[B] Soildarität mit dem IVI

Werner Meyer 31.05.2012 16:59 Themen: Bildung Freiräume Gender Kultur Repression Soziale Kämpfe
Am Mittwoch den 30.05.2012 fand vor der Hessischen Landesvertretung in Berlin-Mitte eine Solidaritätskundgebung mit dem Frankfurter Institut für Vergleichende Irrelevanz statt, dass seit einer Woche akut räumungsbedroht ist. Rund 80 Aktivist_innen kamen zusammen und protestierten mit Luftballons, Seifenbalsen und elektronischer Musik für den Erhalt des IVIs.
In Redebeiträgen wurde auf die besonderheit des IVIs als Wohn- und Politiprojekt eingegangen, sowie dessen Mischung aus Theorie und Party eingegangen.
Berlin liebt das IvI” - Unter diesem Motto fanden sich am 20.05.2012
etwa 80 Aktivist_innen mit Luftballons, Seifenblasenpistolen und
Konfetti vor der Hessischen Landesvertretung in Berlin ein, um ihre
Solidarität mit dem von Räumung Bedrohten “Institut für Vergleichende
Irrelevanz” (“IvI”) in Frankfurt Ausdruck zu verleihen. Dieses ist
seit einiger Zeit akut räumungsbedroht, nachdem es in einem
undurchsichtigen Prozess von der Goetheuniversität Frankfurt an den
Immobilieninvestor Franconofurt verkauft wurde. Vor kurzem entfernten
Vertreter der neuen Besitzerfirma die Eingangstür zum “IvI” und
fotografierten Mitarbeiter_innen des Instituts ab, das im Zuge der
Studierendenprosteste 2003 besetzt wurde und seitdem für verschiedene
politische Veranstaltungen wie Vorlesungen, Lesekreise und Tutorien
sowie für alternative Partys abseits des Frankfurter Mainsteams
genutzt wird.

“Ob in Berlin oder in Frankfurt: Immer wieder fallen wichtige Projekte
wie das IvI, in denen kritisches Denken abseits des
Universitätsbetriebes ermöglicht wird, Stadtumstrukturierungen und
Gentrification zum Opfer”, erklärt Maja Larsson, Sprecherin der
Berliner IvI-Support Gruppe. “Das IvI ist nicht nur ein Ort für
Theorie und Bildung, sondern nicht zuletzt auch eine fest etablierte
Location für Partys abseits des Mainstreams, Partys, auf denen sich
alle wohlfühlen können, unabhängig von Geschlecht, sexueller
Orientierung oder ähnlichem. Auch das gilt es, zu verteidigen!”,
ergänzt ein Teilnehmer der Veranstaltung. Zudem ermögliche das IvI
auch Menschen, die sich die steigenden Mieten in Frankfurt nicht
leisten können, bezahlbar zu Wohnen.

Das Motto des Instituts, “Theorie, Praxis, Party” wurde auch auf der
Berliner Veranstaltung aufgegriffen. So wurde in verschiedenen
Redebeiträgen wurde auf die unterschiedlichen Facetten des Instituts
eingegangen, persönliche Annekdoten erzählt und die strukturellen
Bedingungen hinterfragt, die die fortschreitende Umstrukturierung der
Städte zu Ungunsten alternativer Projekte ermöglichen. Gleichzeitig
gab es laute Musik, die Stimmung war gelassen. “Wir wollen uns nicht
vom IvI verabschieden”, so Maja Larsson. “Das IvI ist noch nicht
verloren. Ob in den Köpfen oder im Kettenhofweg 130, das IvI wird
weiter existieren. Kritisches Denken lässt sich nicht einfach so
räumen.”

Heute findet in Frankfurt am Main eine Demonstration unter dem Motto
“Wohnraum für Alle” statt, bei der auch für das IvI geworben wird.
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Ergänzungen

solidarität!

poiu 31.05.2012 - 18:16
Weil es - inhaltlich - so schön repräsentativ ist, weil es aber leider nicht selbstverständlich ist, um also eventuellen antisolidarischen Troll-Kommentaren vorzubeugen, und auch wenn damit viele (  https://weloveivi.wordpress.com/category/solidaritatsbekundungen/ ) ebenfalls solidarische Bands, Vokügruppen, Künstler und Lesekriese unerwähnt bleiben:

Im folgenden verschiedene Soli-Erklärungen von kommunistischen (antifa f) und anarchistischen (a-netz), feministischen (ladyfest) Gruppen, sowie von den bekannten Häusern Rote Flora und Schokoladenfabrik.


