Buxtehude/ 17.3. Antifa Demo

antifa 13.03.2012 22:05 Themen: Antifa
Seit der sog. Wende 1990 sind 182 Menschen Todesopfer neonazistischer und rassistischer Gewalt geworden. Der 18. März 1992 wurde dem Kapitän Gustav Schneeclaus zum Verhängnis. Er wurde am Buxtehuder Busbahnhof von Neonazis zusammen geschlagen und erlag vier Tage später im Krankenhaus seinen Verletzungen. Einer der beiden Täter, Stefan Silar, spielt heute eine führende Rolle in der norddeutschen Naziszene.
Anlässlich des zwanzigsten Todestages von Gustav Schneeclaus, findet am 17. März 2012 im niedersächsischen Buxtehude eine antifaschistische Bündnis-Demo statt. Zusätzlich finden verschiedene Veranstaltungen im Vorfeld statt.
Anfang der 1990er war Buxtehude als Hochburg extrem rechter Skinheads im Landkreis Stade bekannt und sorgte immer wieder für Schlagzeilen durch neofaschistische Propagandaaktionen, Nazischmierereien und Gewalttaten. „Verfassungsschutz „und Polizei gingen damals von einem Kern der Neonaziszene von rund 30 Personen aus Buxtehude und Umland aus. Bereits ein Jahr vor dem Totschlag von Gustav Schneeclaus hatte ein neofaschistischer Skin dem Buxtehuder Tageblatt gegenüber erklärt: „Das kannste glauben, irgendwann gibt’s den ersten Toten im Landkreis”.

Am Morgen des Mittwoch, den 18. März 1992 verließ er seine Freundin von zu Hause und wollte zur Bank. Am Spätnachmittag traf der Kapitän auf eine Gruppe von Skinheads, welche sich am Busbahnhof aufhielten, um sich dort wie so oft zu besaufen. Der ebenfalls alkoholisierte Schneeclaus kam irgendwie über seine Seefahrergeschichten mit den Neonazis Stefan Silar und Stephan Kronbügel ins Gespräch. Nach einer Weile wurde es politisch und als der Kapitän sagte: “Hitler war der größte Verbrecher!” schlugen die beiden Nazis auf ihn ein. Stephan Kronbügel gab später im Prozess vor Gericht an, dass er sich schon durch andere Aussagen von Schneeclaus habe provoziert gefühlt, wie z.B. durch die Aussage, das Hitler Österreicher und nicht Deutscher war. Wohl deshalb schlugen sie auf den Kapitän ein, bis er von der Bank fiel, auf der er vorher gesessen hatte. Daraufhin verschwanden die Neonazis vom Busbahnhof mit dem Auto. Etwa eine Dreiviertelstunde später kamen sie wieder, bewaffnet mit einem Kantholz, um ihre Gräueltat zu vollenden. Mit dem Kantholz und ihren Springerstiefeln schlugen und traten sie auf ihr Opfer ein, doch nicht genug der Brutalität, der 19-Jährige Stefan Silar sprang darüber hinaus auch noch unter den Anfeuerungsrufen seines Kameraden Stephan Kronbügel: „Mach ihn tot, mach ihn tot”, immer wieder auf den wehrlosen Schneeclaus. Anschließend verschwanden sie wieder und riefen einen Freund an, um zu flüchten:„Wir haben einen umgehauen und müssen weg. Komm, fahr‘ uns nach Hamburg”. Der Fahrer kehrte später zum Tatort zurück und benachrichtigte kurz vor Mitternacht anonym den Notarzt, als Schneeclaus immer noch schwer verletzt am Busbahnhof lag. Der Kapitän wurde unterkühlt, mit schwersten inneren Verletzungen, einem Schädelbruch, einem abgerissenem Halswirbel und vier gebrochenen Rippen ins Kreiskrankenhaus Stade eingeliefert, wo er in der Nacht von Samstag, dem 21.3., auf Sonntag, den 22.3. aufgrund der Schwere der Verletzungen an einem Herz-Kreislauf-Versagen starb. Gustav Schneeclaus wurde 53 Jahre alt.

