Beringstrasse bis auf weiteres gesperrt

arDaga Widor 06.12.2011 16:22 Themen: Kultur Soziale Kämpfe Weltweit Ökologie
Aus einer südamerikansichen Perspektive
Amerikas Entdeckung – Beringstrasse bis auf weiteres gesperrt

Mitten im Sertão Brasiliens hat Niede Guidon ein Vielkulturen- und Vielgenerationenmuseum wiederentdeckt, freigelegt und dem Allgemeinwissen und Besuchern zugänglich gemacht. Ein Kunstkomplex auf 1.291 km² – die Hälfte Luxemburgs, oder fast fünf Mal der Kanton Genf – eingebettet in wildem wunderschönen Naturszenario, umfangreicher als der Louvre, umstürzlerischer als Dada, und volatiler als der Inhalt zum Irakmuseum in Bagdad.
Wenn ein Kraftfahrzeug im tiefen Süden des brasilianischen Bundesstaates Piauí unterwegs ist, sind die Chancen statistisch keine kleinen, dass das Individuum darin sich verfahren hat, oder auf Opferpirsch ist. Stassenräuber und Wegelagerer sind im Sertão des 21.Jahrhunderts fast so schadenfroh und schlagartig präsent, wie die Löcher auf – dazwischen bisweilen auch – asphaltierten Fern- und Nahverkehrsstrassen. Die weniger schlechten Strassenkarten warnen auch in gelben Rechtecken: Atenção: o trecho apresenta alto índice de assaltos.
Die Caatinga ist kahl, rot von Sand und Erde entlang der Stassenränder, grüne Leuchttürme nur die baumlangen Xique-Xique- und Mandacarú-Kakteen.
Einheimische, Mensch und Nutztier, hager, ausgedörrt, krumm. Auf sich gestellte Esel, Maultiere, Ziegen, Rinder, Hunde, in der Nähe von Wasserlöchern auch mal Pferde und kleine schwarze Schweine, sorgen dafür, dass das motorisierte Vorwärtskommen trotz der kargen Monotonie in Flora, spannend bleibt. Da stehen sie in kleinen Gruppen quer über die für den Verkehr gedachte Schneise, und Hupen gereicht den geruhsamsten unter ihnen nicht einmal zum Blinzeln. Jäh setzen sie auch gerne, gut getarnt im Halbschatten des dörren Dickichts, auf die Strasse. Oder sie liegen gemütlich, gleich nach einer Kuppe, in einer nicht einsehbaren Linkskurve. Fett werden hier bloss die Geier. Bei so viel frischem Angebot nach Begegnungen der motorisierten Art.


Bundesstrasse der animalischen Begegnungen im Sertão

Was in aller Welt macht also jemand, weder vom Weg abgekommen, noch auf eine LKW-Ladung oder die Habe von Autobuspassagieren aus, und auch kein Bierlieferant – Nahrungssmittel, das auch im hintersten Tupfing Brasiliens nie fehlen darf – , im tiefen Süden Piauís? Dem einzigen Staate der brasilianischen Föderation, der vom Inneren her, hin zur Küste, kolonialisiert worden ist. Und nicht umgekehrt. Mit der besonderen Zusatzleistung noch, dass von den seinerzeit vor Ort Lebenden keiner am solchen gelassen wurde. Extensive Viehwirtschaft braucht schliesslich Platz und so wurde Piauí – grösser als Ghana oder das United Kingdom – rasch indianerfrei. Auch heute noch ist der grosse Staat grosser Söhne. Zum Beispiel Senator und Exgouverneur Mão Santa – Heilige Hand. Der, wenn er nicht gerade seine stundenlangen Selbsthuldigungen zum Hohen Hause in Brasília wie ein Gymnasiallehrer aus einem Hesse-Alptraum mit vielerlei Zitaten Ciceros und Julius Cäsars, aus der Bibel und dem Shakespeare-Fundus, sich daran sichtlich labend, würzt, uns auch immer wieder gern erhobenen Zeigefingers verkündet, dass es sich bei seiner kontemporären Kollegenschaft um "den besten Senat der Geschichte Brasiliens" handle. Inmitten eines epidemischen Korruptionhochs zu dieser Institution, welches tatsächlich in unsrer Geschichte einzigartig dasteht.