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Wir, die autonome antifa f, erklären uns solidarisch mit dem Institut für vergleichende Irrelevanz (IvI) und kündigen auch von unserer Seite aus Widerstand gegen das drohende Ende der Besetzung an.

Das IvI ist ein wichtiger Ort für außeruniversitäre Bildung, außerparlamentarische Politik und außergewöhnliches Leben in Frankfurt – gerade in Zeiten der zunehmend autoritären Unterordnung von Wissenschaft, Sozialem und immer mehr Lebensbereichen unter vermeintliche, ökonomische Sachzwänge. Dagegen gewährleistet das IvI seit neun Jahren einen notwenigen Raum für kritische Wissenschaft und konkrete Selbstbestimmung: Vorträge und Diskussionen, Partys und Barabende, Konzerte und politische Veranstaltungen machen eine Alternative zur angeblichen Alternativlosigkeit der herrschenden Verhältnisse auf. Die Besetzung des Gebäudes im Kettenhofweg 130 ist somit nicht nur ein symbolischer, sondern auch ein praktischer Schritt gegen die autoritären Bestimmungen durch Stadt, Land und Kapital.
Darüber hinaus hat sich das IvI zum Ausgangspunkt dafür entwickelt, dass politische – und insbesondere auch innerlinke – Kontroversen ausgetragen und weiterentwickelt werden. Dabei sind beispielsweise wir als antifa f mit einigen der Positionen aus dem IvI aneinander geraten. Doch eben solche Auseinandersetzungen stärken eine lebendige linke Szene und bestätigen nur die Bedeutung des IvIs.

Also gilt selbstverständlich: IvI bleibt! Wir wünschen dieser Stadt momentan ja ohnehin einige besonders heisse Tage – sollte das besetzte IvI wirklich angerührt werden, dann wird es dieses Jahr bestimmt noch ein wenig heisser…

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Wir als Gruppen des An­ar­chis­ti­schen Netz­werkes Süd­west* so­li­da­ri­sieren uns mit dem von Räu­mung be­drohten In­stitut für ver­glei­chende Ir­re­le­vanz. Das In­stitut für ver­glei­chende Ir­re­le­vanz (kurz IVI) wurde im Laufe der Stu­die­ren­den­pro­teste 2003 in Frank­furt am Main be­setzt und ist seitdem ein Ort an dem sich Kunst- und Kul­tur­schaf­fende, kri­ti­sche Wis­sen­schaftler*innen und po­li­ti­sche Gruppen be­tä­tigen können. Diese ver­schie­denen Zu­gänge der an dem Pro­jekt be­tei­ligten Gruppen und Ein­zel­per­sonen er­mög­li­chen einen regen Aus­tausch und eine um­fas­sende Be­schäf­ti­gung mit ge­sell­schafts­kri­ti­schen Themen. Zudem ist das IVI ein Raum, in dem es mög­lich ist, un­sere Vor­stel­lungen eines an­deren Zu­sam­men­le­bens schon im Hier und Jetzt aus­zu­pro­bieren und bei Be­darf weiter zu ent­wi­ckeln.

Das IVI ver­sucht zudem ein Platz zu sein, in dem sich jede*r ohne Angst frei be­wegen kann und es egal ist, wel­ches Ge­schlecht, welche Her­kunft, wel­ches Alter oder welche se­xu­elle Ori­en­tie­rung mensch hat.

Eine Räu­mung des IVI kommt für uns nicht in Frage!

In einer Ge­sell­schaft die von man­nig­fal­tigen Herr­schafts- und Aus­beu­tungs­ver­hält­nissen durch­zogen ist, braucht es Ge­genent­würfe wie das IVI. Es braucht solche (wenn auch nur be­grenzten) Frei­räume, um dem Ein­zelnen die Mög­lich­keit zu geben, kri­tisch das Be­ste­hende zu re­flek­tieren und über Mög­lich­keiten der Ver­än­de­rung nach­zu­denken.

Wir als An­ar­chis­ti­sches Netz­werk Süd­west* rufen dazu auf, sich im Falle einer Räu­mung an den Pro­tes­t­ak­tionen zu be­tei­ligen.

IVI bleibt!

