Castor 2011 - Erlebnisbericht

Grau 13.12.2011 16:34 Themen: Atom
Bericht eines Wendland-Fahrers über die Aktionen zum diesjährigen Castor 2011, von Freitag, den 25.11. bis Montag, den 28.11.
Freitag: Hm, wo isser denn, der Castor? Kommen wir überhaupt noch rechtzeitig? Und: Wo steckt T.?

Nun, ganz so einfach konnte es ja nicht sein! Haben wir uns doch erst gefragt, was sich AREVA bzw. die Polizei dabei gedacht hatte, den Transport ausgerechnet am Wochenende nach Gorleben fahren zu wollen – so haben wir uns dann gefragt, wie wohl die Blockierer reagieren nachdem es öffentlich wurde: Der Castor fährt einen Tag früher, am Mittwoch. Ich hatte mir nur für Freitag frei genommen – ein Zeitpunkt wo der Castor schon in Dannenberg hätte sein können. Ein Rennen: Mensch gegen Maschine, Demonstrant gegen Fahrplan…..aber es kam ganz anders! Schon am Mittwoch Abend in Frankreich wurde klar, dass dieser Transport ein wenig anders ablaufen würde als die Male zuvor….im sonst recht Protest-Armen Land, das 75% seines Stromes durch AKWs gewinnt, blockierten mehrere Hundert Aktivisten den Zug – und es wurden Bilder relativ heftiger Auseinandersetzungen im TV gezeigt. Und eine Süd-Blockade am Grenzübergang zwischen Schland und Frankreich war ja auch noch geplant.
Interessanterweise wurde der Zug Donnerstag früh gegen halb zehn im französischen Remily „geparkt“ – warum nur? Uns leuchtet kein triftiger Grund ein für den 24stündigen Halt – aber je länger die Castoren brauchen, um so vielfältiger unsere Möglichkeiten im Wendland „etwas los(e)“ ;-) zu machen….
Ich bin Freitag früh schon nach Berlin gefahren – wollte ich doch eine über e-bay geschossene analoge Spiegelreflex mit ins Wendland nehmen. T. und ich hatten uns in Pankow an einer S-Bahn-Haltestelle verabredet, und etwas gehetzt traf ich an der Bornholmer Brücke pünktlich ein. Mein Schild „Eure Profite – Unser Risiko“ hatte ich dabei, was manch einen Passanten zu wohlwollenden Bemerkungen hinreißen ließ. Nur Thomas ließ irgendwie auf sich warten…., wann kommt er über den einzigen Bahnhofs-Ausgang endlich auf die Brücke? Die Antwort lautete dann auch einfach : „Gar nicht“ – er stand unten am Gleis und fragte sich wo ich bleibe….tja, lieber T., manchmal wäre ein Handy ja doch sehr praktisch (unnötig auch zu erwähnen, wie oft T.während dieser Tage dann auch von meinem Handy telefonierte…)
Also fuhren wir gemeinsam nach Nord-Berlin an die Autobahn, wo wir verabredet waren mit zwei anderen jungen Aktivisten, die uns mit ihrem Auto mitnahmen. Das Wendland ist viel näher an Berlin als ich dachte – wir waren glaub ich keine ganzen 2 Stunden unterwegs….nun, in Dannenberg trennten sich dann unsere Wege, unser Lift wollte in ein anderes Camp, während wir schon geradezu routiniert wie bei jedem Transport die Übernachtungsmöglichkeit im geöffneten Gemeindehaus bezogen. Interessant aber mitzubekommen, dass die gewaltfreie Sitzblockade X-tausend-mal-quer in Gorleben auch für unsere Fahrer so eine Art „Einstiegsdroge“ in den Widerstand war, der sich dann nach und nach radikaler – oder sagen wir lieber: handwerklicher entwickelt. (war bei mir ja nicht anders).
Viel verändert hat sich nicht in Dannenberg – bis auf einen TV-Laden, der an einen Monitor im Schaufenster den Anti-Castor-Ticker „angeschlossen“ hatte, so dass wir uns immer gut informieren konnten. Die Linke (Büro von denen war auch gleich um die Ecke) boten diesmal einen Bus-Shuttle-Service an. Den nutzten wir auch direkt diesen Abend: Ein paar Leute von der Linken fuhren uns zum Konzert in Breese, das sie dann auch besuchten. Aber T. und ich blieben nicht zu zweit: G., den ich auch schon vom letzten Transport kannte, war mit einigen Freunden ebenfalls da, mit denen wir dann zusammen für die restlichen Tage eine Bezugsgruppe bildeten. Außerdem lernten wir einen jungen Mann aus Krefeld kennen, der mir nicht nur durch seinen Dialekt sympathisch war: Er meinte so oft hätte er sich schon gesagt: wär ja eigentlich ganz cool mal hinzufahren – und jetzt wär halt mal der richtige Zeitpunkt, um Ernst zu machen...
Wir läuteten den Abend wie jedes Jahr mit einem Besuch der Pizzeria „Einstein“ ein, und dann gings los zum Konzert nach Breese,das besonders T. (Meiselgeier spielten alte 70er Rocksongs) gefiel - ich kam nicht so sehr aus mir heraus und beschränkte mich aufs fotografieren.
Da ich nicht allzu lange dort herumlungern wollte, lief ich mit zwei Kumpeln von G. (beide so Anfang zwanzig) von Breese die vier Kilometer über die dunkle Landstraße nach Dannenberg zurück. Am von zwei Polizei-Bussen bewachten Bahnübergang ging dann der Übermut (oder war es Langeweile?) mit mir durch und ich nahm einen Stein aus dem Gleisbett den ich symbolisch in die Höhe halten wollte.... die Polizei fand das gar nicht lustig und ging selbstredend davon aus, ich wolle sie bewerfen ;-) . Mit dem Ganzen brachte ich uns eine fünfzehnminütige Personalienkontrolle ein, bis wir dann weitergehen durften. So viel zur Einstimmung am Freitag abend...

