8.4 - Handeloh/ Gedenken an NS-Opfer

antifa st 09.04.2012 01:29 Themen: Antifa
Am Ostersonntag den 8.4. gedachten AntifaschistInnen aus verschiedenen Strömungen den Opfer des Faschismus auf dem Friedhof in Handeloh, der in der Samtgemeinde Tostedt liegt. Im April 1945 starben ca. 70 Menschen, ermordet durch Angehörige der SS. Bis heute gibt es keine konkreten Opferzahlen, in einem Massengrab am Bahnhof fanden die Allierten 64 Leichen. Handeloh liegt an der Strecke der Heidebahn, über diese Strecke transportierten die Nazis KZ Häftlinge mit Güter- und Viehwaggons in die Konzentrationslager.
Gegen Ende des Krieges probierten die Nazis noch so viele Menschen wie möglich zu deportieren, obwohl eine Niederlage schon lange drohte. Aufgrund von Luftangriffen auf die Bahnhöfe Lüneburg und Uelzen, stand am Bahnhof Handeloh ein Zug mit politischen Häftlingen, bewacht von SS-Leuten. In dem Zug befanden sich 5000 Menschen eingesperrt in Güter- und Viehwaggons. Während des Aufenthalts am Handeloher Bahnhof probierten immer wieder Gefangene zu flüchten, sie wurden von den SS-Truppen verfolgt und erschossen. Außerdem schossen SS-Truppen immer wieder, um die Menschen in den Waggons noch weiter einzuschüchtern, ungeklärt bleibt wie viele Gefangene bei diesen Schüssen ermordet wurden. Viele starben auch aufgrund der katastrophalen Verhältnisse in den Waggons, dort waren sie eingesperrt ohne Essen, Trinken und ohne die Möglichkeit sich hinzulegen. Am 9. April erschossen die SS-Schergen gezielt Menschen aus den Zügen durch Genickschüsse.

Angemeldet wurde die Veranstaltung von Christian Stemmler, Stadtratsabgeordneter der Partei „die Linke“ aus Buchholz. Unterstützt wurde das Gedenken von der Friedensgruppe Nordheide, der evangelischen Kirche, der Partei „die Linke“ Harburg-Land, der Antifa Koordination Harburg-Land und der Autonomen Antifa [st]. Außerdem waren Gäste von der Didf Jugend Hamburg und Mehmet Yildiz (Abgeordneter der Bürgerschaft Hamburg für die Partei „die Linke“ Hamburg) anwesend und gedachten gemeinsam den Opfer des deutschen Faschismus.

Die Veranstaltung begann um 13.00 mit einer Rede von Christian Stemmler, in der er den Anwesenden die Geschehnisse vom 8. und 9. April 45 erläuterte. Danach wurde von der Friedensgruppe Nordheide ein Erlebnisbericht, eines damals 16-jähriges Mädchens verlesen, um die Ereignisse noch mal aus persönlicher Sicht genauer darzustellen. Eine Vertreterin der Kirche sprach ein Gebet für die Opfer mit einer anschließenden Schweigeminute.

Als nächstes folgte ein Redebeitrag der Autonomen Antifa [st] in dem die Ereignisse noch mal geschildert wurden und auf die Problematik eingegangen wurde, das für die Opfer der Heidebahn keine zentrale Gedenkstätte existiert, sondern nur für die deutschen Soldaten die diese grausamen Taten erst ermöglichten. Ein Gedenken für die Opfer des Faschismus gehört nicht auf den Friedhof, es muss in der Öffentlichkeit stattfinden. Die Antifa Gruppe erläuterte noch die Hintergründe, wodurch diese Taten sich erst ereignen konnten und das eine Verhinderung in Zukunft nur durch eine befreite Gesellschaft möglich ist. Abschließend erläuterte Anja Stöck (Geschäftführende im Vorstand der Partei „die Linke“ Harburg-Land) den Buchenwald Schwur und die Bezüge zur heutigen Gesellschaft, dabei äußerte sie sich positiv über die verschiedene antifaschistischen Strömungen der TeilnehmerInnen.

Nach den Redebeiträgen wurden Blumen in Erinnerung an die Opfer von Handeloh am Gedenkstein auf dem Friedhof abgelegt.
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Ergänzungen

Antifa Süderhof

Peggy 09.04.2012 - 07:00
Danke für diesen Beitrag, das war mir garnicht so bewusst. Handeloh ist sonst ja eher bekannt als Ort, wo die Serie 'Süderhof' gedreht wurde.
Schön auch zu hören bzw lesen, dass es in Harburg-Land offensichtlich eine Reihe von aktiven linken/linksradikalen Strukturen gibt.

Gibt es irgendwo noch Links zu den Webseiten der beteiligten Gruppen?

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zu diesem Thema 09.04.2012 - 10:59
Stehen in dem Buch "KZ-Züge auf der Heidebahn" hier der link zu der Online-Version  http://www.kz-zuege.de/