Nach langen Monaten des Missvergnügens hat jetzt Bundestrainer Joachim „Jogi“ Löw gesprochen. Das Fernseh-Interview begann steif, lebte auf, und zum Ende hin gab es sogar Sarkasmen. Es war durchaus staatsmännisch. Damit erinnerte es an eine Beobachtung, der vor langer Zeit der Journalist Norbert Seitz ein vorzügliches Buch – Bananenrepublik und Gurkentruppe – gewidmet hatte. Bundestrainer und Bundeskanzler erscheinen als Parallelexemplare.
Die Urzivilisten Konrad Adenauer und Sepp Herberger bereicherten den deutschen Phrasenschatz mit Worten wie „Die Lage war noch nie so ernst“ und „Das nächste Spiel ist immer das schwerste“. Beide gründeten auf ihre Weise die alte Bundesrepublik. Die Feingeister Helmut Schön und Willy Brandt waren extrem erfolgreich. Und einen Friedenspreis hätte hier auch der Trainer wegen seines kooperativen Umgangs mit den Spielern verdient. Jupp Derwall wurde zwar Europameister in Italien, scheiterte aber, weil er eine zur Disziplinlosigkeit neigende Mannschaft nicht beherrschte. Helmut Schmidt ging es genau so. Für Helmut Kohl brauchte es zwei Bundestrainer. Beckenbauer und Vogts verkörperten Glanz und Elend des deutschen Fußballs. Doch beide holten Titel. Das misslang Rudi Völler. Der wurde zwar Vizeweltmeister, erlebte aber bei der Europameisterschaft in Portugal ein Debakel. Sein Scheitern freilich zog Reformen nach sich, die zu Besserem führten, die Ernte fuhren andere ein. Wie im Fall Gerhard Schröders. Beide gingen hernach zu einem Weltkonzern: Gazprom und Bayer Leverkusen.
Und nun Löw. Sein Pendant ist eine Frau. Ihr sagt man nach, was sie mache, sei alternativlos, ihr Spiel gefällt dem Publikum, andere Regierungschefs müssen es kopieren. Das könnte man auch zu Löw sagen. Ihm fehlt nur noch ein Titel. So steht es auch um den Euro.
Jürgen Busche schrieb zuletzt über die OB-Wahl in Stuttgart
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