Nbg.: Der revolutionäre 1. Mai 2014

organisierte autonomie (OA) 01.05.2014 18:12 Themen: Antifa Antirassismus Soziale Kämpfe Weltweit
Über 2500 TeilnehmerInnen zählte die heutige revolutionäre 1. Mai-Demo in Nürnberg und bewies damit erneut, dass radikal antikaptialistische Systemkritik nicht nur die Sache Weniger ist. Unter dem Motto "Krise ist unser Alltag im Kapitalismus, unser Alltag ist Widerstand" hatte die Initiatorin organsierte autonomie (OA) und das revolutionäre 1. Mai-Bündnis mobilisiert, dessen Spektrum von DKP und Solid über Flüchtlings- und Frauenorganisationen bis hin zur Antifagruppen und anderen antikaptialistischen Organisationen reicht.
Vorbei an zwei Asylbewerberheimen, durch die Nürnberger Innenstadt und mit solidarisch-kritischen Grüßen an die TeilnehmerInnen einer DGB-Kundgebung zogen die DemonstrantInnen mit weithin hörbaren Parolen und zahlreichen Transparenten. Diese richteten sich gegen Kapitalismus, Patriarchat, Faschismus und gegen die menschenverachtende Migrationspolitik der BRD. Während der Demonstration gab es auch einige Farbbeutelwürfe auf eine Zeitarbeitsfirma und den Nürnberger Sitz des Pharmakonzerns Novartis.

Überraschend zurückhaltend war in diesem Jahr die Polizei, die nur wenige Vorkontrollen durchführte und während der Demonstration kaum zu sehen war. Nichtsdestotrotz war natürlich in den Seitenstraßen ein massives Polizeiaufgebot vorgehalten. Dennoch werten wir die gezeigte Zurückhaltung als Erfolg und Ausdruck unserer Stärke und einer Praxis der vorausgegangenen Jahre Polizeieinsätze umfangreich zu dokumentieren und intensiv zu beobachten. (Weitere Infos dazu:  https://linksunten.indymedia.org/node/68576).

Ein positives Signal sehen wir vor allem aber darin, dass sich in diesem Jahr - im Sinne des Mottos der Demo - viele konkrete Themen und konkrete Handlungsvorschläge in den Redebeiträgen niederschlugen.

So erklärte die SDAJ, der Alltagswiderstand der Auszubildenden müsse von der "kaputten Kaffeemaschine" bis hin zum Kampf für ein Ausbildungsgesetz reichen, das Ausbildungsplätze für alle garantiere.

In der Rede der OA hieß es, "Gesteigerte Konkurrenz, stagnierendes Lohnniveau und sinkende Lohnstückkosten – das ist die Melodie der deutschen Krisenbewältigung und der europäischen Union, die Melodie der Troika", doch: "wir tanzen nicht mehr zu den Noten der Systemrelevanz – unsere Melodie ist die der Organisierung, der Solidarität und des Umsturzes!"

Nicht zuletzt ist der 1. Mai in diesem Jahr für uns auch der Auftakt für die Mobilisierung gegen die Eröffnung des Hauptgebäudes der Europäischen Zentralbank (EZB). Die EZB ist ein wichtiger Akteur der kapitalistischen Krisenpolitik, unter der Millionen Menschen in Europa leiden. Als Teil der sogenannten Troika, ist die EZB (zusammen mit der EU-Kommission und dem Internationalen Währungsfonds) maßgeblich für deren Verelendungsvorschriften und Privatisierungen verantwortlich.

Bereits in zwei Wochen werden auch in Nürnberg - wie überall in Europa - Aktionen stattfinden, die sich gegen diese Politik richten. Am 04. Oktober wollen wir erneut mit 1000en in Nürnberg gegen die lokalen Akteure der kapitalistischen Elendsverwaltung vorgehen: die Bundesagentur für Arbeit und das Bundesamt für Migration.

Der revolutionäre Mai ist aber noch nicht zu Ende. Im Augenblick feiern die TeilnehmerInnen und zahlreiche NürnbergerInnen das "Internationalistische Straßenfest" bei guter Musik mit radikalen Texten noch bis in die Nacht hinein.

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Ergänzungen

Es scheint als schliefe die Linke Nürnbergs

1. Mai 01.05.2014 - 19:11
Die Demo war - und das leider so deutlich, wie selten - eine
Veranstaltung deren Wirkung über die eigene Politszene hinaus als äußerst fraglich
angesehen werden darf.
Für eine Reflexion hier einige Eindrücke..
- die Redebeiträge hatten wenig Substanz:
der Focus dieser, wie auch der Moderation, die
vom "Lauti" kam, lag auf dem aneinanderreihen von "Ismen"
und (alten) Parolen und das fast non stop
- "stimmungsvolle" Musik fehlte leider gänzlich
- zu viele Redebeiträge vor dem Start der Demo
- die Demo hatte ein Tempo, dass man glauben
könnte, die DemonstrantInnen würden der Polizei
möglichst schnell ihren Feierabend schenken oder gar gönnen wollen
- markante/große Straßen wurden nicht für Zwischenkundgebungen
genutzt, stattdessen fand der erste Stop in einer feiertagsleeren
Fussgängerzone statt
- die Parolen während der Demo waren aus einer gefühlten
linksradikalen Steinzeit
- sowohl bei der Route, den Orten für die Zwischenkundgebungen,
als auch den Inhalten der Redebeiträge & Parolen, kann & sollte man auswertend
fragen: wen oder was erreich(t)en wir? Oder verfolgt die Linke doch nur
das eine Ziel: von der Linken für die Linke? Dann ist das Ziel natürlich erreicht
und die Frage der Wahrnehmbarkeit stellt sich nicht.
- inhaltlich ist interessant zu sehen ist, dass die Linke Nürnbergs noch schläft..
Internationalität - so auch ein "internationales Fest" ist eine tolle Sache, sofern man sich in Argumenten auf Nationalstaaten
einlässt. Und das scheint in Nürnberg ein zusammenschweißendes Element für die Linke
zu sein und so wundert es dann irgendwie auch nicht, dass am ersten (Falafel) Stand auf dem "internationalen Fest" öffentlich
erklärt wird, warum die Standgruppe es richtig findet (und auch in der Praxis umsetzt) israelische Produkte zu boykottierten.
..wurde die Geschichte & eine vor Jahren bereits geführte innerlinke Diskussion ausgerechnet in Nürnberg verschlafen?! Oder
einfach konsequent ignoriert!