Peer Steinbrück hat ein erfolgreiches Buch geschrieben. Durfte er das? Selbstverständlich. Andere haben es ebenfalls getan, zum Beispiel Wolfgang Schäuble. Oder Gregor Gysi. Bücher von Politikern sind nur sehr selten unterhaltsam, manchmal sind sie nicht einmal lesenswert.
Insofern ist Peer Steinbrück etwas Besonderes geglückt: Er hat ein äußerst erfolgreiches langweiliges Buch geschrieben. Das mag den Verlag freuen ebenso wie den Autor, der damit Geld verdient. Aber die Höhe des Honorars sagt in diesem Fall noch nichts über die Integrität des Politikers. Insofern ist die Empörung über Steinbrücks Buch-Tantiemen reichlich überzogen.
Aber: Steinbrück hat selbst für das aufgeregte Umfeld gesorgt, in dem jetzt über seine finanziellen Verhältnisse debattiert wird. Er hat geglaubt, es reiche aus, die Honorare für die Vorträge offenzulegen, die er als Abgeordneter gehalten hat. Das eigentliche Ziel war, wie beim Jiu Jitsu die Wucht der Attacke ab- und auf den Gegner zurückzulenken. Doch das Steinbrücksche Kunststück misslang gründlich.
Reine Taktik
Und zwar nicht nur, weil man bei 89 Vorträgen und damit verbundenen Einnahmen von 1,25 Millionen Euro kaum von einer „Nebentätigkeit“ oder gar „Nebeneinkünften“ sprechen kann. Oder weil es einen empört, dass ausgerechnet die Stadtwerke einer klammen Kommune wie Bochum mit 25.000 Euro das höchste Honorar gezahlt haben. Der Kanzlerkandidat in spe hat einen viel größeren Fehler gemacht: Er hat nur einen Teil seiner Einkünfte offengelegt.
Dieses taktische Verhältnis zur Transparenz wird ihm nun zum Verhängnis. Er ist ein Trickser in eigener Sache, seine Glaubwürdigkeit ist schwer beschädigt. Schlimmer noch: Wie will dieser Nebengroßverdiener künftig über soziale Gerechtigkeit sprechen?
Für die SPD ist nun genau die Lage eingetreten, die sie mit der Troika-Konstruktion doch eigentlich immer verhindern wollte: dass ein Kanzlerkandidat zerlegt wird, lange bevor der Wahlkampf überhaupt begonnen hat. Nun ist es genauso gekommen, sogar noch bevor Steinbrück von der Partei offiziell nominiert worden ist. Die Ironie dabei: Nicht die politische Konkurrenz, sondern die SPD selbst hat sich diesen Fehlstart eingebrockt.
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