Aber zurück zu dem Lenker der hier also trotz alledem unterwegs im tiefen Süden Piauís ist. Es ist ein Mann auf dem langen Wege zu einem Rendezvous. Die Frau am Ziele heisst Niéde Guidon, eigentlich aus dem anderen Brasilien, dem südlichen, aber nun, nach einem "Umweg" über die Sorbonne-Uni zu Paris, doch schon über 35 ihrer mittlerweile 78 Jahre zu Piauí. Der Mann hatte sie erst nicht in persona kennen gelernt. Wie das früher so war. Auch wieder nicht über eine Suchmaschine im Grossen Netz. Wie das heute so ist. Der Mann auf dem Abenteuerweg, lernte diese Frau in einem echten Buch – kein iPod! – kennen. Ein Anderthalbkilowälzer, über 600 Seiten im Hartcover-A4-Format. "História dos Índios no Brasil" von unsrer ehrwürdigen Companhia das Letras 1992 herausgegeben, und 1998 zum zweiten Mal verlegt. Niéde steuerte da einen datengespickten Aufsatz zu ihrer umfassenden Arbeit in Piauí bei: "As ocupações pré-históricas do Brasil (excetuando a Amazônia)".

Rendezvous mit Niéde Guidon auf ihrem Terrain

Im tiefen Süden Piauís (und nicht Maranhãos, wie maps.google.com.br falsch zu informieren beliebt), genauer: in der Serra da Capivara, ein paar Reifenpannen bloss von den Grenzen zu Bahia und Pernambuco entfernt, hat diese Frau Wundersames vollbracht. Und es dennoch geschafft eine völlig Unbekannte in diesem, wie in der Medienweltlanschaft geschrieben wird, so aufstrebenden Land Brasilien zu bleiben.

Serra da Capivara, im Süden des Bundesstaates Piauí

Mitten im Sertão hat sie ein Vielkulturen- und Vielgenerationenmuseum wiederentdeckt, freigelegt und dem Allgemeinwissen und Besuchern zugänglich gemacht. Ein Kunstkomplex auf 1.291 km² – die Hälfte Luxemburgs, oder fast fünf Mal der Kanton Genf – eingebettet in wildem wunderschönen Naturszenario, umfangreicher als der Louvre, umstürzlerischer als Dada, und volatiler als der Inhalt zum Irakmuseum in Bagdad. Wobei in unsrem Falle nicht die Souvenirfröhlichkeit freiheitsbringender Zivilisierter das Kunstverschwinden erklärt, sondern die Kräfte der Erosion und die von oben penibel gepflegte Armuts-Ignoranzfalle der Einheimischen. Tatenlos fest unterstützt von Lokal- und Bundespolitikern in sie vereinender Drei-Affen-Starre. Über eintausend archäologische Fundstellen wurden bis jetzt katalogisiert. Fast siebenhundert davon, mit wunderbaren, kräftigen prähistorischen Wandmalereien.

Nebenbei hat diese Frau noch mitgeholfen, eine der nachhaltigsten Unwahrheiten der Menschengeschichte als solche zu entlarven: die Clovis-Theorie auf den Komposthaufen der Geschichte zu werfen, und die Beringstrasse zu sperren. Oder ins Grab zu schaufeln, wie sie selber sagt.

