist bewusst, dass sie mit der Erstellung eines Businessplans keine Zeit verlieren dürfen. Geiger fasst die Situation zusammen und betont: »Wir stehen noch ganz am Anfang, doch die Zeit drängt.« Im Detail steht das Geschäftsmodell noch nicht fest. Eine große Rolle wird aber die Beschaffung des Eigenkapitals spielen. Mit der Gründung einer Genossenschaft könnten Kunden, Interessierte und Freunde Genossenschaftsanteile erwerben und damit eine neue Grundlage für Wagner Solar schaffen.

Geiger und seine Kollegen denken, dass sie die Unterstützung, die sie benötigen, erhalten werden: »Wir haben schon immer ein enges Verhältnis zu unseren Kunden gehabt. Mit vielen stehen wir auf du und du. Wir bekommen jetzt schon viele Solidaritätsbekundungen«, so Geiger hoffnungsvoll.

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