Während die Augen der Welt auf die eskalierende Gewalt in Syrien und Irak gerichtet waren, riss eine Anschlagsserie in Nigeria am 25. Dezember 2011 mindestens 60 Menschen in den Tod. Zu den Anschlägen bekannte sich die islamistische Terrorgruppe Boko Haram. Sicherheitskräfte und Regierung, die noch einen Monat zuvor vollmundig eine Wende zum Besseren verkündet hatten, konnten nur ohnmächtig zuschauen.
Die Anschläge markieren einen neuen Höhepunkt der Gewalt. Sie zeigen, dass Boko Haram inzwischen über die Fähigkeit zu gut koordinierten, überregionalen Angriffen verfügt. Weit davon entfernt, militärisch besiegt zu sein, überzieht die Gruppe seit den Wahlen im Frühjahr 2011 ganz Nigeria mit Gewalt und ist gefährlicher als je zuvor. Allein im vergangenen Jahr wurden mindestens 500 Menschen Opfer des Konflikts. Eine politische Lösung wird daher immer dringlicher.
Unerwartet kamen die Angriffe freilich nicht: Schon Weihnachten 2010 waren Christen zum Ziel islamistischer Anschläge geworden und seit Sommer 2011 wurden verstärkt christliche Einrichtungen im ganzen Land angegriffen. Damit zeichnet sich auch ein Wandel in der Strategie der Sekte ab, die bis zu den Weihnachtsangriffen 2010 vornehmlich gegen staatliche Einrichtungen und Institutionen operiert hatte – mit zum Teil Hunderten von Toten.