Niéde-O-Ton: Schau dir die Veröffentlichungen von Agueda Vialou an, zwei Bände hat die USP (Universität São Paulo) rausgebracht, über die Vorgeschichte Mato Grossos, mit Datierungen von 25.000 Jahren. Schau dir die archäologischen Stätten in Chile an, oder an der Atlantikküste der USA. Oder unsere Datierungen hier in der Serra da Capivara. All das zeigt schon, dass die Clovis-Theorie und die Erstbesiedelung Amerikas durch asiatische Nomaden, die über die Beringstrasse kamen, im Grab liegt.
Lies das Buch "1421 - The Year China discovered America" von Gavin Menzies und du wirst erfahren, dass China bereits Kolonien von Nordamerika bis Kolumbien und Venezuela hatte. Die Chinesen und die indigenen Frauen haben sich vermischt, und so hat es chinesisches DNA unter den Amerikanischen Indigenen. Und deshalb sagen die Nordamerikaner, dass "alle" amerikanischen Ureinwohner Asiaten sind! Mag schon stimmen, für die an den Küsten. Aber nicht für jene im Landesinneren von Piauí!Zur Zeit studieren wir gerade das Skelettfunden entnommene DNA, aber bis jetzt haben wir nur sehr wenig organisches Material gefunden. Wir untersuchen auch das DNA der sehr raren Nachfahren der Ureinwohner unserer Region. Sobald wir also Resultate aus den Laboratorien haben, werden wir sie veröffentlichen.

Da gehört, nebst lauteren wissenschaftlichen Fähigkeiten, ein hohes Mass an Zähigkeit dazu. Im Schwellenland Brasilien. Wo unser 4/5-populärer Präsident Inácio Lula Superstar, hoffiert auch gleichermassen zu Königlich Spanischem Hofe, der Financial Times und orientierungsloser Euro-Sozialdemokratie, Bücher lesen als chato – öd, langweilig – befindet. In Piauí, wo, unter anderen transsäkularen Meilensteinen des Coronelismo – unserer im Nordosten nach wie vor aktiven Feudalherrschaftsvariante – die brasilienweit schlechteste Öffentliche Schule (laut neuester Bundesstudie) ihr Unwerk wider die kommende Generation – nicht nur der Autoren und Verleger – verrichtet.

O-Ton: Das Übermitteln von früher in der Kirche monopolisiertem Wissen, ging an die Universitäten über und brachte junge Menschen die zum Denken und Protestieren fähig waren hervor. Das musste wieder rückgängig gemacht werden. Also wurde die Universität wieder zerstört. Und heute werden Diplome anstelle von Wissen angeboten.
Zu Beginn dieses unseres Jahrhunderts bestehen die menschlichen Gemeinschaften aus Millarden von Personen. Kranken und einsamen mehrheitlich. Die Natur wurde zerstört. Alles Essen muss gekauft werden. Wasser muss gekauft werden. Die natürlichen Ressourcen haben heute ihre Besitzer: die Macht. Die Macht in ihren unzähligen Formen. Wettbewerb ist die Lebensregel. Alle Menschen, ob bewusst oder nicht, verabscheuen ihresgleichen, den potentiellen Konkurrenten. Ihm geben sie die Schuld, dass es ihnen selbst nicht besser geht.

Forscher und Hands-on-Intellektuelle, Kunst- und Naturschützer, um Soziale Gerechtigkeit Besorgte, oder gar solche die das alles vereinen, sind da so gefragt und beliebt, wie jüdische Bürgerrechtsaktivisten in Mississippi damals, oder um ihr Überleben ringende Resturvölker in Mato Grosso, Bahia, Maranhão, Pará (...) heute. Nichtsnutze und Störenfriede im 510jährigen Schmiergetriebe der stets gleichen Oligarchie unterm Ordem & Progresso-Banner.
Dass es Niéde und ihren MitstreiterforscherInnen überhaupt gelungen ist, einen Nationalpark "zu bekommen" (eigentlich zwei, denn jener nebenan im Westen, der Serra das Confusões, geht idem auf deren Konto, wird aber z.Z. völlig zunichte gemacht, unter anderem auch durch die Incra, ein Bundesorgan, das Landlose Bauern dort ansiedelt, wo das Land gesetzlich gar nicht zugeteilt werden dürfte – aber das ist schon Thema einer zukünftigen Perspektive), und eine rudimentäre, für die NO-Region Brasiliens dennoch einzigartige Organisations- und Infrastruktur, inklusive sozio-ökonomischer Einbeziehung der Dorfbewohner, aufzubauen, ist auch wissenschaftlichen Partnerschaften-von-draussen und finanzieller Unterstützung seitens des verstaatlichten Ölriesen Petrobras zu verdanken.

