Der Name Thomas Piketty dürfte sich bisher kaum allgemeiner Bekanntheit erfreut haben. Das scheint sich allerdings zu ändern, weil sie jetzt auch in englischer Sprache vorliegt: die großartige, weit ausgreifende Betrachtung dieses Professors der Paris School of Economics zum Thema Ungleichheit.[1] „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ gab es zunächst allein auf Französisch („Le Capital au XXI. siècle“). Dennoch ist Pikettys Einfluss schon heute fest begründet. Es hat sich zu einem Gemeinplatz entwickelt zu sagen, wir lebten in einem zweiten Gilded Age – oder, um mit Piketty zu sprechen, einer zweiten Belle Époque –, deren Kennzeichen der unglaubliche Aufstieg des obersten „einen Prozents“ der Einkommens- und Vermögensskala ist. Doch zum Gemeinplatz wurde diese Erkenntnis nur dank der Arbeit Pikettys. Er und einige wenige Kollegen (namentlich Anthony Atkinson in Oxford und Emmanuel Saez in Berkeley) sind nämlich die Pioniere neuartiger Statistikverfahren, die es ermöglichen, die Einkommens- und Vermögenskonzentration bis weit in die Vergangenheit zurückzuverfolgen – bis zum Anfang des vorigen Jahrhunderts in Amerika und Großbritannien, in Frankreich sogar bis zum Ende des 18. Jahrhunderts.
Das führte zur Revolutionierung unserer Auffassungen von den langfristigen Trends in Sachen Ungleichheit.