Berlin: Heisse Wochen

XXX 24.01.2012 14:45 Themen: Antirassismus Militarismus Repression
Am 28. Januar wird es in Neukölln/Kreuzberg eine Demonstration geben, deren gemeinsamer Nenner die Verurteilung staatlicher Gewalt ist. Auf polizeikongress2012.blogsport.de wurden über mehrere Wochen Dinge gesammelt, die mit der Mobilisierung in Zusammenhang stehen. Hier nun wenige Tage vor der Demo ein Versuch die Lage zusammenzufassen.
Von Anfang an waren der Polizeikongress (14. und 15. Februar) sowie die Urban Operations Conference (31. Januar bis 2. Februar), die beide in Berlin Mitte stattfinden, im Fokus der Mobilisierung. Nach vielen Jahren der eher magerer Beteiligung rund um Aktionen gegen den jährlichen Polizeikongress thematisieren mehrere Aufrufe die Wichtigkeit dieser Messe für den Aufbau von autoritären Sicherheitsarchitekturen, der in Europa sowie den von Europa besetzten Gebieten enorm schnell voranschreitet. Die Verbindung von innerer zu äußerer „Sicherheit“ führt auch zu dem logischen Schluss, dass die erstmalig stattfindende Urban Operations Conference im gleichen Zug anzugreifen ist. Dass es sich beim gegenwärtigen „Frieden“ in Europa um einen permanenten Kriegszustand zwischen den Interessen der Menschen und dem Kapitalismus handelt, spricht das oft verwendete Motto „Fight capitalist war – fight capitalist peace“ ebenso an, wie den Aufruf zum Kampf gegen die Kriege, die im deutschen und europäischen Gewinninteresse auf der ganzen Welt geführt werden.

Der zweite Schwerpunkt der Mobilisierung ist das Thema der Polizeigewalt und des staatlichen Rassismus. Nach Debatten um die zurückliegenden staatlichen Morde an Oury Jalloh, Dennis J. und Slieman Hamade haben die Solidaritäts-Gruppen offenbar einen Weg gefunden, zusammen zu kämpfen. Sowohl die Initiative Oury Jalloh, als auch das No Justice No Peace Bündnis und die Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt rufen zum gemeinsamen und solidarischen Widerstand auf.

Parallel zur Mobilisierung durch die Gruppen wurden auf Indymedia zahlreiche Artikel veröffentlicht, die einzelne Sponsoren oder Akteure der beiden Kongresse genauer unter die Lupe nahmen. Eine Google-Suche nach „Polizeikongress“ bestätigt die Wichtigkeit, derartiger Recherche und Öffentlichkeitsarbeit. Den Veranstaltern und den durch ihr Sponsorship ins Visier geratenen dürfte es wenig gefallen, in den Top-Suchergebnissen mit negativem Bezug zu erscheinen.

Aber auch auf den Berliner Straßen ist die Mobilisierung sichtbar. Verschiedene Plakate und Graffitis sind im gesamten Stadtgebiet verteilt und versuchen mal mit mehr Text, mal mit weniger, Passanten zu informieren. Ein Brandanschlag auf ein Auto beleuchtete außerdem einen der Sponsoren des Polizeikongress näher und zeigte andere Handlungsmöglichkeiten auf.
Mehrere gut besuchte Info- und Diskussionsveranstaltungen boten zusätzlich die Möglichkeit zum Austausch und Zugang zu fundiertem Wissen um den Polizeikongress.

Noch absolut offen ist dagegen, welche Erfolge die als „groß“ und oft auch recht aggressiv angekündigte Demonstration kommenden Samstag erzielen kann. Einigkeit herrscht in der beteiligten Internet-Öffentlichkeit darüber, dass es keine Demonstration der Friedfertigkeit werden soll. Kommentare kündigen noch etwas umständlich an, dass den Anforderungen der Polizei keine Folge geleistet werden soll und meist noch darüber hinaus: es soll offensiv der sonst üblichen und in Deutschland sehr repressiven Crowd-Control entgegengewirkt werden. Eine „Orientierungskarte“ erklärt den gesamten Schillerkiez um den Herrfurthplatz zum Sammelgebiet und will so durch das bekannte out-of-control-Konzept Vorkontrollen der Polizei unmöglich machen. Auch ein Spalier um den gesamten Demozug kann so erfahrungsgemäß unterbunden werden. Wenn die Polizei es provoziert, hat sie es bei genügend Menschen vielleicht plötzlich mit zwei parallel laufenden Demozügen zu tun. Erhoffen kann man sich davon nicht nur die kontrollfreie Demonstration sondern wie im Sommer beim Gedenken an Carlo Giuliani auch die Teilnahme vieler sonst durch die Polizei verschreckten Anwohner. Ein Text erklärt das Verantwortungsbewusstsein der Demonstrierenden zum entscheidenden Kriterium für eine erfolgreiche Aktion: „Die Demo wird nicht bis ins Detail geplant und kommandiert, erwartet nicht das sich der Lauti ständig durch die Reihen wühlt um euch zu steuern. Denkt euch selbst was aus!“

Um die Inhalte und Mobilisierung weiter zu entwickeln gibt es nach der Demo aber noch viel mehr zu tun. Zunächsteinmal findet Samstag Abends die „Polizeikongress verpiss dich“-Party in der Kadterschmiede in der Rigaerstr. 94 statt, um Soligelder für eventuell Festgenommene zu sammeln.
Dann stehen aber die beiden Repressions-Kongresse an, die eigentlich nicht ohne spürbaren Protest über die Bühne gehen sollten. Bei der Urban-Operations-Conference organisiert das Berliner Bündnis gegen Krieg und Militarisierung ( http://nowar.blogsport.de) am 1. Februar schon eine Kundgebung vor dem Maritim-Hotel in der Friedrichstraße. Dort soll die Rüstungs-Messe auch direkt stattfinden. Da sich Berlin immer mehr zur Kongress-Stadt für derlei Schweinereien entwickelt, wäre es für die Zukunft wichtig, wenn auch hier ebensoviel Engagement gezeigt würde wie (hoffentlich) auf der Demo.
Beim Polizeikongress selbst lassen Ankündigungen derzeit noch auf sich warten.
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Ergänzungen

Nordostberlin macht mobil...