O-Ton: Innerhalb des Nationalparks Serra das Confusões hat die Incra noch niemanden angesiedelt. Bis jetzt. Aber sie machen es entlang der Parkgrenze, was laut Bundesgesetz verboten ist. Die (Bundesumweltbehörde) Ibama sagt, das geht nicht, aber Incra machts trotzdem. Und wir erben die Probleme. Ein Zeitvertreib der dort Angesiedelten ist die Jagd im Park, auch das Zielschiessen auf die Wandmalereien. Was sie sonst noch gerne tun, ist das Zerbrechen der Hinweistafeln, die wir für die Touristen aufstellen. Selbst wenn wir ein an den Nationalpark angrenzendes Randgebiet kaufen, es einzäunen, um Tiere und prähistorische Kunst zu schützen, reissen sie die Zäune aus und gehen auf Beute. Das ist keine Bagatelle, sondern meiner Meinung nach das prinzipielle Problem Brasiliens: wir haben viele Gesetze, aber niemand kümmert sich um deren Einhaltung. Und wenn du dafür kämpfst, dass die Gesetze angewendet werden, bist du die Unperson. Ich weiss wirklich nicht, wie so aus uns jemals ein grosses Land werden soll.

www.ceramicacapivara.com – Unternehmen mit Sozialem Einbindungsauftrag, welches ausser geschmackvollen selbstgebrannten Souvenirs auch Essen, Nächtigungen und Führer anbietet, am Nationalparkeingang bei Coronel José Dias

Statt diesen vorhandenen Reichtum wirtschaftlich touristisch auszunützen, und den Lebensstandard aller damit anzuheben, geschieht gar nichts. Ausser den stets gleichen und leeren Versprechen aus Politik und Behördenbürokratie. Die sind es, die die Parkverwaltung, unser Vorankommen überhaupt, am meisten behindern. 2009 hätten wir von der Fapepi (Landes-Institut zur Forschungsunterstützung Piaui) eine halbe Million R$ (etwa dreihunderttausend US$) für unsere Forschungsarbeiten überwiesen bekommen sollen, und dieses Jahr die selbe Summe. Nichts haben wir gekriegt! Frag den Präsidenten der Fapepi, Acácio Veras, warum. Aber es nützt alles nichts. Dass wir überhaupt den "National"-Park noch weiterführen können, verdanken wir der Petrobras.
Noch so ein Politikerversprechen: da hiess es, bis 1998(!) wäre der Internationale Flughafen fertig, jetzt haben wir Mitte 2010...

Das – vorbildliche – Museum zum Nationalpark und Niédes Wohnort in São Raimundo Nonato – www.fumdham.com.br

Obwohl der Nationalpark schon 1990 auf offiziellem Brasilienpapier gegründet wurde, und ein Jahr darauf die UNESCO ihn auf die Liste zur Aufnahme als Weltkulturerbe nahm, tat das dem regen und organisierten Holzschlag, der kommerziellen Jagd und auch der gemeinen Zerstörungswut in der Praxis für die nächste Dekade überhaupt keinen Abbruch. Im Gegenteil: jetzt erst recht! Und die folgliche Ausrottung von Emus, Rehen und Hirschen und Ameisenbären, dankten bevölkerungsexplodierende Wespen und Termiten, die den Wandmalereien nun zusätzlich zusetzen. Aber das ist ein ganz normales Brasilienphänomen, das wir in allen "Schutzzonen" der Nordost- und Nordenregion beobachten. Egal, ob dort – auf dem geduldigsten Papier der Welt – Wandmalereien, Wald oder Ureinwohner geschützt werden sollten.
In unsrem konkreten Falle hier, sprechen wir vom – auch laut UNESCO – wichtigsten prähistorischen Weltkulturgut Amerikas und der grössten Wandmalereisammlung der Welt.

