"Ich will nicht beschützt werden"

Im Gespräch Die ungarische Philosophin Ágnes Heller gehört zu den bekanntesten Kritikerinnen des Rechtsrucks in Ungarn. Wir haben sie in Berlin getroffen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 21/2014

Der Freitag: Die Gemeinsamkeiten zwischen Ihnen und Hannah Arendt sind bemerkenswert: Sie sind beide als Jüdinnen durch den Nationalsozialismus und die Emigration tief geprägt. Nun gelten Sie wegen Ihrer Kritik an der aktuellen Situation in Ungarn als meistgeschmähte Philosophin im Internet. Arendt hat damals mit ihrem Buch über den Eichmann-Prozess sehr provoziert.

Ágnes Heller: Ich habe Hannah Arendt erst spät im Leben kennengelernt. Mit Ausnahme ihres Buches über den Totalitarismus konnte ich alle anderen Schriften erst recht spät lesen. Es gibt einige Parallelen: Einerseits sind wir osteuropäische Juden. Wir sind in eine Kultur hineingewachsen, die nicht unsere anfängliche Kultur war. Wir haben uns in diesem fremden Kontext selbst gemach