Dem BFC Dynamo, Serienmeister der DDR-Fußball-Oberliga, geht es gerade bestens. Die Berliner dürfen den Aufstieg feiern: Sie spielen in der kommenden Saison in der viertklassigen Regionalliga Nordost, als nächstes Ziel hat man schon mal die 3. Liga ausgegeben.
Dass solche Erfolge auf niedrigem Level für Euphorie sorgen, sagt nicht nur etwas aus über die jüngere Vergangenheit dieses Ex-Top-Klubs, sondern auch über die Gesamtlage des ostdeutschen Fußballs. Energie Cottbus wird aus der zweiten Liga absteigen. Auch Dynamo Dresden droht der freie Fall, mehr als der Relegationsplatz in dieser Spielklasse und -zeit ist nicht mehr möglich. Hansa Rostock dümpelt in der 3. Liga vor sich hin und hat doch einst elf Jahre in der Bundesliga gespielt. Immerhin konnte der Klub vor zwei Wochen jubeln, als die in Schwerin regierenden Koalitionäre CDU und SPD Plänen zustimmten, nach denen das Land Mecklenburg-Vorpommern, das seit 2012 bereits für die Hanseaten bürgt, dank Schuldenschnitt 2,6 Millionen Euro an zwei Gläubigerbanken zahlt. Ohne diesen Deal wäre die Hansa-Insolvenz besiegelt. Ob es dem Steuerzahler gefällt, dass ihr Geld dafür verwendet wird, ein Unternehmen aus der Unterhaltungsbranche über Wasser zu halten, wird man nach der Kommunalwahl am 25. Mai wissen. Aber nicht nur Rostock hat finanzielle Probleme – auch die Klubs in Chemnitz, Halle und Erfurt, die ebenfalls in der 3. Liga spielen. Sie alle erhielten die Lizenz für die Saison 14/15 nur unter Auflagen. Die große Ausnahme ist Leipzig, wo derzeit die Fußballlandschaft blüht. Aber nur, weil ein österreichischer Konzern einen Klub aus dem Boden gestampft hat, dessen vorrangiger Zweck darin besteht, eine aufputschende Brause zu bewerben.
RB Leipzig ist, wie andere Unternehmen der Red-Bull-Sportfirmengruppe, letztlich Teileines Reklame-Gesamtkunstwerks. Den meisten Leipziger Fans sind solche Einwände egal. Als RB am Wochenende mit einem Sieg gegen den direkten Konkurrenten Darmstadt einen großen Schritt Richtung 2. Liga machte, waren im früheren Zentralstadion fast 40.000 Zuschauer dabei. Man kann das angesichts des attraktiven Fußballs, den die kickenden Red-Bull-Dienstleister bieten, sogar verstehen.
Dass es anderswo an Geld und sportlicher Qualität mangelt, hat zwei Gründe: Zum einen spiegelt sich im Fußball die Strukturschwäche der betroffenen Regionen wider, es fehlt an Großunternehmen, die Klubs sponsern. Zum anderen ist die Verteilung der Fernsehgelder fragwürdig. Ein Drittligist bekommt nur 771.000 Euro, ein Zweitligist erhält aus diesem Topf vier- bis achtmal so viel. Michael Schädlich, Präsident des Halleschen FC und Geschäftsführer des dortigen Instituts für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung, hat deshalb zu Beginn der Saison 13/14 einen Soli-Zuschlag für Ostklubs gefordert. Die Idee ist schnell verpufft, dabei ist im deutschen Fußball eine Umverteilungsdebatte unumgänglich. Das Klagelied, der DFB tue nichts für die Kleinen, hört man oft. Zu einer Machtdemonstration haben sich die Benachteiligten aber bisher nicht aufraffen können. Warum bloß? Die Großklubs, nach deren Interessen der DFB seine Politik ausrichtet, sind in dem 25.400 Vereine starken Verband ja eigentlich nur eine Splittergruppe.
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