O-Ton: Wir haben vom Fundort Pedra Furada Datierungen von Kohleresten und Lithomaterial (Schaber, Pfeilspitzen, etc.) die einhunderttausend Jahre ergeben. Allerdings sind die angewendeten Messtechniken nicht so sicher, wie die Radiokarbon-Methode. Unter Anwendung dieser sind wir aber auch schon auf sechzigtausend Jahre gekommen. Und unter der, nun datierten, Schicht haben wir noch einmal anderthalb Meter mit Lithomaterial und Feuerresten, die also noch länger zurückliegen müssen.
Und so verwunderlich ist das gar nicht: schau dir Meeresströmungskarten an, zieh in betracht, dass der Ozean vor 110.000 bis 100.000 Jahren ungefähr 120m unter seinem gegenwärtigen Niveau war. Die Entfernung zwischen Afrika und unserer Küste war geringer als zweitausend Kilometer! Mit vielen – heute verschwundenen – Inseln dazwischen. Und die Strömungen begünstigten Überfahrten nach Westen, an die Nordküste Brasiliens und in die Karibik. Und dem Parnaiba-Fluss und dem San Francisco-Fluss, die damals noch viel mächtigere Ströme als heute gewesen sind, landeinwärts folgend, sind wir schon hier bei uns.
Kanada war damals ein riesiger Gletscher. Und wenn schon Primaten vor Jahrmillionen die Überfahrt von Afrika auf Baumstämmen nach Brasilien geschafft haben – lies die Forschungsergebnisse von Mario Alberto Cozzuol und Richard Kay aus 2006 – warum soll dann der Homo Sapiens auf Flössen nicht dazu fähig gewesen sein? Im Übrigen beweist der unlängst gefundene Homo Florensis auf der Insel Flores, dass mensch seit zumindest 840.00 Jahren zur See fährt.

Fundort Pedra Furada

Immerhin: wir haben nun schon einige Schulbücher im Land, in welchen Brasilien nicht (mehr) mit dem Ankerwurf Cabrals beginnt; der etwa 11.500 Jahre alte Schädelfund Luzias aus Minas Gerais, mit klaren morfologischen Merkmalen heutiger afrikanischer oder ur-australischer Völker, genannt wird; Niéde erwähnt ist; und zur Beringstrasse wenigstens andere Zuzugsvarianten – im historischen Nachhinein – angeboten werden. Von welcher Kraft und Wirkung diese partiellen Lehrbuchadaptierungen aber sein werden, wird davon abhängen, ob aus unseren Öffentlichen Schulen – vor allem im Nordosten und Norden – auch wieder des Lesens und Leseverstehens ermächtigte SchülerInnen hervorgehen. Und ob die einflussreichsten Lobbies, die Damen und Herren über (fast) alles Land und alle Arbeit zu Brasilien, es (nicht) schaffen werden, allen sozial-kritischen Inhalt aus Schule überhaupt zu verbannen, um hinfort fähige Rädchen ohne potentielle Sandkörner für ihren Staats-Privat-Betrieb zu gewinnen.