No justice! - No Peace! 24.01.2012 - 17:33
...gegen die europäische Sicherheitsarchitektur!

Die Mobi-Poster der NEA werden hier zur Dokumentation veröffentlicht.

Unterstützt die Mobilisierung gegen die Urban Operations Conference und den europäischen Polizeikongress. Macht Poster, schreibt Aufrufe, macht in euren Freundeskreisen und bezugsgruppen mobil!

Liebig 14 Riot Revival

Bln 25.01.2012 - 11:34
***02. 02. (Jahrestag)***

10:00 Mahnwache! vor der Liebig 14 und im XB-Liebig
Den ganzen Tag Performances, Workshops, Diskussionen (von Radical Theory Berlin), Musik und warme Suppe mit den Kleinschmitz, Zaungäste, Čorna Krušwa, Mary Ocher, Geigerzähler
und diverse Kleinkünstler_innen

Convoi Wagenplatz
10:00 Den ganzen Tag Feuertonne und warme Getränke
17:00 Konzert mit Budyet und später „Sing to Death Karaoke“

ab 19:00 Konzert im Jugend[widerstands]museum Galiläakirche
(Rigaerstraße 9-10) mit
- Road Kill Zombies
- Levitations
- Zerfall
- Sandy Bird

*******************************************************************

***04. 02.***

ab 12:00 Warm-up mit Schminken und Frühstück im Fischladen
(Rigaerstraße 83)

15:00 LIEBIG 14 – RETURN OF THE LIVING DEAD
Zombie-Parade
Bersarinplatz

Solikonzert im AGH und Party im Keller (Köpi)
Antirepressions Solikonzert & Party: Liebig 14 Nerver R:I.P.
Konzert: Beginn pünktlich um 20:30 Uhr
„Filou“ (Reggae, Sänger vom Berlin Boom Orchestra Solo aus Berlin) – „Pink Monkey Stuff“ (etwas mit Funk aus Berlin) – „Feine Sahne Fisch Filet“ (Ska-Punk aus Mecklenburg-Vorpommern)
ab 23:00 Uhr DJs im Keller:
„North Korean Rude Boys and Girls“ (Reggae, Soul, Ska, Roots) – „Dr. Jekill und Mr. Hide“ (Reggae, Soul, Dub)

Weitere Termine werden folgen: Schaut mal wieder auf
 http://liebig14.blogsport.de/

@ Bln 25.01.2012 - 11:34

OstBln 26.01.2012 - 21:44
Was soll eigentlich der Mist mit dem "Jugendwiderstandsmuseum"? Wieso arbeitet man mit solchen Lügenbaronen zusammen? Die werden vom Bund bezahlt für den Mist den die da verzapfen umd ihr öffnet deren Gruselkabinett Tür und Tor? Kommt Eppelmann, der die Bundesstiftung leitet die dieses sogenannte Museum finanziert und der in der Kirche damals tätig war etwa auch? Und erzählt er dann auch mal was über seine Schwerter zu Pflugscharen Kampagne? Immerhin wird die ja dort auch dargeboten. Und erklärt er euch dann auch warum er nach der Annexion der DDR plötzlich cool fand, daß Bundeswehrsoldaten Auslandseinsätze machen? Und eventuell erzählt er auch mal was über seine bizarren Treffen mit CIA Agenten die selbst bei ihm zu Hause ein und ausgingen. Und bei der Gelegenheit könnt ihr die ja auch mal fragen warum sie die Mainzerstrasse da für ihre Zwecke mißbrauchen. "Museum" 1969-1989. Mainzer 1990! Und was die da über die Straße und die Entwicklung vom 12.-14. berichten kommt aus der POLIZEIPRESSEMELDUNG!! So wird vom Errichten von Barrikaden auf der Frankfurter am 12. gegen Mittag bei der Soliaktion gegen die Häuserräumungen in Prenzlauer Berg und Lichtenberg berichtet. Das hat niemals stattgefunden sondern wurde von den Cops erfunden um ihren Aufmarsch zu rechtfertigen! Fehlt bloß noch die Story mit den Nagelbrettern. Genauso wenig ist die Straßenbahn an der Boxhagenerstraße entgleist!! Fakt ist: Die haben erwiesenermaßen gar keine Ahnung von dem Thema Mainzer und damit auch nichts zu tun, bis auf die Nulpen vom Neuen Forum die da mit anderen Heulbojen einen auf Menschenkette und Selbstinszenierung machen wollten und dann gerannt sind und wollen damit lediglich bei möglichst jungen Menschen Interesse wecken und diese ködern um denen dann ihren Bundesbehördenunfug einzutrichtern. Welcher Altostberliner geht denn da bitte freiwillig rein? Keine Sau! Deswegen sieht man da drin auch nie einen. Zum Glück gibts ja euch. So hat die Bundesregierung irgendwie immer einen Fuß in der Tür der Linken, das ist doch schön, oder?

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gutes marketing — ant

ach so — na klar