Samstag: Der Wald ist groß, die Polizei sind viele – und uns fehlen Mut und Coolness
Die Nacht im eher unterbelegten Gemeindehaus war gut und erholsam, so dass T. und ich uns um 7 aus den Schlafsäcken schälen, ein wenig Tee trinken, die neuesten Ticker-Meldungen lesen (Castor noch nicht in der Nähe), eine letzte Mahlzeit nehmen und dann…eigentlich los könnten. Aber was wäre eine linke politische Bewegung ohne Langschläfer, die ewig brauchen bis sie ihren Kaffee-Bedarf gedeckt haben? Immerhin kam uns unser Langschläfer dann frohen Mut und gute Laune -verbreitend entgegen und auf ging´s, wir trampten in die Göhrde (der Wald westlich Dannenbergs)–was normalerweise zu Castor-Zeiten im Wendland nie ein Problem darstellte, aber heute gestaltete es sich als ungewöhnlich zäh - nicht zuletzt weil zeitgleich die sogenannte „Auftakt“kundgebung am anderen Ende des Ortes stattfand. Wir teilten uns auf, und so fuhren ich und M. mit einem alten Ehepaar, denen es fast ein wenig peinlich war, dass sie nicht demonstrierten, und die uns dann weiter brachten als sie eigentlich gemusst hätten…auch recht. Wir trafen die anderen, und als wir an dem Feld vorbeiliefen, auf dem sich am letzten Tag des letzt-jährigen Transportes der Polizei-Chef aus Hamburg per Helikopter zu seinen Untergebenen fliegen ließ – wurden wir auch dieses Mal von der Polizei angemessen „gewürdigt“ – wir wurden beeindruckte Zeugen der Überfall-mäßigen Landung von sechs (!) Bundespolizei-Transporterhubschraubern, deren Besatzung mit ritterlicher Pose das Feld enterte. Assoziationen an ein Kriegsszenario kamen hoch – aber Gottseidank wusste irgendetwas in mir, dass die ausrückenden Cops mir/uns nichts tun würden… so konnten wir - gefilmt - in den Wald weiterlaufen...Wir ließen die Polizisten also Polizisten sein und gelangten, ungefähr 150-200 Meter von der Transportstrecke entfernt, in den Wald, in dem erste Barrikaden die Wege verzierten. Es dauerte allerdings nicht lange, und wieder kreiste ein Polizei-Hubschrauber über unserer 10-Mann-kleinen Gruppe, diesmal allerdings wohl nur zur Beobachtung. Nun, vielleicht auch deshalb kam uns bei unseren Versuchen, näher an die Schiene zu kommen, jedes Mal gut postierte und Mannschafts-starke Polizei zuvor. Leider waren außer uns nur wenige Gruppen im Wald unterwegs….und irgendwo mussten sich die 19000 im Einsatz befindlichen Beamten ja auch rumtreiben. So versuchten wir immer wieder die Polizei zu umgehen und wieder Richtung Schiene vorzustoßen – ohne Erfolg.
Zwischenzeitlich sahen wir dann eine Gruppe von drei bis vier Vermummten, die die Polizei am Bahndamm mit Schottersteinen bewarfen, eine Aktion, die uns allen missfiel – umso mehr als es sich uns so darstellte, dass seit dieser Aktion die Polizisten uns weiter und energischer als die 50 Meter links und rechts der Strecke verfolgte….mich selbst jagte ein Polizist mit den Worten „Ich krieg Dich!“ - und so wurde dann bei einem Fluchtversuch eine 16-jährige und ihr Freund, die sich uns angeschlossen hatten, beim Flüchten vor der Polizei von ebenselbiger brutal überwältigt und mitgenommen - ein bitteres Gefühl, dem zusehen zu müssen und nicht eingreifen zu können….
Wir sammelten uns dann wieder auf einer üppigen Lichtung. Nach ein paar Minuten, in denen wir ausruhten, kam ein schwäbelnder Mann auf uns zu. Er sagte, er sei bei der Festnahme dabei gewesen, habe gesehen wie das Mädel und der Junge in Gewahrsam genommen worden seien – er selbst sei aber laufen gelassen worden. Er blieb bei uns. Als wir überlegten, uns in zwei Gruppen aufzuteilen, eine, die die Beamten u.a. mit einem Knaller ablenkt, und eine, die dann an einer anderen Stelle probiert auf die Gleise zu gehen, meldete er sich für die „Knaller-Gruppe“. Wir trennten uns also auf – und noch bevor wir überhaupt in Sichtweite der Gleise waren, ging der Böller hoch. Hm…..später, als wir wieder alle zusammen waren, beobachtete T., wie das Handy des Schwaben ging – und er nicht ran ging. Im Übrigen empfahl er öfters in Richtungen zu gehen, in denen definitiv die Polizei stand……so entstand bei mehreren der Eindruck dass es sich möglicherweise um einen Cop handelte – als wir einen Infopunkt erreichten war er schnell und wortlos verschwunden…
