Der gefallene Oligarch und seine historische Rolle
Bereits die umstrittenen Olympischen Winterspiele in Sotschi, vor allem aber die anhaltende Krise um die Ukraine haben den Blick nicht nur auf die russische Außenpolitik, sondern auch auf die innenpolitische Lage in Russland geschärft – und damit auch auf die zunehmend autoritären Tendenzen des Putin-Regimes. Dagegen gilt spätestens seit seiner Inhaftierung 2003 der Ex-Oligarch Michail Chodorkowski in der westlichen Öffentlichkeit als ein demokratischer Hoffnungsträger. Nach zehn Jahren Haft in einem sibirischen Straflager wurde er Ende 2013 mit 25 000 weiteren Personen im Zuge einer Amnestie anlässlich des 20. Jahrestags der Verfassung in Russland begnadigt – wohl nicht zuletzt auch als „Werbemaßnahme“ für die bevorstehenden Olympischen Spiele. Unter den Entlassenen befanden sich auch Maria Aljochina und Nadeschda Tolokonnikowa von Pussy Riot. Besonders überraschend kam jedoch die Begnadigung Chodorkowskis, da kurz zuvor Gerüchte über die Aufnahme eines dritten Prozesses gegen ihn kursierten. Chodorkowski hat Russland umgehend verlassen und reiste nach Berlin.
Hoch erfreut über die Freilassung zeigten sich Vertreter der einflussreichen „Reformer“, die die Wirtschaftspolitik der Jelzin-Ära maßgeblich geprägt haben und bis heute wichtige Positionen in Ministerien und Forschungseinrichtungen besetzen.