a.i.d.a Artikel zum Naziaufmarsch in Mühldorf

a.i.d.a Leser 18.01.2012 20:46 Themen: Antifa Antirassismus
Mühldorf am Inn. 60 Neonazis nehmen an einem kurzfristig bekanntgewordenen Aufmarsch des bayernweiten Kameradschaftsdachverbands "Freies Netz Süd" (FNS) teil. Vor dem Stadtplatz wird der Aufmarsch durch zwei Blockaden aufgehalten und verhindert.
Mühldorf am Inn. 60 Neonazis nehmen an einem kurzfristig bekanntgewordenen Aufmarsch des bayernweiten Kameradschaftsdachverbands "Freies Netz Süd" (FNS) teil.

Die Aufmarschierenden sind aus ganz Bayern (mit Ausnahme der Oberpfalz) und aus dem österreichischen Braunau angereist, unter anderem die "Anführer" des FNS, Norman Kempken (Nürnberg) und Matthias Fischer (Fürth) sowie die bekannten Aktivist_innen des FNS, Heiko Schiederer ("Freie Kräfte Straubing"), Martin Aas und Michael Kastner ("Freie Kräfte Plattling"). Stefan Willy Reiche, Felix S. (beide "Jagdstaffel D.S.T."), Karl-Heinz Statzberger ("Kameradschaft München"), Martin Wiese ("Kameradschaft Geisenhausen") und Vanessa Becker ("Bürgerinitiative Ausländerstopp München") kommen mit einem Dutzend weiterer Teilnehmenden gemeinsam mit dem Regionalzug aus München. Als Rechtsterrorist Karl-Heinz Statzberger eine Rede hält, steht Martin Wiese nur wenige Schritte von seinem ehemaligen Mittäter entfernt, zu dem er keinen Kontakt aufnehmen darf. Rainer Biller, eben wegen Menschenverachtung selbst aus der bayerischen NPD geflogen, läuft zeitweise in der zweiten Reihe mit. Uwe Brunke (Traunstein/Bergen), einer der führenden NPD-Aktivisten der Region, stört sich offensichtlich nicht dran.

Neonazis aus dem FNS tragen das Transparent "Kriminelle Ausländer raus!", das von der NPD-Liste "Bürgerinitiative Ausländerstopp" (BIA) aus München stammt. Die anderen gezeigten Banner sind Transparente des FNS und seiner Mitgliedsgruppen: "Das System ist am Ende - Tragt dieses korrupte System endlich zu Grabe - Freies Netz Süd", "Wir kämpfen für Euch - KS München - Freies Netz Süd" und das Fronttransparent "Asylbewerber in Mühldorf? Wir sagen Nein - Freies Netz Süd". Die Aktivist_innen um ein Lautsprecherfahrzeug aus dem Landkreis Altötting zeigen zudem zwei schwarz-weiß-rote "Reichsfahnen" und eine ganze Reihe schwarzer Flaggen mit aufgeschriebenem Ortsbezug: Altötting, Straubing, Schwabmünchen, Nürnberg, Fürth, München, Niederbayern und Geisenhausen.

Die FNS-Aktivisten Sebastian Schmaus (Nürnberg), Kai-Andreas Zimmermann (Fürth) und Lorenz M. (Miesbach) sind als Trio für die "Anti-Antifa-Arbeit", das Bedrängen, Filmen und Fotografieren politischer Gegner_innen und Journalist_innen zuständig. Als Anmelder treten der Ottobrunner Neonazi Norman Bordin und der nach Angaben der Lokalmedien aus Teising (Lkr. Altötting) stammende NPD-Funktionär Roy Asmuß gemeinsam auf. Asmuß, langjähriger Vorsitzender des NPD-Kreisverbands von Altötting und auf fast jeder FNS-Demo anwesend, wird als lokaler Vertreteter der "Freien Strukturen" vorgestellt, er ist auch verantwortlich im Sinne des Presserechts für die verteilten Flugblätter.

Zustimmung und Ablehnung gegenüber dem Aufmarsch in Mühldorf. Foto: f-pics

Zustimmung und Ablehnung gegenüber dem Aufmarsch in Mühldorf. Foto: f-pics
Die Demo-Anmeldung unter dem Motto "Kriminelle Ausländer raus!" wird im Vorfeld von den Neonazis geheimgehalten und vom Landratsamt zunächst auch verschwiegen. Nachdem die antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München (a.i.d.a. e. V.) das neonazistische Aufmarschvorhaben im Laufe der Woche öffentlich macht, organisieren antifaschistische Initiativen, Jugendgruppen und SPD-Gliederungen rasch Proteste, an denen sich trotz der knappen Mobilisierungszeit fast 500 Menschen beteiligen.

So gerät der vor allem gegen das jüngst eröffnete Mühldorfer Asylbewerber_innenheim gerichtete Aufmarsch für die Neonazis zu einem Fiasko: Sie ziehen zwar zunächst um 13.00 Uhr vom Bahnhof noch die kurze Strecke über den Stadtberg zum "Münchner Tor". Eine Sitzblockade stoppt den Neonazizug noch vor dem Stadttor. Der Weg zum Stadtplatz, wo die Neonazis eine Zwischenkundgebung planen, ist somit versperrt. Eine spontan zusätzlich gebildete antifaschistische Blockade verhindert ein Ausweichen der Neonazis.

Neonazis um Roy Asmuß und den oberbayerischen FNS-Führungskader Martin Wiese wollen ausbrechen. Polizeibeamt_innen unterbinden den Versuch und brechen aus Sicherheitsgründen den Naziaufmarsch ab. Es folgt ein kurzer Rückmarsch (bei dem nicht wie geplant eine Route am Asylbewerber_innenheim vorbei genommen wird) und eine Kundgebung von 16.00 bis 16.30 Uhr am Bahnhof, wo Matthias Fischer und Asmuß zu den Versammelten sprechen.
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Ergänzungen

Foto vom Artikel

Leser 18.01.2012 - 20:53
Hier noch die Fotos vom Artikel:

Fehlende Anwesenheit

Antifaschistin 18.01.2012 - 22:32
Die Demonstration vom „Freien Netz Süd“ würde durchgehend von Gegendemonstrant_innen begleitet und durch Parolen gestört. Vor dem "Münchner Tor“ musste der Aufmarsch dann wegen einer Blockade stehen bleiben. Die Ausweichroute wurde nach einiger Zeit ebenfalls Blockiert. So gab es für die Nazis nur noch den Weg zurück.

Zu kritisieren ist aber, dass zu wenige Antifas in Mühldorf unterwegs waren. Es gab einige Situationen wo motivierte Antifaschist_innen gefehlt haben. So wie z.B. am Anfang vom Aufmarsch als die Nazis an einem Laden von einem Migranten vorbei gelaufen sind. Hier hätten Antifaschist_innen sich mit Transparenten aufstellen können um Solidarität mit dem Ladenbesitzer zu zeigen. Leider fanden sich dort keine Personen ein.

Als der Aufmarsch vor dem „Münchner Tor“ dann stand, liefen rechte wie z.b. Karl-Heinz Statzberger ungestört außerhalb von der Versammlung rum und verteilten Flyer. Anwesende Antifas die dies verhindern wollten, waren nach wenigen Sekunden mit einer Überzahl von Nazis konfrontiert.

Während dem konnten drei Anti-Antifas durchgehend sich außerhalb von der Versammlung bewegen, die Blockaden abfilmen, Gegendemonstranten abfotografieren und bedrohen. Von dieser Kleingruppe bzw. genauer gesagt von Kai Zimmermann kam es auch zu tätlichen Übergriffen (geschubse) auf Gegendemonstrant_innen. Polizeibeamte griffen während den beiden Situationen nicht ein.

Anwesende Antifaschist_innen konnten nicht viel gegen die Nazipräsenz außerhalb von der Versammlung machen, da diese mit den Blockaden beschäftigt waren. Hier hätte es weitere entschlossene Antifaschist_innen gebraucht, die den Nazis entgegentreten und dafür sorgen das diese sich nicht unbehelligt bewegen können.

Letzter Zeit kam es mehrmals zu Übergriffe und Anschläge von Nazis. Der letzte über den Berichtet wurde fand am selben Tag wie Mühdorf statt. A.i.d.a-Archiv: „Am Samstag gegen 0.40 Uhr greifen zwei 29- und 22-jährige Neonazis am Ausgang Arnulfstraße zwei 17 und 23 Jahre alten Punks an. „
( http://www.aida-archiv.de/index.php?option=com_content&view=category&layout=blog&id=220&Itemid=1360)

In Fürth und Nürnberg gab es ebenfalls mehrere Anschläge von Nazis. Die ALF (Antifaschistische Linke Fürht) schreibt dazu: „Auffallend, hinsichtlich der jüngsten Anschlagsserie, ist, dass diese kurz nach der Haftentlassung von Matthias Fischer aus Stadeln begann“. Warum Aktionen gegen Aufmärsche von dem Führungskader des Freien Netz Süd (Martin Wiese, Norman Bordin, Matthias Fischer etc.) nicht unterstüzt werden, ist fraglich.

Am 14.01 wäre vieles möglich gewesen aber leider nahmen diese Chance zu wenige Antifas wahr.




Video wie die Nazis stehen:
 http://www.youtube.com/watch?v=wbK9nz9GQEA

Pressebericht zum Tag:
 http://www.pnp.de/nachrichten/bayern/318267_Sitzblockade-stoppt-Nazi-Aufmarsch-in-Muehldorf-am-Inn-Fotos-und-Video.html

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