Später trafen wir im Wald auf eine weitere Kleingruppe, so dass wir die Beschäftigung der Polizei zumindest ein wenig intensivieren konnten. Einmal erreichten wir die Strecke in ca. 30 Meter Abstand, und ungefähr fünfzig Meter entfernt standen gerade einmal zwei Polizisten, die perfekte Möglichkeit also auf die Gleise zu gehen! Plötzlich wurde das ganze Katz und Maus-Spiel sehr real, aber wir zollten den zwei Polizisten dann zu viel Respekt, ließen die angebrachte Coolness vermissen um entschlossen und ruhig die Schiene zu betreten. Die Polizisten wurden nach und nach mehr, bemerkten uns, und wir mussten uns wieder darauf beschränken, zu flüchten und wenigsten ein paar Barrikaden auf den Transportwegen zu hinterlassen…Wir wären zwar nicht lange auf den Gleisen geblieben, aber symbolisch und motivationstechnisch wär´s vielleicht trotzdem nicht ganz verkehrt gewesen….
Irgendwann wurden uns die Beine schwer und es machte sich Erschöpfung breit, so dass wir glücklich waren, als wir den Infopunkt mitsamt Suppenküche erreichten. G. führte wieder ein tragbares Radio bei, das uns schon letztes Jahr treue Dienste leistete, und so lauschten wir im Rund gespannt, dass der Castor noch in Maschen (bei Hamburg) stand. Das war noch sehr weiiiiit weg! Damit lag er unter seiner Geschwindigkeit letzes Jahr, was uns weiteren Mut machte.
Wir liefen also weiter bis Harlingen, wo letztes Jahr die große Widersetzen-Blockade war – und, wir merkten es schon beim Näher-Kommen an der Musik, an der selben Stelle saßen auch dieses Jahr wieder vielleicht so an die 1500 Menschen auf den Schienen – und links und rechts kaum Polizei. Ein schönes Bild!
T. und ich lösten uns von der Suppenküche und genossen das imponierende Bild der friedlich versammelten Menschen: Es wurde jongliert, einer spielte Saxophon, um ihn herum kleinere Feuer, es wurde geredet und sich am warmen Essen gelabt, die Trommler trommelten, viele tanzten ausgelassen und bei der Suppenküche gab es aus einem Lautsprecher Ton Steine Scherben sowie ein komplettes Doors-Album. Als wir noch ein bisschen Herum-Streunten zog mich T. am Ärmel und sagte „Lass mal dort runter gehen, das Lachen kenn ich doch!“ Hm, dachte ich, wird unsere Gruppe also wieder um jemanden wachsen…T. führte mich mit schnellen Schrittes vom Wald aufs Feld, wo ich einen beleuchteten Wohnwagen mit einer kleinen vorgebauten Bühne erkannte. Und dann wusste ich, wen T. mit dem Lachen kannte, und mein Herz machte einen kleinen Sprung! (Auch wenn wir ihn nicht als neues Gruppenmitglied gewinnen konnten ;-) ) Da stand Klaus der Geiger, ein Geigenspieler und Urgestein linken Widerstandes…1998 in Ahaus und 2002 im Wendland hatte ich ihn letztmalig gesehen, und nun stand er wieder vor uns, mit seinen nunmehr über 70 Jahren, und immer noch jung. Seine lebendige und höhnische Art hat er sich erhalten, seinen Spott und Humor, seine Wut und Enttäuschung und auch seine Berührbarkeit. Wer ihn kennt, weiss, was ich meine (und wer nicht, dem sei googlen und klausdergeiger.de empfohlen…)Sofort sang ich fröhlich bei „Bullen hauen ist verboten, Bullen hauen ist nicht fein“ mit. Während er spielte und sang erledigte ein dritter hinter ihm den Abwasch ;-) Tja, Klaus kam um die eine und andere Zugabe nicht herum... Später redeten wir noch kurz mit ihm, und seine aufrechte Art macht einfach Mut. Später trampten wir dann – ich war ziemlich erschöpft – heim ins Gemeindehaus, das heute dann schon deutlich stärker bevölkert war als gestern. Wir versanken im Schlaf und verabredeten etwas längeren Schlaf als gestern.