1993 wurde Stefan Silar zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Direkt nach seiner Haftentlassung stieg Stefan Silar im mittlerweile verbotenen „Blood & Honor“ Netzwerk zu einer Führungsfigur auf. Der andere Täter verwand nach seiner Haftstrafe aus der Naziszene. 2005 eröffnete Stefan Silar seinen Neonaziladen „Streetwear Tostedt” im Tostedter Ortsteil Todtglüsingen. Dort verkauft er von Rechtsrock CDs, über Waffen wie Quarzsandhandschuhe und Pfefferspray alles, darunter auch die Nazimarken „Thor Steinar” und „Eric & Sons”. Der Laden dient als Anlaufpunkt für Interessierte, wo sie Tipps zu „nationalen” Informationen erhalten, sowie als Szenetreff für die Naziszene von Tostedt und den umliegenden Dörfern. Des Weiteren ist der verurteilte Totschläger auch Betreiber des Internetversandhandels „Nordic Flame”, welcher das gleiche Sortiment wie der Onlineshop von „Streetwear Tostedt” bietet. Neben seinen Aktivitäten in der lokalen Naziszene steht Silar auch über Tostedt und Norddeutschland hinaus in gutem Kontakt zu anderen Neonazis. Er ist regelmäßiges Mitglied beim „Stammtisch Nord”, einem Vernetzungstreffen für die „Freien Kräfte” und „Nationalen Sozialisten” aus dem norddeutschen Raum. Zudem steht er in enger Verbindung mit dem ehemaligen NPD-Bundestagskandidaten Sebastian Stöber, einer ehemaligen Schlüsselfigur in der Tostedter Naziszene, welcher zeitgleich auch Anführer der Kameradschaft „Gladiator Germania” war und heute im kriminellen Rockerclub „MC Gremium“ aktiv ist. In Tostedt besteht eine der größten und aktivsten Strukturen des organisierten Neofaschismus im nördlichen Niedersachsen. Die Nazikameradschaften „Gladiator Germania“ oder „Nationaler Widerstand“ treiben seit Jahren dort ihr Unwesen. Angriffe auf politisch Andersdenkende, nichtrechte Jugendliche und Menschen die nicht ins rassistische und menschenverachtende Weltbild der Nazis passen gehören dort zum Alltag.
Diese Situation wird in von der örtlichen Politik, Verwaltung und vor allem durch die Polizei und den sog. „Verfassungsschutz“ systematisch verharmlost und entpolitisiert. Vielmehr werden antifaschistische Jugendliche kriminalisiert und als Unruhestifter im Dorf gebrandmarkt

Kein Vergeben, kein Vergessen!

Der Mord an Gustav Schneeclaus und andere rechte Gewalttaten sind die Konsequenz einer extrem rechten Ideologie, in der die soziale Gleichheit und Gleichwertigkeit aller Menschen verneint und Menschen, die nicht in das menschenverachtende Weltbild der Nazis passen, das Recht auf Leben aberkannt wird.
Die Ermordung von Gustav Schneeclaus ist ein Ausdruck extrem rechter Einstellungen und Handlungen, die der Nazi Stefan Silar und die Tostedter Neonazis bis heute propagieren und leben.
Mit einer antifaschistischen Demonstration in Buxtehude am 17. März 2012 soll an Gustav Schneeclaus und den vielen anderen Opfern rechter und sozial-chauvinistischer Gewalt erinnert und den Nazis entgegengetreten werden.
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Ergänzungen

Millerntor Mobi

afa 15.03.2012 - 10:13
Heimspiel des magischen FC St. Pauli gegen Karlsruhe

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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quietsch brems flücht — AutoSCOOTER

@ Autoscooter — Schneverdinger