[B] Kundgebung wegen Doku "Auf der Flucht"

Teilnehmer 04.09.2013 06:32 Themen: Antirassismus
Am Dienstag, 3. September, hat das Bündnis gegen Rassismus vor dem Hauptstadtbüro des ZDF Unter den Linden eine Kundgebung wegen der rassistischen Sendung „Auf der Flucht“ durchgeführt. An dieser nahmen circa 30 Personen teil.
Seit Anfang August strahlt ZDF Neo die Sendung “Auf der Flucht” aus. In dieser Sendung handelt es sich um eine inszenierte Flucht von größtenteils weißen Deutschen, u.a. ein Sarrazin-Fan und ein ehemaliges Mitglieder einer Freien Kameradschaft, von Deutschland nach Afrika und in den Irak.
Das Bündnis machte in seinem Redebeitrag seine Kritik am öffentlich-rechtlichen Fernsehen deutlich, welches einen Bildungsauftrag hat und von den Rundfunkgebühren und Steuergeldern der gesamten Bevölkerung, d.h. auch von Geflüchteten in Lagern, finanziert wird. Dieses Gelder werden für derartige Dokus wie “Auf der Flucht” verwendet. Zu der Doku selbst sagte das Bündnis:
„Die Sendereihe ist eine abscheuliche Relativierung der Realität von Geflüchteten und dient mehr der Selbstinszenierung der Protagonist_innen. Auffällig ist, dass mehrheitlich privilegierte weiße deutsche Staatsbürger_innen ihre simulierte Fluchterfahrung darstellen, anstatt die eigentlich Betroffenen zu Wort kommen zu lassen – nämlich die Geflüchteten selbst. Die koloniale Kontinuität wird mal wieder sehr deutlich: Weiße reisen in ferne Länder und bilden sich ein, sich ein vermeintlich objektives Bild über Fluchterfahrungen machen zu können, ohne dabei auch nur zu reflektieren, welche unterschiedlichen Ausgangspositionen bestehen.
Wir verurteilen zutiefst, dass das Schicksal von Menschen, die aus lebensbedrohlichen Umständen fliehen müssen, von privilegierten Menschen zu Entertainment-Zwecken dargestellt wird. Skurrilerweise bereisen sie die jeweiligen Gebiete mit einem gut ausgestatteten Kamera-Team und weiterer luxuriöser Ausrüstung, um auch dort ihren eigenen hohen Lebensstandard aufrecht zu erhalten.

Seit Jahren kämpfen Geflüchtete für ihre Rechte in diesem Land, seit Jahren machen sie auf ihre Situation aufmerksam, seit Jahren berichten sie über ihre Fluchterfahrungen und seit Jahren wird ihre Stimme nicht gehört.
Wenn tatsächlich Interesse daran besteht auf die Fluchterfahrungen von Menschen aufmerksam zu machen, weshalb hört man sich nicht die Stimmen jener an, die diese Erfahrungen gemacht haben?
Es gibt unzählige Aktivist_innen, die von ihren Erfahrungen auf der Flucht sprechen und auch darüber, welchem Rassismus sie in Deutschland ausgesetzt sind. Diese Stimmen scheinen wieder einmal nicht relevant zu sein. Des Weiteren blendet die Sendung die globalen Missstände, für welche auch Deutschland die Verantwortung trägt und welche Menschen aus unterschiedlichen Ländern zur Flucht zwingen, aus. Es wird komplett ausgeblendet, dass wir hier nur so gut leben können, weil wir dies auf dem Rücken Anderer tun. Dass diese neokoloniale Ausbeutung und Unterdrückung dazu führt, dass in diesen Ländern die Wirtschaft vollkommen zusammenbricht oder gar zu Kriegen führt, sind ebenfalls kein Thema dieser Sendung.
Aus diesem Grund fordern wir eine unverzügliche kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Wirtschafts- und Außenpolitik, die Menschen zur Flucht zwingt. Aber auch eine Auseinandersetzung damit, wie rassistische Asylgesetze in Deutschland Menschen systematisch ausgrenzen. Als logische Konsequenz dieser Auseinandersetzung fordern wir die koloniale Vergangenheit Deutschland endlich in den Wissenskanon aufzunehmen und die Abschaffung aller ausgrenzenden Gesetze für sogenannte nicht-Deutsche Staatsbürger_innen.“
Auf der Kundgebung wurden noch zwei eindringliche Beiträge von Aktivisten vom Oranienplatz gehalten, die in der Parole mündeten:
We are not here to entertain.
Unterstrichen wurde dies mit einem Transparent: Wir haben nicht den Nato-Krieg in Libyen überlebt, um auf den Straßen Europas zu sterben.
Mit Flugblättern, die erwartungsgemäß nicht viele Leute Unter den Linden annahmen, wurden zu einer antirassistischen working groups and action week vom 9.-16.9. auf dem Oranienplatz eingeladen. Sie beginnt mit einer Demonstration am 9.9. von 18.-20.00. Start: Oranienplatz.
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