antifa_workcamp in Stukenbrock (OWL)

Vorbereitungskreis des antifa_workcamp 15.09.2013 17:28 Themen: Antifa Antirassismus Militarismus
Am letzten Wochenende fand das jährliche antifa_workcamp in Stukenbrock-Senne (zwischen Bielefeld und Paderborn) statt. Anlass ist die Gedenkveranstaltung auf dem benachbarten Sowjetischen Soldatenfriedhof, bei der den ca. 65.000 Toten des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers StaLag 326 gedacht wird. Von Freitag bis Sonntag kamen gut hundert Leute zu Vorträgen, Workshops und Diskussionen zusammen.
Freitagabend konnten wir den Bochumer Filmemacher Daniel Burkholz bereits zum zweiten Mal bei uns begrüßen. Dieses Mal hatte er seine aktuelle Dokumentation „Verboten, Verfolgt, Vergessen“ im Gepäck, die sich mit der staatlichen Verfolgung der linken Opposition gegen Adenauers Wiederbewaffnungspolitik der 1950er und 1960er Jahre beschäftigt. Der Film und die anschließende Diskussion dienten zur Einstimmung auf das Zeitzeugengespräch am frühen Samstagabend, zu dem wir Walter Böhmer eingeladen hatten. Walter war durch die antimilitaristische Protestbewegung und seine Verweigerung des Dienstes in der neu gegründeten Bundeswehr politisiert worden. In den folgenden Jahren war er auf diesem Gebiet ebenso aktiv wie im Rahmen der späteren DKP sowie im Arbeitskreis „Blumen für Stukenbrock“, also der Gedenkstätteninitiative, die sich seit den späten 1960er Jahren um den Friedhof und die Überlebenden des StaLag kümmert.

Der Samstag startete vormittags mit einer Workshopphase. Leider hatte uns die Referentin einer Arbeitsgruppe zum Thema Critical Whiteness Tags zuvor abgesagt, so dass wir spontan eine Veranstaltung zur Geschichte des StaLag, des Friedhofs und des Camps anboten und eine weitere zu Rassismus und Nationalismus in Russland. Ferner standen die angekündigten Workshops zu Sexismus, zu Antimilitarismus und zur Rede, die wir immer gemeinsam schreiben und auf der Gedenkveranstaltung am Nachmittag halten, auf dem Programm. Der Sani-Workshop musste auf den Abend verschoben werden, da sich die angefragte Gruppe verspätet hatte.

Unter keinem guten Stern stand dieses Jahr die Veranstaltung auf dem Friedhof. Abgesehen vom einsetzenden Regen gab es insgesamt drei kurzfristige Absagen. Der von uns als camp eingeladene stellv. Vorsitzende des Zentralrats deutscher Sinti und Roma, Dr. Silvio Peritore, konnte aus anderweitigen Verpflichtungen leider nicht erscheinen. Der zweite Vorsitzende des Kasseler Friedensratschlags, Lühr Henken, konnte seine Rede nicht selber halten, da er im Stau saß und erst nach Ende der Veranstaltung ankam. Eine angekündigte künstlerische Einlage einer Gruppe von gewerkschaftsnahen Künstlerinnen und Künstlern fiel schließlich auch spontan aus.

Pünktlich zum obligatorischen Fußballspiel am späten Nachmittag kam dann aber wenigstens wieder die Sonne raus. Etwas überraschend gewann Team Gütersloh gegen das favorisierte Team Bielefeld mit Drei zu Eins. Nach einem leckeren, veganen Linsen-Curry der AJO-Vokü konnten wir am späten Abend noch zwei Aktivisten des Refugee Protest March begrüßen. In Ihrem Vortrag stellten sie das Konzept des Non-Citizenship und die damit verbundene politische Praxis zur Diskussion.

Leider, leider begann der Sonntag mit einem Vorgeschmack auf den Herbst, so dass wir schnell die nassen Zelte einpacken und alles wieder abbauen mussten. Zeit genug blieb aber für die Fahrt zur nahe gelegenen Dokumentationsstätte, in welcher die Geschichte des StaLag in einer Ausstellung erklärt wird.

Hoffen wir, dass nächstes Jahr wieder so viele Interessierte kommen, das Wetter noch besser sein wird und zur Abwechslung auch keine spontanen Absagen eintrudeln werden.

PS an den Zivibullen, der Samstagabend so auffällig unauffällig durchs Camp schlenderte: Das Bier hat Einsfünfzig gekostet, dass heißt, wir kriegen noch fünfzig Cent von Dir!
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen