20.01.2012: Es ist kaum zu glauben: die frühere Staatspräsidentin Panamas, Mireya Moscoso, die sechs Tage vor Beendigung ihrer Amtszeit im Jahr 2004 den Terroristen Luis Posada Carriles begnadigte, tauchte jetzt wieder in der Öffentlichkeit auf, als sie in einem mafiösen Radiosender in Miami (Florida) im Beisein des alten Mörders erklärte, dass sie ihn befreit habe, weil es "eine Form war, Kuba zu helfen".
Neben Moscoso und dem 'Kommissar Basilio' von der venezolanischen politischen Polizei der 1980er Jahre, die damals junge Rebellen jagte, sie folterte und verschwinden ließ, befanden sich noch Gaspar 'Gasparito' Jiménez Escobedo und Pedro Crispín Remón im Studio von Radio Mambí. Bei ihnen handelt es sich ebenfalls um bekannte Terroristen, die wegen eines teuflischen Plans in Panama (Stadt) verurteilt wurden. Sie beabsichtigten nichts weniger, als im Amphitheater der Universität eine große Menge des Militärsprengstoffs C-4 zu zünden, während der kubanische Präsident Fidel Castro - zu der Zeit im November 2000 Gast der Regierung von Moscoso - zu Tausenden Studierenden und Persönlichkeiten sprechen würde.
Geleitet wurde die Sendung in Radio Mambí von Armando Pérez Roura, einem Dinosaurier der örtlichen mafiösen Netzwerke, dem gegenüber sich Moscoso implizit zu ihren Beziehungen zu den gegen das sozialistische Kuba kämpfenden exilkubanisch-us-amerikanischen Zirkeln der Stadt bekannte.
Mit gewisser Nostalgie erinnerte sich die Witwe des ehemaligen Präsidenten Panamas, Arnulfo Arias Madrid, der von Omar Torrijos und seinen Kameraden im Oktober 1968 gestürzt wurde, auch an ihr früheres 'goldenes Exil' im Miami der Reichen, dem von Posada und seinen Geschäftsfreunden.
Aber von dem Gefängnis in Renacer (Panama), wo Posada Carriles und die anderen drei Meuchelmörder (Jiménez, Remón und Novo Sampol) damals eine Suite mit allem Komfort genossen, zwei Schritte vom Büro des Direktors entfernt, sprach sie nicht. Ebenso wenig von jenem Morgen des 26. August 2004, als die vier in zwei Privatjets flüchteten, mit Hilfe des Ex-Direktors der Nationalpolizei, Carlos Barés, des ehemaligen stellvertretenden Direktors der Migrationsbehörde, Javier Tapia, und des Chefs der Abteilung Polizeiermittlung und –information, Arnulfo Escobar, und darüber, dass diese hohen Beamten die vier Mörder bewegt umarmten und ihnen Kaffee und Kuchen anboten.
Natürlich erwähnte Moscoso auch die Nachricht nicht, die sie dem damaligen US-Botschafter Simón Ferro in Panama auf seinem Anrufbeantworter hinterließ: "Herr Botschafter, guten Tag. Hier spricht die Präsidentin, um Sie zu informieren, dass die vier Kubaner gestern Abend bereits begnadigt wurden und schon das Land verlassen haben. Drei sind auf dem Weg nach Miami und einer ist mit unbekanntem Ziel unterwegs. Ich umarme Sie." Ebenfalls sprach Moscoso nicht von der Zwischenlandung der vier Terroristen in San Pedro Sula (Honduras), wo ein FBI-Beamter sie erwartete und wo Posada dann mit den Leuten seines CIA-Geschäftsfreundes Rafael Hernández Nodarse 'mit unbekanntem Ziel' verschwand.
Mireya Moscoso hat vielleicht gleichfalls die anderen Förderer des imperialen Terrorismus, darunter Ros-Lehtinen, Díaz-Balart, Reich und Noriega 'vergessen', die damals ihre Kommunikationsarbeit vervielfacht hatten, um Moscoso die Notwendigkeit spüren zu lassen, die Terroristen aus ihren Käfigen heraus zu lassen. Und die astronomische Summe, die ihr zukam, und die sie weiterhin in ihrem Besitz in der Kanalzone Panamas genießt, in Begleitung ihres Ex-Justizministers – wie gesagt wird.
Selbstverständlich sprach niemand in der Sendung von Radio Mambi mit Mireya Moscoso darüber, dass in der letzten Woche ein Gericht Panamas einen Beschluss traf, dass die Begnadigung der vier Terroristen durch Moscoso illegal war und dass früher oder später die Auslieferung der Flüchtigen gefordert werde.
Man fand es nicht einmal angebracht, an Santiago Álvarez zu erinnern, der — mit dem Wohlwollen der US-Behörden — in Miami eine laute Kampagne zur Sammlung von Fonds leitete, um die Freilassung von Posada und seinen Komplizen zu erkaufen, und der seine Reisen nach Panama wegen seiner Mittäterschaft in dem Komplott und wegen eines Haftbefehls von Interpol einstellen musste.
Um die Unglaublichkeit einer derartigen Zusammenkunft zu ermessen, braucht man nur an die unendliche Liste von Verbrechen von Posada Carriles zu erinnern, die von seinen Tagen als Mitarbeiter der Batista-Polizei in Cienfuegos (Kuba), bis zu seiner Laufbahn als Meuchelmörder im Dienst der CIA reicht, von der man nicht weiß, ob sie je geendet hat. Und an die Verbrechen seiner anwesenden Komplizen, von dem feigen Mord an dem kubanischen Funktionär D’Artagnan Díaz Díaz in Mérida (Mexiko), bis zu dem an Félix García Rodríguez, Diplomat der Kubas in der UNO.
Der Gipfel war, dass Mireya Moscoso in der Radiosendung in Miami sagte, sie würde die Begnadigungen, im Fall des Falles erneut unterzeichnen. Es war für sie ohne Bedeutung, dass heute in ihrem eigenen Land gegen die von ihr Begnadigten von der Justiz Panamas ein neuer Prozess eröffnet wurde.
Quelle: GRANMA (Jean Guy-Allard)