Nur noch zwei, drei kleine Fragen...

Wulff-Interview Also, Herr Bundespräsident, das mit dem Interview für zwei handverlesene Journalisten war schon mal sehr prima. Und dann die 450 Fragen, puhh. Trotzdem, da wäre noch was

Frage 451: Mein Mann und ich, wir sind Doppelverdiener und richtig, richtig kreditwürdig. Könnten Sie uns bitte die Nummer des Bankberaters bei der BW-Bank geben, damit wir unser Eigenheim auch mit so einem rollierenden Dingsbums zu 0,9 Prozent Zinsen finanzieren können? Unserer Bankberater hat uns das komischerweise gar nicht angeboten.

Frage 452: Nett wäre auch, Herr Bundespräsident, wenn Sie mir bitte die Nummern von Herrn Maschmeyer und Herrn Geerkens geben könnten. Ginge das? Ich suche neue Freunde, und das macht denen doch bestimmt nichts aus, dass ich nicht stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende oder Ministerpräsidentin mit einem Portfolio von Landesaufträgen bin. Wenn die beiden Herrn wirklich so nett sind, wie es immer heißt, dann sehe ich auch darüber hinweg, dass die so reich sind, denn Diskriminierung ist ja auch irgendwie blöd.

Frage 453: Ich finde das total nett, dass Sie Frau Geerkens geholfen haben, ihr Geld gewinnbringend anzulegen, als am Finanzmarkt Flaute war. Darf ich Ihnen auch mal 20.000 Euro zu vier Prozent leihen, wenn ich mal wieder flüssig bin?

Frage 454: Dass der Herr Geerkens Sie schon als Teenager so klasse fand, freut mich wirklich sehr. Der wäre bestimmt auch noch mit Ihnen befreundet, wenn Sie an Ihrer Tankstelle in Westkappeln an der Kasse stünden und 67 Mal täglich Gaulloise Blondes und Gummibärchen übern Tresen reichten. Ich finde, es wird Zeit, dass Sie einen so treuen Freund mal wieder völlig privat auf eine Dienstreise mitnehmen! (Das war jetzt keine Frage, aber macht nichts.)

Frage 455: Außerdem ist es beruhigend, dass Sie so nette Leute auf Norderney kennen, die Sie umsonst im Gästezimmer übernachten lassen. Und das, ohne dass Sie Ihre eigene Bettwäsche mitbringen mussten. Aber, Herr Wulff, dieser Herr Maschmeyer, ist das wirklich ein richtiger Kumpel, wenn der Ihnen – wie Sie selbst gesagt haben – 323 Euro pro Nacht für ein Ein (!)-Zimmer-Appartment auf Mallorca abknöpft?

Frage 456: Ich kenne da um zwei Ecken jemanden mit einer Ferienhütte an der mecklenburgischen Seenplatte. Darf ich Sie da als Feriengast vorschlagen? Ist total nett und abgeschieden, und das Wetter ist fast so gut wie in Florida. Ich würde Ihnen auch einen Sonderpreis aushandeln.

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Geschrieben von

Verena Schmitt-Roschmann

Verena Schmitt-Roschmann ist Ressortleiterin Politik des Freitag.

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