Sonntag: Barris Bauen – oder geht noch mehr? Polizei fährt Trecker . Und: Die kapitulieren – oder doch nicht?!
Sonntags konnten wir entspannt aufstehen und beim Tee uns freuen, dass „Il Castor“ noch nicht näher gekommen ist. Ein Freund von T. war mit dem VW-Bus gekommen, und so brachte er uns wieder in die Göhrde, um genau zu sein nach Govelin, da die Harlinger Blockade geräumt worden war. Nichtsdestotrotz waren schon eine Menge Leute vor uns da gewesen, alle 100 Meter überkletterten wir eine Barrikade. Im Laufe des Tages trafen wir im hügeligen Unterholz öfters auf kleine Gruppen, einmal auch auf eine hundert bis zweihundert Mann starke. Wir berieten ob wir mit ihnen gehen wollen, entschlossen uns dann aber als Kleingruppe zu versuchen Polizei zu binden, die dann nicht woanders eingreifen kann - oder eben unsere eigene kleine Chance zu suchen, auf die Strecke zu kommen. Mit einigen Kleingruppen sprachen wir uns ab und probierten manchmal zusammen, manchmal getrennt zu den Gleisen zu kommen….in Anbetracht von einer Reiterstaffel, die sich mehr oder weniger parallel zu uns zu bewegen schien, misslang dies leider auch. Insgesamt war ich aber erfreut darüber, dass meine Ischias-Schmerzen wenn ich mich bewegte nicht mehr zu spüren waren – und so war es doch eine gute Entscheidung, ins Wendland gekommen zu sein. Es wurde dann nachmittags ziemlich ungemütlich im Wald, starker Regen setzte ein – und so trampten wir dann wieder gen Dannenberg. Kurz wärmten wir uns im Gemeindehaus auf, wechselten die Klamotten und zogen dann weiter zur BI-Wiese – einige Berliner kümmerten sich in einer Küche um leckeres veganes Essen. Ich löffelte gerade ein paar Happen Suppe, da sah ich 10 Traktoren an der Kreuzung vorbei fahren. Die Fahrer erschienen mir in einer komischen Haltung, ich schaute genauer hin, und: was war das? Die Fahrer waren schwarz gekleidet und hatten einen Helm dabei….das waren Polizisten, die die Trecker der Bauern einfach mal kurz geschlossen hatten, um sie von einer Blockade zu verbringen! – War das nun ein Ausdruck polizeilicher Verzweiflung oder neuer grün-weißer Dreistigkeit?
Als es dämmerte schlenderten wir noch ein wenig an der Dannenberger Umgehungsstraße entlang, verfolgt von einem Zehner Trupp Polizisten in Kampfmontur, die sich spontan entschlossen, uns in Abstand von 100 Metern hinterher zu marschieren, schön in 2er-Reihen auf der Fahrbahn (Ob sie auch Händchen hielten konnte ich leider nicht erkennen..:-P)….unsere erste Idee war, sie einfach im Kreis zu führen. Eigentlich schade, dass wir das nicht taten – wir taten nämlich auch sonst nichts Sinnvolles mehr, beratschlagten und trunken Bier.