Im Nordwesten des kleinsten Bundesstaates Sergipe, im Dreiländereck mit Alagoas und Bahia, schon wieder ein Zweitagesstück Abenteuerfahrt weiter, nach dem Rendezvous mit der grossen alten Dame der Brasiloarchäologie, und über unverändert mechanikerfreundliches (Tier-) Strassenterrain, also zurück im gewöhnlichen Brasilien, erlebt der Mann im brandneuen, hypermodernen und klimatisierten Vorzeigemuseum der Nordostregion MAX (Museu de Arqueologia de Xingó – Universidade Federal de Sergipe) jedenfalls folgendes: zu falscher (Tonband-) Musik – einem Feuertreibjagdgesang kontemporärer Xavante-Ureinwohnern aus dem Staat Mato Grosso – werden die unbekannten Ursiedler des Gebiets um den unteren São Francisco-Fluss vor etwa neuntausend Jahren "vorgestellt". Eine "wissenschaftliche" Chuzpe, als würde assyrische Altkeramik von mongolischem Hirtenrap begleitet. Und gleich nach diesem akkustischen Erstschlag prankt im Einführungs-Schauraum eine riesige Tafel im modernsten Archäologie-Museum unsres aufstrebenden Schwellenlandes, die uns da unmissverständlich erinnert: Dass die ersten Menschen Amerikas während der letzten Eiszeit von Asien über die Beringstrasse...

www.max.org.br – Same old nonsense

O-Ton (per e-mail): Wirklich unverständlich, warum die fortfahren das wiederzugeben! Aber was soll ich tun – ich kann die Menschheit auch nicht ändern!

Der Autor ist ethno-pädagogischer Aktivist und Touristenführer. www.ardaga.net

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Ergänzungen

ob Robinson Crusoe oderChristopher Kolumbus

welcher Mensch¿ 06.12.2011 - 19:47
»dass der mensch seit zumindest 840.00 Jahren zur See fährt«

Je mehr Ergebnisse die moderne Archeologie liefert desto wahnwitziger werden die Theorien über die Ausbreitung "des Menschen" (welches Menschen) auf einer blauen Kugel die allgemeinhin ˙¨Planet Erde¨˙ genannt wird.

Wenn die Entdeckung Amerikas heute endlich als 'humanitäre Catastrophe' erkannt wird, haben ¿wir¿ etwas erreicht gegenüber der herrschenden politischen Ordnung. Wobei nicht zu übersehen ist das ¿unser¿ (Europa\Deutschland) Geschichtsbild durch Genozit, Krieg und Massenmord sehr eingeengt wird. Daran zu erinnern, dass es eine menschliche Zivilisation gibt, vielleicht seit 840 000 Jahren, ändert nichts daran, dass auch gegenwärtige Systeme Menschen zu Milliarden existentiell bedrohen und gerade gegenwärtig kaum ein sich als "zivilisierter Mensch" begreifender Erdenbürger bereit ist anderen Menschen (die gar nicht so anders sind) im Leben zu tollerieren.

Der letzte moderne Mensch bekommt von Kindesbeinen an eine (mit schier unlösbaren Problemen behaftete) Welt vorgesetzt, die jedes Individuum zum gehorsammen Mitläufer einer falschen Politik erzieht. Was sagen die Funde aus vergangenen Zeiten über die gegenwärtigen Verhältnisse aus, in einer Welt die (so die Propaganda) permanent im Chaos zu versinken droht.

Hat sich der Mensch, dieses wagemutige Individuum, mit Flössen auf dem Planeten Erde ausgebreitet und hat der Mensch es sich überall bequem gemacht oder sind die Menschen als Normadenvölker von Generation zu Generation in eine unbekannte Welt aufgebrochen ohne die Beziehung zu ihrem »Ursprung« zu verlieren? Es kann alles möglich sein, auch das die Größe der Population sich über Jahrtausende nicht wesendlich geändert hatte und es kann sein, dass diese Menschen, trotz ihrer Verschiedenartigkeit aber auf Grund ihrer gemeinsammen Herkunft, immer die Fähigkeit hatten global mehr oder weniger (spirituell) miteinander zu kommunizieren!

(Ps. vielen Dank für den aufschlussreichen Artikel)

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Umleitung? — Mongo

Wirres Zeug — Tezcatlipoca