Hohe Chemikalienbelastung nahe Monsanto-Fabrik

Monsanto plant weltweit größte Produktionsstätte für genmanipuliertes Saatgut in Argentinien. Analyse stellte hohe Chemikalienrückstände fest

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Protestplakat gegen den Gentechnikkonzern Monsanto
Protestplakat gegen den Gentechnikkonzern Monsanto

Buenos Aires/Córdoba. Eine Studie der argentinischen Stiftung für Umweltschutz (FUNAM) hat aufgedeckt, dass die Bewohner der Gemeinde Malvinas

in der Provinz von Córdoba in Argentinien durch landwirtschaftliche Spritzmittel schwer geschädigt worden sind. Die Ergebnisse haben nun den Protesten gegen den Gentechnikkonzern Monsanto in der Gemeinde neue Impulse gegeben. In Malvinas südlich der Stadt Córdoba soll die weltweit größte Produktions- und Lagerstätte für genmanipuliertes Saatgut gebaut werden.

Der Lehrstuhl für Toxikologie und Rechtschemie der Universität von Buenos Aires und das Beratungszentrum für Toxikologische Analyse (Cenatoxa) untersuchten Anwohner im Alter zwischen sieben und 53 Jahren. 70 Prozent der medizinischen Proben enthielten hohe Rückstände inzwischen nicht mehr zugelassener Agrarchemikalien.

Die Stiftung FUNAM arbeitet auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für das Bürgerecht auf nachhaltigen Umweltschutz und hat einen Beraterstatus vor dem Wirtschafts- und Sozialrat der UNO. Die Studie wurde von der Non-Profit-Organisation Grassroots Foundation aus Deutschland mitfinanziert.

"Schon geringe Dosen der Herbizide verändern das Hormonsystem und mindern die Abwehrkräfte", so Raúl Montenegro, der Präsident der Stiftung und Professor für Evolutionsbiologie an der Staatlichen Universität von Córdoba. Er berät die Anwohner bei ihrem Widerstand gegen den Konzern.

Diese fordern nun den Bürgermeister Daniel Arzani und den Gouverneur der Provinz Córdoba, José Manuel de la Sota auf, eine breit angelegte Studie durchzuführen. Außerdem soll eine dauerhafte Umweltbeobachtungsstation sowie ein Observatorium zu den Folgen der Massenschädigungen in der Bevölkerung eingerichtet werden.

Der Protest gegen die geplante Lagerstätte von Monsanto in Córdoba ist von den Umweltaktivisten nun auch vor dem Nationalkongress geführt worden. Bei einer Pressekonferenz am 13. Mai stellten sie Parlamentariern verschiedener linksgerichteter Kräfte das Studienergebnis vor. Die Abgeordneten unterzeichneten danach eine Resolution gegen Monsanto. Bei einem Termin in der Ombudsstelle für Bürgerbegehren erzielte die Bewegung einen weiteren Teilerfolgt. Das Gesundheitsministerium verfügte die Durchführung einer Grundlagenstudie, die den Gesundheitszustand der Bevölkerung vor Ort feststellen soll. Rechtlich entscheidet jedoch die Provinzverwaltung über deren Anerkennung oder Ablehnung.

Seit knapp zwei Jahren protestieren Umweltaktivisten und Anwohner gegen die Pläne von Monsanto. Den Kern bildet das Kollektiv Asamblea Malvinas - Lucha por la Vida (Vereinigung von Malvinas – Kampf für das Leben). Seit September 2013 erhält diese Gruppe ein Protestcamp aufrecht und rufet zu Demonstrationen auf. Im Januar erwirkte sie ein Urteil, das einen vorläufigen Baustopp zur Folge hatte, da der Konzern sich nicht an das argentinische Bundesumweltgesetz gehalten und zunächst keinen Bericht über mögliche Auswirkungen auf die Umwelt vorgelegt hatte.

Auf die Bausperre reagierte das Unternehmen mit der Forderung nach einem Runden Tisch, mit der Universität von Córdoba als Vermittlerin. In der Erklärung unterstreicht Monsanto, dass das Großprojekt im Wert von rund 400 Millionen US-Dollar rund 400 Arbeitsplätze in der Region schaffen würde.