Später kamen wir am Elektro-Laden vorbei, der auf einem Bildschirm den Ticker im Schaufenster hatte. Schon den ganzen Tag hatten wir gehört, dass es in Hitzacker (kurz vor Dannenberg) eine Blockade der Bauern gibt. Sie war immer noch nicht geräumt, und Demonstranten versammelten sich dort. Meine Idee, dort hinzufahren, stoß auf geteiltes Echo. Wir waren uns nicht ganz schlüssig, die Meinungen pendelten zwischen Hin-Fahren und Bier trinken, und so standen wir ein Weilchen vorm Ticker-Schaufenster. Der Castor fuhr durch Lüneburg durch und war nun auf der 70 km langen Strecke nach Dannenberg, wo die Behälter dann auf LKWs umgeladen werden müssen. Bisher ließen sie den Zug in Lüneburg erst losfahren, wenn alle Hindernisse auf der letzten Strecke bis nach Dannenberg beiseite geräumt sind – diesmal fuhren sie los, obwohl die Blockade in Hitzacker nicht einmal ansatzweise geräumt war. Der Castor kam näher, und dann lasen wir: „Die Polizei hat die Arbeiten an der Beton-Pyramide in Hitzacker eingestellt und setzt nun auf Verhandlungen“! Wow! Das war ja mal ein Ding! Die konnten die Bauern nicht räumen, weil sie irgendwie nicht auf die materielle Zusammensetzung dieser doppelten Pyramide vorbereitet waren! Was passiert denn jetzt? Dreht das Ding um? Haben wir eine realistische Chance, dass diesmal wirklich was besonderes passiert? Keine Ahnung ob es sich um romantische Verklärungen handelte, denen ich mich da hingab, (die hatten den Zug schon mal bei einem weit zurück liegenden Transport in Dahlenburg (noch weit vor Hitzacker) geparkt) – aber für einen Moment hatte ich das Gefühl, diesmal könnte tatsächlich Geschichte geschrieben werden. Und die Bauern sind die letzten die mit der Polizei verhandeln, wenn sie alle Trümpfe im Ärmel haben, für die steht was ganz anderes auf dem Spiel als für uns aus der Ferne angereiste Demonstranten, die wir das „Schlachtfeld“ dann wieder für ein knappes Jahr verlassen können. Meiner bemächtigte sich das Gefühl, da ganz gerne hinfahren zu wollen – aber wir diskutierten noch und es gab keine richtige Beschluss-Stimmung. Und so lasen wir dann eine Viertel-Stunde später: Die Bauern beenden die Blockade „freiwillig“, da die Polizei an der Pyramide so herumgewerkelt hat, dass die Angeketteten nur unter gesundheitlichem Risiko die Blockade weiter aufrecht halten konnten…Schade, aber trotzdem eine tolle Aktion.
Bald darauf gingen wir schlafen. Der Castor war noch zwischen Hitzacker und Dannenberg (wo es neben den blockierenden Bauern eine größere Sitzblockade gab) , und das Umladen in Dannenberg würde ohnehin so mindestens sechs, meistens aber bedeutend mehr Stunden benötigen.

