Vertrauenskiller DDR?

Fabian Lambeck über den fehlenden Zusammenhalt in Ostdeutschland

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 1 Min.

So richtig neu sind die Erkenntnisse der Bertelsmann-Studie zum sozialen Zusammenhalt in Deutschland nicht. Die Forscher kamen nach Auswertung vieler Datensätze zu dem Schluss, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt dort höher ist, wo es den Menschen wirtschaftlich besser geht. Schon 1933 schrieb der österreichische Soziologe Paul Lazarsfeld in seiner wegweisenden Studie »Die Arbeitslosen von Marienthal«, dass Langzeitarbeitslosigkeit die Menschen apathisch und resignativ mache. Kein Wunder also, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt in den wirtschaftlich prosperierenden Regionen Westdeutschlands größer ist als in weiten Teilen den Ostens.

Die Bertelsmann-Forscher geben sich aber alle Mühe, den Realsozialismus dafür verantwortlich zu machen. Demnach sei das »geringe Vertrauen der Ostdeutschen in ihre Mitmenschen« typisch für ehemals sozialistische Länder, »in denen zuvor eher Kontrolle das gesellschaftliche Klima bestimmt hatte«. Bei Gesprächen mit Ostdeutschen, die die DDR noch bewusst miterlebten, hört man aber immer wieder, dass der Zusammenhalt damals größer gewesen sei. Die weitgehend nivellierten sozialen Unterschiede mögen dafür ausschlaggebend gewesen sein. Offenbar haben die Verwerfungen der Nachwendezweit den Zusammenhalt im Osten so geschwächt. Leider fehlt dafür der statistische Beweis, denn der Untersuchungszeitraum der Studie endet im Jahr 1990.

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