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Die feministische Gruppe “ladyfest_ffm” nutzt seit ihrer Gründung im Jahre 2005 das Institut für Vergleichende Irrelevanz sowohl als Treffpunkt als auch als Veranstaltungsort. So war es im IvI eine Selbstverständlichkeit, dass eine queerfeministische Institution wie das ladyfest, das sich auf einen großen globalen Zusammenhang stützen kann, einen eigenen Arbeitsraum im IvI erhält. Wir können dort nicht nur unsere wöchentlichen Treffen abhalten, sondern auch einige unserer Materialien wie Transparente, Nachschlagewerke, Musik – für alle ladyfest_Aktivistinnen zugänglich – lagern. Es ist sehr wichtig, dass wir einen Ort haben, den wir frei nutzen und auch abschließen können, da es aus awareness-Gründen wichtig ist, einen eigenen Ort für unsere (FrauenLesbenTrans*-only) Organisations-Treffen zu haben.Dasselbe gilt für unsere veranstalterischen Aktivitäten im IvI. So ist es einer der wenigen Orte der Stadt, an denen solche (FLT*) Konzepte akzeptiert werden, so dass wir hier eine Reihe von FrauenLesbenTrans*- Abenden organisieren konnten. An sonstigen Veranstaltungsorten ist ein solches Konzept kaum bekannt und meist nur über das Anmieten der Räumlichkeiten durchzusetzen. Aber auch feministische Konzerte mit internationalen Bands, Film-Abende und Diskussionsveranstaltungen konnten wir in Absprache mit dem IvI jederzeit problemlos hier veranstalten. Für unsere Gruppe ist das IvI zentraler Ort; zentraler Ort von
Auseinandersetzungen, von Entscheidungen, von Neubegegnungen, von Verknüpfungen. Dieses Institut ist aus feministischer Sicht unersetzlich. In diesem Sinne: Umfassende Solidarität mit dem bedrohten Institut von Seiten aller Aktivistinnen und dem weiten Umfeld des ladyfest_ffm.

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Das Plenum des besetzten politisch-kulturellen Zentrums Roten Flora und die Kampagne Flora bleibt unverträglich! aus Hamburg solidarisieren sich mit dem besetzten Frankfurter Institut für vergleichende Irrelevanz (IvI), das durch den Verkauf des Gebäudes an den Immobilien-Investor Franconofurt aktuell von Räumung bedroht ist.

Wir leben in Städten, die immer mehr Räume der Verwertungslogik unterwerfen und die alle, die dabei nicht mitspielen wollen oder können, an den (Stadt-)Rand drängen. Mit der Besetzung des leer stehenden ehemaligen Instituts für Anglistik an der Uni Frankfurt und der Entstehung des IvI im Jahr 2003 wurde der Stadt Frankfurt ein Raum abgetrotzt, der im aktiven Widerspruch zu dieser Logik steht. Ein selbstverwalteter Raum für unkommerzielle Kultur, der sich quer stellt zu den herrschen Ausschlussmechanismen. Ein Ort der radikalen Kritik am Bestehenden, die sich nicht über den Runden Tisch ziehen lässt.

Damals wie heute, in Frankfurt wie in Hamburg zeigt sich: Es sind genügend Räume da zum Wohnen und Arbeiten, für Kultur und Politik und genügend Güter für ein schönes Leben für alle. Doch weil es der Kapitalismus aufgrund seiner eigenen Betriebslogik niemals hinbekommen kann, Ressourcen und Räume für alle zugänglich zu machen, müssen wir das selbst erledigen. Kollektive Aneignungspraktiken wie Hausbesetzungen produzieren Störfaktoren in der kapitalistischen Verwertung des Raums. Sie können schwarze Löcher in der Eigentumsordnung erzeugen, Perspektiven auf Möglichkeiten eines vergesellschafteten Gemeinsamen eröffnen und zu Kristallisationspunkten in den politischen Kämpfen um ein Recht auf Stadt werden.

Deshalb sind besetzte Projekte wie das IvI oder die Rote Flora immer wieder Versuchen staatlicher und privater Akteure ausgesetzt, sie ruhig zu stellen oder gewaltsam zu beenden. In den daraus resultierenden Kämpfen entwickeln sich immer auch politische Bewegung und Solidarität. Die Geschichte unzähliger besetzter Räume zeigt, dass es möglich ist, den politischen Preis für eine Räumung so hoch zu treiben, dass er unbezahlbar wird.

Der Verkauf des Flora-Gebäudes durch die Stadt Hamburg an den privaten Investor Klausmartin Kretschmer vor 11 Jahren war keineswegs das Ende des Projekts Rote Flora. Genauso ist der jetzige Verkauf des IvI-Gebäudes durch die Uni Frankfurt an den Immobilien-Investor Franconofurt nicht das Ende des IvI, sondern Auftakt für neue Kämpfe um den städtischen Raum!

