Blockupy und wie wir wieder mal lernten...

kein Manifest, nicht mal ein Beitrag 17.06.2013 20:34
...eine Organisierung zu missen.
Wie fanden wir Blockupy?
Bunt, vielseitig, entschlossen, informativ, solidarisch, kreativ, aufbauend, konfrontativ,....

Wie noch?
Regnerisch, anstrengend, festgefahren, ergebnissoffen, schmerzhaft, ernüchternd....

Was fiel uns negativ auf?
- wir waren weniger als 2012
- wir haben mal wieder nur das typische Klientel zur Teilnahme bewegen können
- die Bereitschaft für Aktionen des zivilen Ungehorsams ist nach wie vor auf bescheidenem Niveau
- die Staatsgewalt hat (Samstags) auf eine Intensität der Eskalation gesetzt, die wir noch nicht nachvollziehen bzw beurteilen können
- statt staatlicher Verbotsorgie wie in 2012 hat dieses Jahr die staatliche Gewalt viele unserer eigentlichen Inhalte in den Schatten gestellt

Was uns ganz persönlich aufregt?
- Damit wir wieder mal nur Teil einer passiven Maße waren
- damit wir wieder mal meinten, es reiche aus sich kurz vor knapp an Orga-Treffen zu beteiligen um ordentlich mitmischen zu können
- Damit da wieder mal dieses Ohnmachtsgefühl war als an die Tausend comp@neras gekesselt wurden und es „nur“ bei solidarischem Beistand blieb(der nötig und richtig war, es aber sicher sinnvoller gewesen wäre wenn sich die Hälfte der nicht Gekesselten auf dem Weg Richtung EZB gemacht hätten, während der andere Teil solidarisch bei den Gefangenen bleibt).
- dass das Aktionskonzept auf Grund von „unorganisierter Masse“ wie so oft hinter dem potentiell Möglichen blieb.

Was muss besser laufen?
- wir werden auf kurz oder lang nicht drum herum kommen uns breiter zu vernetzen und den Organisationsgrad zu steigern.
- wir müssen langfristiger, denken, handeln und planen
- wir brauchen ein inhaltlich noch schärferes Profil und eine wenigstens grobe Orientierung

Wie die Erfahrungen der Vergangenheit zeigen, wird sich die außerparlamentarische Linke, die sich an den Frankfurter Aktionstage beteiligt hat, in eine wohlverdiente Sommerpause begeben. Zwar geistern Aufrufe zur Unterstützung der Proteste in der Türkei quer durchs Internet, doch wie intensiv eine praktische Beteiligung aussieht und wie lange die Proteste noch anhalten werden, ist nicht abzusehen. Gut möglich das sich das kurzfristig verläuft. Immerhin ist ja jetzt Sommer und wie so oft sind kampagnentragende Strukturen (verständlicherweise) überlastet und brauchen eine Auszeit.

Doch jetzt wäre die optimale Zeit für eine Blaupause in dem wir das Erlebte ohne Zeitdruck reflektieren können und mit Hinblick auf 2014 ins Gespräch kommen.

Denn was wir als notwendig erachten, wäre die Möglichkeit auf einen kontinuierlichen Austausch zur Stärkung und Weiterentwicklung einer auf Intervention ausgerichteter linksradikaler Praxis. Die Blockupystrukturen halten wir auf Grund der inhaltlich schwammigen Breite des Bündnisses nicht für den dafür geeigneten, strukturellen Rahmen. Dennoch braucht es überregionale oder bundesweite Strukturen die eine solche Vernetzung anschieben können.
Wir sehen hierbei insbesondere die Interventionistische Linke als Adressat unseres Anliegens. Auch wenn wir nur wenig über den aktuellen Stand des Projekt informiert sind, der letzte Kongress für den offenen Austausch etwas her ist und die website größtenteils eher einem Archiv gleicht, ist die IL in aktuellen Kämpfen wie Blockupy nach wie vor präsent. Hier laufen Erfahrungen und Wissen älterer und jüngerer Genossinnen zusammen, eine gewisse Handlungsfähigkeit ist vorzuweisen und vor allem ist sie keine Eintagsfliege. Das macht das Projekt spannend und Unterstützens wert.
In wie weit die IL selbst überhaupt Interesse am Ausbau bzw einer Teilöffnung ihrer Strukturen hat steht natürlich auf einem anderen Blatt.
Wie eine solche Öffnung in etwa aussehen könnte wollen wir kurz anreissen:
Die IL ist zwar bundesweit, aber nicht flächendeckend präsent. Dennoch könnten in Regionen, in denen die IL Strukturen hat, regionale Kommunikationsforen stattfinden.
Organisiert von Mitgliedsgruppen in ihrer jeweiligen Region für Kommunikation und Austausch mit interessierten Kontaktgruppen. Vorerst vielleicht als monatliche Delegiertentreffen ausgelegt die rein informellen Charakter haben.
Unter Mitgliedsgruppen verstehen wir all jene, die im Verständigungsprozess der IL fest organisiert sind. Bei den Kontaktgruppen denken wir an bestehende Gruppen und Strukturen welche Aktionen und Mobilisierungen der IL bereits unterstützen oder diesen solidarisch gegenüberstehen, aber nicht die Ressourcen für eine „Vollmitgliedschaft“ (gibt es die überhaupt?) in der IL haben.


Welche Vorteile bieten sich für die Beteiligten?

Die IL:
- hätte einen direkten Rücklauf und Feedback zur politischen Ausrichtung
- könnte besser einschätzen welche tatsächlich vorhandenen Kapazitäten für Mobilisierungen und Aktionen überhaupt zur Verfügung stehen bzw wie die Resonanz auf Aktionsvorschläge ist
- könnte eine Erhöhung der Mobilisierungsfähigkeit erreichen
- könnte anfallende Aufgaben auf mehreren Schultern verteilen
- Kontakte vertiefen

Vorteile für Kontaktgruppen
- leichte Einstiegsmöglichkeit für direkte Beteiligung an Aktionen und Kampagnen
- Austausch und Debatte in größerem Rahmen und Zusammenhang
- Kontakte vertiefen
- Überwindung von Ohnmachts- und Isolationsgefühlen
- Partizipationsmöglichkeit an überregionalen Projekten
- Lernfelder für die eigene Praxis vor Ort


Wenn wir der Ankündigung, im nächsten Jahr bei der Eröffnung der EZB noch viel mehr zu sein, gerecht werden wollen, und auch über Blockupy hinaus interventionsfähige Strukturen wollen, müssen wir damit anfangen uns zu suchen, zu finden und zu organisieren. Denn die bevorstehenden Kämpfe werden zäh, hart und langwierig. Mal schauen welche Signalie die IL in nächster Zeit noch senden wird.


Das wars dann aber auch schon. Kommentare und Meinungen sind gerne gesehen. Auf IL-Bashing haben wir keinen Bock.
Angesprochen sollen sich all jene fühlen, die mit der inhaltlichen und praktischen Ausrichtung der IL Berührungspunkte haben und sich darin irgendwo wiederfinden.

Jetzt aber schnell zurück in unsere Teilbereiche. Trotzdem müssen wir irgendwann mal reden.


Bezugsgruppe Hoschi aus eNn eRr Weh
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Ergänzungen

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 8 Kommentare an

Was ist den die il ? — unwissende

Wer lesen kann... — Geheimnisvolle IL

ich kann zwar lesen — unwissende

Erklärung — Heino

Richtig — IL-AktivistIn

Danke @ Richtig — asdfghjkl

Warum denn IL — schwabe

an mods — tromal