Bereits Ende 2008 fragte Nobelpreisträger Paul Krugman, aus welchem Grund die deutsche Regierung sich so hartnäckig weigert, einer gemeinschaftlichen Lösung der europäischen Schuldenkrise zuzustimmen. Wenn Deutschland eine wirksame europäische Reaktion auf die Krise verhindere, trage es maßgeblich zu einem europäischen Niedergang bei. Die „Holzköpfigkeit“ der deutschen Regierung werde dann die Wirkung der Krise vervielfältigen.[1] Vieles spricht dafür, dass Krugman auch heute noch Recht hat.
Die Haltung von Kanzlerin Merkel und ihrer Entourage erinnert an eine Bemerkung von John Maynard Keynes: „Praktiker, die sich ganz frei von intellektuellen Einflüssen glauben, sind gewöhnlich die Sklaven irgendeines verblichenen Ökonomen. Verrückte in hoher Stellung, die Stimmen in der Luft hören, zapfen ihren wilden Irrsinn aus dem, was irgendein akademischer Schreiberling ein paar Jahre vorher verfasste.“[2] In diesem Sinne vertritt die deutsche Regierung prinzipienfest Milton Friedmans Monetarismus: Aus Furcht vor Inflation lehnt sie jede rasche und pragmatische Lösung ab. Und dies selbst jetzt noch, obwohl in den USA und Großbritannien die Geldpolitik längst anderen Regeln folgt.
Die Rationalität dieser Prinzipienfestigkeit ist schwer zu klären. „Visionen“ werden der Kanzlerin im Allgemeinen eher abgesprochen.