[CO] Aktionstage gegen den Coburger Convent

anonym 31.05.2012 01:20 Themen: Antifa Militarismus Soziale Kämpfe
Nachdem vor kurzen schon ein Artikel, der größtenteils aus Polizeiberichten bestand, die wohl eher mit einem Blick in die Glaskugel von der_m Autor_in mit den Protesten gegen den Coburger Convent in Verbindung gebracht wurden erschien, kommt jetzt nochmal ein Rückblick auf die Ereignisse letztes Wochenende in Coburg.
Ein spürbares Info-Defizit verursachte die nicht Erreichbarkeit unseres Blogs (sowie Blogsport insgesamt). Doof gelaufen, aber wir haben versucht, die Informationslage per Facebook und Twitter, sowie vor Ort durch den Info-Point auszugleichen.In Coburg ist das Wochenende ganz nett verlaufen. Nach einer mäßigen Anlaufphase des Protestes gab es am Sonntag eine glitzerreiche RTS (Reclaim the Streets), bei der auf Coburgs Straßen auf die Kritik am CC aufmerksam gemacht und auf die kommende Demo hingewiesen wurde. Ärgerlich war, dass gegen Ende des Umzugs etwa 10 Personen von der Polizei kontrolliert und abfotografiert wurden, wobei sie sich alle einem Alkoholtest unterziehen mussten. Dass die Polizei es sonst über das Pfingswochenende mit öffentlichem Alkoholismus und Alkoholkontrollen nicht so genau nahm, wohlgemerkt, wenn es sich um bierseelige Waffenstudenten handelte, verdeutlicht den repressiven Charakter dieser Maßnahme.Für den Montagmorgen hatte der CC sein Heldengedenken angesetzt, wobei traditionell den in beiden Weltkriegen umgekommenen Verbandsbrüdern gedacht wird.Dagegen gab es eine Kundgebung mit etwa 60 Teilnehmer_innen. Erst, nachdem der Beginn durch penible Vorkontrollen, mit Persozeigen und Sockenausziehen, um eine Dreiviertelstunde verzögert wurde. Trotzdem machte die Kundgebung lautstark auf die Kritik aufmerksam: In einem Redebeitrag wurde auf den Geschichtsrevisionismus des CC eingegangen, der anschließende bei der Rede des CC am 3-Schwerter-Denkmal wieder unter Beweis gestellt wurde. Ferner verlautbarte der CC, dass das Totengedenken Ausdruck von Solidarität sei, womit selbstredend nicht die Solidarität mit Arbeitslosen, Migrant_innen oder sonstigen marginalisierten gemeint war, sondern jene „Solidarität“ mit den Soldaten, die von Dünkirchen bis Stalingrad für deutsches Großmachtstreben ins Gras gebissen haben. Doch zurück zur Kundgebung, auf der während des Soldatengedenkens jegliche lautstarke Kritik unter polizeilicher Gewaltandrohung verboten wurde: Nicht nur der Lauti sondern auch die Teilnehmer_innen unterlagen der Schweigepflicht. Die Stadt Coburg hatte sich in der Skurrilität dieser Auflagenbescheide mal wieder übertroffen. Natürlich wurden diese erst Freitag Nachmittag ausgehändigt, so dass ein Einspruch beim Verwaltungsgericht nicht mehr möglich war. Die Aktivist_innen ließen sich davon jedoch nur mäßig beeindrucken und so schallte trotzdem die ein oder andere Parole über den Schlossplatz.Um 14Uhr stand dann die alljährliche Demo auf dem Programm. Der Auflagenbescheid der Demo, stand dem der Kundgebung um nichts nach. Wie schon in den letzten Jahren gab es ein konsequentes Verbot von Seitentranspis und es wurde penibel genau auf Stocklängen und ähnliches geachtet. In Bayern besteht wohl momentan eine riesen Gefahr von Demonstrant_innen totgeschlagen zu werden. Auf der Demo waren ca. 200 Teilnehmer_innen, was für Termin und Mobikapazität ganz ok ist.Unsere Kritik fokussierte sich in diesem Jahrauf die in Ansätzen vollzogene Distanzierung des CC zur völkischen Deutschen Burschenschaft (DB) und der extremen Rechten. Trotz dem Ruhenlassen der Vorstandsmitgliedschaft beim Convent Deutscher Akademiker (CDA), pflegen verschiedenste Verbindungen des CC immer noch enge Kontakte zur DB und zur extremem Rechten, so z.B. in den lokalen Waffenringen. So war eine Grenzlandsmannschaft des CC, die für die Organisation des jüngsten WKR-Balls in Wien verantwortlich, bei dem neben Marine LePen, auch der Vlaams Belang und Vertreter_innen der Schwedendemokraten zugegen waren, während andere CC Verbindungen noch immer Autor_innen neu rechter Zeitschriften, wie der Jungen Freiheit, als Referent_innen in ihre Bierstuben einladen. Dies zeigt, dass die Distanzierung des CCs zur DB sowie zu „jeder Form des Extremismus“ nunmehr ein Lippenbekenntnis ist.In weiteren Redebeiträgen, wurde auf einen Brand (ein Großbrand hat Teile der Innenstadt zu Pfingsten verwüstet), örtliche Nazistrukturen und das Gros der Verbinungskritik eingegangen. Näher wurden unter anderem auf die Politik des CCs, Sexismus und Studentenverbindungen im Kapitalismus, eingegangen.Insgesamt verlief die Demo lautstark, entschlossen und ohne größere Rangeleien, so dass der Protest deutlich spürbar war. Die Nazis im Umfeld der Demo, inklusive der Ansammlung vor dem örtlichen Rockerlokal trauten sich jedoch nicht wirklich an die Demo ran und verblieben mit eher lächerlichen Anti-Antifa Versuchen.Der alljährliche Fackelzug des Coburger Convents, welcher sonst immer Montag Abend statt findet, wurde dieses Jahr abgesagt. Zwar lies der Pressesprecher des CCs am Sonntag Abend noch verlauten, dass dieser, egal in welcher Form, durgeführt wird – doch musste der CC aufgrund von Druck des Oberbürgermeisters und Opfern des Brands einsehen, wie unangebracht es wäre zwei Tage danach mit Fackeln durch die Innenstadt zu ziehen. Für uns keineswegs ein politischer Erfolg, allerdings konnte man sich so Montags mehr oder weniger Entspannen und sich nicht nochmehr mit Nationalstolzen und ihrem Schützer_innen rumärgern.nsgesamt war die Kritik am Coburger Convent das ganze Wochenende in Coburg spürbar. Auch wenn die Repression durch die Polizei mal wieder heftig war und in keinem Verhältnis zur Situation stand. Die Bullen versuchten „präventiv” Menschen bis Dienstag in Unterbindungsgewahrsam zu nehmen, mussten jedoch in den meisten Fällen schnell einsehen, dass dafür die rechtliche Grundlage fehlte. In einem Fall wurde eine Person allerdings bis Dienstag Vormittag festgehalten. Die unzähligen Kontrollen, samt Eintragung in sogenannte „Kontrolllisten”, das unrechtmäßige Einziehen von Gegenständen, das repressive Gehabe bei angemeldeten Protest, die Gewahrsamnahmen, die von der Polizei gegenüber der Presse noch am Montag geleugnet wurden, lassen mit einem dicken ACAB aufs Wochenende zurückschauen. Einen ausführlichen Bericht mit netten Pics sowie weitere Infos gegen Burschis findet ihr untercoburgerconvent.blogsport.de
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Ergänzungen

