Ruhig, warm und bedrohlich

Porträt Anne Goldmann ist eine der eigenwilligsten Stimmen der deutschsprachigen Kriminalliteratur. Und sie wird von Roman zu Roman besser
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 20/2014

Sie ist nicht am Schreibtisch zur Autorin geworden, sondern in der Wirklichkeit: Die Österreicherin Anne Goldmann ist Sozialarbeiterin. Seit 30 Jahren arbeitet sie im Gefängnis, betreut Straffällige während und nach der Haft. Wenn sie von Gewalt und Verbrechen erzählt, dann tut sie das auf eine sehr geerdete Weise: mit einem warmen Wiener Klang, in allergrößter Ruhe, immer nah an der Realität. Bei ihr geht es nicht um abstrakten Begriffe wie Recht und Gerechtigkeit, Schuld und Sühne, Gut und Böse. Sie spricht von Menschen und ihrer Selbstkontrolle, davon, ob sie sich im Griff haben oder nicht, wie sie sich und andere zu steuern versuchen oder wie man lernt, die immense Kluft zwischen Realität und Projektion zu überbrücken.