Der aktuelle Kampf um das IvI und die kommenden Kämpfe um die Rote Flora stehen nicht getrennt voneinander, sondern sind Teil des Versuchs, den herrschenden Verhältnissen die Pflege und Kultivierung von Störfaktoren sowie die selbstbestimmte Aneignung des Lebens entgegenzusetzen.

Wir wünschen Euch viel Kraft und senden Euch solidarische Grüße aus der Roten Flora.
IvI bleibt!

Plenum der Roten Flora
und Kampagne Flora bleibt unverträglich!

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Wir, der Schokoladen in Berlin, erklären uns solidarisch mit dem von der Räumung bedrohten Institut für vergleichende Irrelevanz in Frankfurt/Main, Kettenhofweg 130.

Das Institut für vergleichende Irrelevanz ist seit 2003 ein Ort der Verbindung von Wissenschaft, studentischer Kultur und städtischer Öffentlichkeit und somit zentraler Bestandteil der studentischen Selbstorganisation und Kultur in Frankfurt.

In den über acht Jahren seines Bestehens hat das weit über die Stadt Frankfurt hinaus bekannte IvI ein Programm mit zahlreichen Seminaren und Kongressen, Lektürekursen und Forschungswerkstätten, Konzerten, Ausstellungen und Theateraufführungen ermöglicht. Begleitet wurde dieses Programm durch regelmäßigen Cafébetrieb, Barabende und gemeinsame Essen. Sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts sind ehrenamtlich tätig, die Veranstaltungen erfolgen zum Selbstkostenpreis.

All dies findet in einem Gebäude statt, das zuvor mehrere Jahre leer stand und erst wieder durch die Besetzung von 2003 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Nun soll dieses Gebäude in einer “Nacht-und-Nebel“-Aktion verkauft und dem IvI damit die Basis für seine Aktivitäten entzogen werden. Damit folgt auch das Präsidium der Goethe-Universität offensichtlich einem Kurs, der der Vernichtung nicht kommerziell orientierter Kulturprojekte zumindest gleichgültig gegenübersteht bzw. diese im Rahmen einer gewinnorientierten Verwertungslogik offensiv betreibt.

Im Namen aller bedrohten Kultur- und Wohnprojekte fordern wir daher das Präsidium der Frankfurter Goethe-Universität auf, seinen Beschluß über den Verkauf des Gebäudes zurückzunehmen und den Weiterbestand des Projektes IvI in seiner bisherigen Form zu ermöglichen.

Plenum des Schokoladen e.V.


...

Liegenschaften der Franconofurt AG in FFM

autonome recherchegruppe ffm 31.05.2012 - 18:34
Liegenschaften der Franconofurt AG in Frankfurt am Main:

Bockenheim:
Hamburger Allee 60

Bornheim:
Hartmann-Ibach-Straße 69
Ringelstraße 17

Eschersheim:
Haeberlinstraße 48
Kurhessenstraße 50
Nußzeil 57-79

Holzhausenviertel:
Fürstenberger Straße 1

Innenstadt:
Fahrgasse 15-19 / Kannengießergasse 1
Hainer Hof 3a
Hochstraße 27

Niederrad:
Gerauer Straße 79

Nordend:
Bornheimer Landstraße 16
Bornwiesenweg 81
Böttgerstraße 18
Brahmsstraße 18
Burgstraße 8
Glauburgstraße 68
Günthersburgallee 96
Keplerstraße 4

Sachsenhausen:
Kaulbachstraße 50
Kranichsteiner Straße 27
Launitzstraße 4

Westend:
Auf der Körnerwiese 3
Körnerstraße 10
Leerbachstraße 43

Quelle: www.franconofurt.de
Stand 05/2012. Die Daten sind mittlerweile von der Homepage genommen worden.

Informationen zu Luxuswohnprojekten der OperaOne AG einer Tochterfirma der Franconofurt AG:

"Zurzeit befindet sich im Frankfurter Westend das Wohnprojekt "Westend Suites" in der Umsetzung. Das hochwertig zu revitalisierende Wohngebäude, welches 43 Apartments und fünf Penthäuser mit einer Gesamtwohnfläche von rund 4.250 Quadratmetern enthält, erstreckt sich parallel zur Bockenheimer Landstraße von der Mendelssohnstraße bis zur Arndstraße. Die Fertigstellung und anschließender Globalverkauf der Westend Suites werden für das erste Quartal 2012 angestrebt."
Der Verkauf soll laut einer Mitteilung des Unternehmens nun im Quartal 02/12 durchgeführt werden. Weitere Projekte des Unternehmens werden laut Mitteilung des Unternehmens derzeit in der Westendstraße und in Frankfurt Sachsenhausen "entwickelt".
Quelle: www.operaone.de