Hoppla...

Anonym 31.05.2012 - 23:04
Auf dem angegebenen Blog gibt es den Nachbereitungstext auch nochmal in lesbarer Form mit Absätzen und weiteren Bildern vom Geschehen rund um die Proteste gegen den diesjährigen CC.

Feister Versuch

Horst Pachulke 02.06.2012 - 17:53
Inzwischen wird das Gerücht ventiliert, der Brand in Coburg sei von den Gegenedemonstranten gelegt worden & man würde sich auf Indymedia dessen rühmen. Scheint den Jungs peinlich zu sein, dass sie ihre eigene Kneipe abgefackelt haben, kommen sie wohl nicht drauf klar. Aber naja, lügt man's einfach weg.

"Dann ist Ihnen die Brandstiftung in Coburg letzte Woche entgangen. Das Nachbar-Wohn-und Geschäftshaus neben einer Gaststätte, in dem Verbindungsstudenten gefeiert hatten wurde von Antifa-Leuten angezündet. Ein 81-jähriger Besucherder Gaststätte von Antifa-Leuten krankenhausreif geschlagen und getreten. Selbst auf der Webseite Indimedia haben sich die Antif-Leute mit der Brandstiftung gebrüstet. Einige Medien haben darüber berichtet."

 http://forum.spiegel.de/f22/aktion-gegen-rechtsextremismus-tausende-hamburger-protestieren-gegen-neonazi-aufmars-62455-4.html#post10291317