Kolumbien / Politik

Waffenstillstand in Kolumbien gefordert

Regierung und Rebellen zu Verhandlungen aufgerufen. Präsident Santos besteht auf einseitigen Schritten der FARC

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Pressekonferenz der "Kolumbianerinnen und Kolumbianer für den Frieden", vorn in der Mitte Piedad Córdoba, zweiter von links Carlos Lozano (Februar 2011)
Pressekonferenz der "Kolumbianerinnen und Kolumbianer für den Frieden", vorn in der Mitte Piedad Córdoba, zweiter von links Carlos Lozano (Februar 2011)

Bogotá. Die Organisation "Kolumbianerinnen und Kolumbianer für den Frieden" fordert die Regierung von Juan Manuel Santos und die Guerillaorganisationen FARC und ELN zu einem Waffenstillstand von mindestens 90 Tagen auf. Damit soll ein Dialog-Prozess gestartet werden, der den bewaffneten Konflikt beenden könnte. In Briefen an die Beteiligten vom Anfang dieser Woche bittet die Organisation "die Entscheidung für eine beiderseitige Waffenruhe für eine möglichst lange Zeit, aber mindestens für 90 Tage zu treffen". Dies könnte der angemessene Rahmen für eine Annäherung sein. Erste Ziele wären Dialoge und humanitäre Abkommen.

Im Brief an Präsident Juan Manuel Santos erinnern die Friedensaktivisten ihn an seine Aussage, "einen politischen Ausweg aus dem lang andauernden und tiefgehenden sozialen und bewaffneten Konflikt zu schaffen". Jedes Zeichen der Bereitschaft zum Dialog und damit zu einem "Frieden mit Gerechtigkeit", werde von der kolumbianischen Gesellschaft und der internationalen Gemeinschaft begrüßt.

An die FARC gerichtet unterstreicht die Organisation ihre Bereitschaft, alles zu tun, um die von den Rebellen angekündigte Freilassung von sechs Gefangenen zu erleichtern und zu garantieren. Die FARC werden aufgefordert, das humanitäre Völkerrecht in ihren Reihen anzuwenden und Verstöße dagegen zu untersuchen. Im Dezember hatten die FARC angekündigt, dass sie sechs ihrer Gefangenen einseitig freilasen werden. Allerdings ist bislang nur die Identität von drei Polizisten bekannt, die freigelassen werden sollen.

In der Botschaft an die ELN wird auf die durch den Krieg verursachte "ökonomische, soziale und moralische Verwüstung" verwiesen, die die große Mehrheit der kolumbianischen Gesellschaft betrifft. Zugleich bestehe aber die Möglichkeit, die Tür für eine konstruktive Annäherung zu öffnen. Der "Bruderkrieg" müsse jetzt sofort beendet werden.

Kurz vor der Absendung der Briefe hatte Präsident Santos "Gerüchte über eine mögliche Annäherung an die FARC" strikt zurückgewiesen. Seine Regierung brauche "wahrhaftige, umfassende und überzeugende Taten von Seiten der FARC", bevor ein Friedensdialog begonnen wird. In der Zwischenzeit sollen die Rebellengruppen "umfassend" und "ohne Rücksicht" weiter bekämpft werden, sagte Santos. Schon am 10. Januar hatte Santos negativ auf den Dialog-Vorschlag des FARC-Kommandanten Timoleón Jiménez geantwortet.

Die Organisation "Kolumbianerinnen und Kolumbianer für den Frieden" begrüßte unterdessen die Bereitschaft des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez zu einer Vermittlung. Er hatte während seines jährlichen Rechenschaftsberichts vor der Nationalversammlung vor einer Woche erklärt: "Was wir wollen, ist Frieden in Kolumbien. Und wenn wir gebeten werden, sind wir bereit die Suche nach einer Friedensvereinbarung zu unterstützen. Frieden in Kolumbien bedeutet auch Frieden an der Grenze und in Lateinamerika."

Der Direktor der Wochenzeitung La Voz und einer der Sprecher der Friedensgruppe, Carlos Lozano, forderte Präsident Santos auf, dieses Angebot zu berücksichtigen. Der venezolanische Präsident habe in der Vergangenheit bewiesen, dass er eine wichtige Rolle bei der Vermittlung zwischen den Konfliktparteien spielen könne. Dies habe sich bei seiner Mitwirkung an der Befreiung mehrerer Gefangener der FARC gezeigt.