Montag: Erfolg – und mehr oder minder erfolgreiche Rückfahrt

Während die Berliner einen Tag länger frei machen konnten und so die Chance auf die Straßenstrecke zu kommen, nutzen wollten, hieß es für T. und mich uns auf die Heimreise zu machen. Also zogen wir – während die Castoren in Dannenberg von der Schiene auf die LKW´s umgeladen wurden – entspannt zur BI-Wiese und kamen neben dem guten Essen in den Genuss der Pressekonferenz der verschiedenen Widerstandsgruppen. Die Bauern sprachen als erstes über ihre gelungene Blockade in Hitzacker, und die Freude und Genugtuung über die gelungene Aktion steckte an. Es ist einfach jedes Mal, auch wenn wir den Zug nicht zur Umkehr zwingen konnten, gut zu sehen was wir geschafft haben – und dass es diesmal eine wirklich gelungene Aktion war, die die Polizei wieder einen Schritt mehr an ihre Grenzen gebracht hat. Das sollte man nicht vergessen zu würdigen. Eine Blasmusikgruppe verstärkte die gelöste Stimmung. Leider fanden wir keine Mitfahrgelegenheit, so dass wir nach einem Abschlusskonzert uns zu Fuß in Bewegung setzten, Richtung Ludwigslust. Unzählige Polizeikolonnen fuhren an uns vorbei – aber das kannten wir bereits von den vorigen Transporten. An der Straße trafen wir auf N., eine Sanitäterin aus Berlin, und wir trampten gemeinsam. T. fuhr von Ludwigslust mit der Bahn, während N. und ich unser Glück an der Autobahnauffahrt versuchten – vergebens. Nach eineinhalb Stunden vergeblichen Trampens nahmen wir dann auch den Zug – und kamen reichlich übermüdet in unseren Wohnungen an.
Soweit erst mal der Bericht – eine politische Auswertung folgt demnächst.
Und einen großen Dank an alle, die mit ihrem persönlichen Engagement, in welcher Art auch immer, der herzlosen Politik der Atomkonzerne einen Ruf nach lebenswertem und Restrisiko-freien Dasein entgegen setz(t)en. See you next time!
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Ergänzungen

Castortransport nach Ahaus - Artikel

Action 2012 14.12.2011 - 01:11

komischer artikel

selberdagewesen 14.12.2011 - 10:21
also der artikel ist in meinen augen ziemlicher mumpitz.
Erstmal super viele details über deine anreise und evtl. Noch klarnamen von deinen freunden. Das anraten handys mit auf nen protest zu nehmen ist auch recht komisch.
Dazu noch über andere aktionen zu urteilen und keine wirkliche schilderung der konkreten erlebnisse stattdessen geschwafel über langschläfer und was du wann auf ebay gekauft hast. Wen interessierts?

Lieber mal wirklich was berichten, wenn es was zu berichten gibt. Klar, ich könnte das ja mal machen, aber da will ich vorher noch n bischen was abstimmen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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