26.08.2013: „Für eine solidarische Gesellschaft – gegen Rassismus und Neofaschismus“ war das Thema der Talkrunde, die im Rahmen des diesjährigen Wasserturmfestes der DKP Elmshorn stattfand. Peggy Parnass , weit über die Grenzen Hamburgs bekannte Künstlerin, Reporterin und linke Aktivistin resümierte ihre bisherige Lebenserfahrung in der Feststellung, dass faschistische Positionen und daraus resultierende Taten weiter existierten, nachdem die Macht der Nazis gebrochen war. Sie regte eine weitere Debatte an, was dies für ein zukunftsorientiertes Denken und Handeln bedeutet.
Esther Bejarano, die Auschwitz überlebte, weil sie im Mädchenorchester des Vernichtungslagers spielen musste, benannte Beispiele, wie wirkungsvoll gehandelt und gekämpft werden kann. Ihre Zusammenarbeit mit der Kölner Hip Hop Band „“Microphone Mafia“ sowie ihre zahlreichen Auftritte in Schulen und vor Jugendlichen fördern Nachdenken und Engagement. Sie betonte, dass die Ursache vieler Probleme im kapitalistischen Gesellschaftssystem liegt.
Marianne Wilke (Foto rechts), lange Jahre Vorsitzende und jetzt Ehrenvorsitzende der VVN-BdA Schleswig-Holstein verwies ebenfalls auf viele anhaltende Probleme und die Notwendigkeit, in Bündnissen Aktionen zu organisieren. Und sie berichtete von ihren besonders auch bei Jugendlichen positiven Erfahrungen als Zeitzeugin. Allegra Tekleab von der Koordinierungsstelle Integration der Stadt Elmshorn öffnete das Thema Integration und betonte, dass es nicht nur um Menschen mit Migrationshintergrund geht, sondern allgemein um Mitbürger, die uns fremd scheinen und daher oft als bedrohlich erlebt werden. Integration sei eine Aufgabe für die ganze Gesellschaft. Sie benannte konkrete Erfahrungen in Elmshorn und verwies auf neue Initiativen zu verstärkten gesellschaftlichen Debatten, um diesen Herausforderungen gerecht zu werden.
Stefan von der „Antifaschistischen Initiative Elmshorn“ (aie) skizzierte die Situation der Neonazis in der Region, berichtete von antifaschistischen Aktionen und in diesem Zusammenhang auch vom Verhalten staatlicher Einrichtungen wie der Polizei. Er betonte die Notwendigkeit von Diskussionen mit jungen Menschen aus faschistischen Zusammenhängen und deren Umfeld.
Hayri Öznarin (Foto rechts) konnte als Präsident des mitgliederstarken Einwandererdbundes in Elmshorn viele praktische Bespiele für die Arbeit dieser Einrichtung hinzufügen. Stefan Schmidt (genannt Schmidl) von der Oma Körner Band, bekannter Texter, Sänger und Musiker, berichtete vom Engagement für Roma in Norderstedt. Wie auch bei den anderen Teilnehmern wurde deutlich, dass es auch immer Möglichkeiten für solidarisches Handeln gibt.
Die spannende und bewegende Talkrunde, mit der eine neue Form der politischen Diskussion auf dem Wasserturmfest erprobt wurde, vermittelte, dass viel getan werden muss und kann, um ein antifaschistisches Klima zu schaffen und zu sichern. Eine solidarische Gesellschaft durchzusetzen bleibt eine ständige Herausforderung und fordert einen langen Atem. Da waren sich alle einig.
Ziel für die DKP bleibt, politische Inhalte allgemeinverständlich darzustellen in einer Form, die auch Jugendliche anspricht.
Das Thema zog sich in unterschiedlichen Varianten durch das Programm des Wasserturmfestes. So las Catharina im Rahmen des Kinderfestes Märchen aus aller Welt. Sie und Horst Marn, ein bekannter Aktivist aus der Friedens-, Umwelt- und Antifa-Bewegung gestalteten einen Tochter - Vater - Dialog als Theaterstück zu Thema.
Dirk und Peter sowie ein Duo, das gerade aus Istanbul gekommen war, und später ein weiterer türkischer Musiker aus Hamburg gestalteten ein gelungenes Musikprogramm, das auch zum Mitsingen einlud. Das gut besuchte Wasserturmfest klang mit der Disco des DJ André aus. Es war wahrhaftig ein Fest der Solidarität.
Es gab weitere attraktive Angebote, die auch von Nachbarn im Wohngebiet wahrgenommen wurden: Tombola, Flohmarkt, Speisen und Getränke zu niedrigen Preisen. Kaffee und selbstgebackener Kuchen, Spanferkel, türkische Spezialitäten, Salate, kubanischer Mojito, Bier vom Fass und der Weinstand, gestaltet von der Partei „Die Linke“, sorgten auch für Zulauf von Menschen, die politisch noch manche Vorbehalte gegen die DKP haben.
Die Bilanz für die DKP in Elmshorn und Kreis Pinneberg kann sich sehen lassen: Neue Kontakte, zahlreiche Probeleser der UZ und auch neue Abos. Es war informativ, spannend und hat Spaß gemacht. Das Wasserturmfest, jetzt schon mit über 40 jähriger Geschichte, bleibt das größte Fest einer Partei in Elmshorn. Dank der Hilfe und Unterstützung vieler Mitglieder, Freunde und Sympathisanten bleibt es möglich, dieses besondere Fest in Elmshorn auch in Zukunft durchzuführen.
Text: Wittigo Stubbe, Heinz Stehr Fotos: J. Wilke