Den Auftakt zur diesjährigen 70. Film-Biennale in Venedig machte ein 50 Jahre alter, aber noch immer hochaktueller Film – nämlich „Le mani sulla città“ („Hands over the city“), die restaurierte Fassung von Francesco Rosis berühmter Anklage gegen die gnadenlose Verstrickung von Politik und Wirtschaft im Nachkriegs-Neapel. Die Folgen solcher Verstrickung sind auch in Venedig heute offensichtlich. Im Juli ließ die Staatsanwaltschaft 14 führende Unternehmer des Consorzio Venezia Nuova festnehmen, nach Ermittlungen gegen über 100 Verdächtige im ganzen Land. Dieses riesige Firmenkonsortium hat seit rund drei Jahrzehnten die Großprojekte der Stadt fest in seinem Griff. Das Consorzio plant, führt aus, kassiert und hat auch noch die Kontrolle über alles – entgegen jeglichen europäischen Normen.
Sein seit Beginn stark umstrittenes Mammutprojekt zum erhofften Schutz vor steigendem Hochwasser in der Lagune – mit dem vertrauenheischenden Namen MoSE (Experimentelles elektromechanisches Modul) – befindet sich bereits seit 2003 im Bau. Berlusconi höchstpersönlich tat damals medienwirksam den ersten Spatenstich. Gegner halten die Anlage bestenfalls für nutzlos, sofern nicht für schädlich. Doch auch früherer Widerstand gegen MoSE seitens der Stadtregierung unter Bürgermeister Massimo Cacciari verpuffte folgenlos.