[CZ] Antiziganistische Demonstration

Der neuerliche Anlass:
Anlass für diesen antiziganistischen Auflauf war diesmal der Tod einer 62 – jährigen Varnsdorferin, die Mitte Januar verstarb. Als Ursache für den Tod der Frau geben tschechische Faschisten angebliche Spätfolgen einen Überfalls auf diese an, der sich in der Sylvesternacht ereignet haben soll. Behauptungen, der Zwischenfall habe sich vor einer Romaunterkunft - dem „Hotel Sport“ - ereignet, konnten ebenfalls nicht bestätigt werden. Seit den ersten antiziganistischen Ausschreitungen, wird das Gebiet um das „Hotel Sport“ mit Videokameras überwacht. Auf dem Überwachungsvideo ist allerdings von einem derartigen Angriff nichts zu sehen. Allerdings war die Frau schon lange Zeit schwer krank. Alle, mit diesem Fall betrauten Personen, sehen keinerlei Zusammenhang zwischen den angeblichen Überfall und dem Tod der Frau. Die Polizei hat eine forensische Autopsie angeordnet, um die genaue Ursache ihres Todes zu finden. Diese ergab, dass die Frau an einer Hirnblutung verstarb. (1)

Ein großer Teil der Teilnehmer_innen waren vor allem Vertreter_innen der extremen Rechten aus der „Delnická Strana sociální spravedlnosti“ (DSSS), übersetzt „Arbeiterpartei für soziale Gerechtigkeit“. Ebenfalls anwesend waren Mitglieder der „Autonomen Nationalisten Liberec“. Diese hatten sich schon im September an den Ausschreitungen beteiligt. Führend soll bei den Septemberausschreitungen 2011 Milan Cihlář, ein Liberecer Taxifahrer sein.
Auch Vertreter_innen der ostsächsischen NPD hatten sich zu dieser Demonstration eingefunden. „Die NPD aus Zittau wird kommen ;-)“, antwortete die Zittauer NPD Stadträtin Antje Hiekisch auf die Einladung vom stellvertretenden Landesvorsitzender der DSSS, Petr Kotáb. Unter den Teilnehmer_innen aus Deutschland befand sich neben der NPD-Stadträtin ihr Mann Torsten Hiekisch, der Kreisvorsitzende der NPD Görlitz Ralf-Michael Gläßer und Sandro Gutsche aus Sohland. Über Gutsche wurde bereits 2010 auf Indymedia im Rahmen eines Prozesses wegen einem Brandanschlag auf das Oppacher Asylbewerber_innenheim berichtet. (3)

Nach der Kundgebung formierte sich ein Demonstrationszug, in dessen Verlauf sich noch einmal etwa 200 Menschen diesem anschlossen.
Bei diesem Zug wurden Transparente und Plakate mit der Aufschrift "Stop černému rasismu" ("Stopp Schwarzen Rassismus") gezeigt. Die Teilnehmer_innen skandierten rassistische und nationalistische Parolen wie "Nic nez narod" (deutsch: "Nichts als die Nation"), "Čechy Čechům" (deutsch "Böhmen für die Tschechen") und "Cikáni tun práce" (deutsch "Zigeuner zur Arbeit").
Nach Augenzeugenberichten soll aus der Gruppe der deutschen Teilnehmer_innen vor dem „Hotel Sport“ „Gute Heimreise“ gerufen worden sein.
In der nachträglichen Berichterstattung seitens der NPD wurden 1.000 Teilnehmer_innen an der antiziganistischen Demonstration erwähnt. Allerdings gingen selbst die DSSS sowie unabhängige Medien von 400 Marschierenden aus.
Zur Abschlusskundgebung auf dem Beneš-Platz fand sich nur noch ein Viertel der Demonstrationsteilnehmer_innen ein. Alle anderen haben den Demonstrationszug unterwegs verlassen, so auch die Vertreter_innen der NPD, was sicher an den eisigen Temperaturen lag.

Im Anschluss wurde die deutsche Delegation an der Grenze von der Bundespolizei kontrolliert. Die NPD Stadträtin beklagte sich anschließend im Internet: „dass die hiesige Polizei an diesem Tag es vorzog, weniger die Grenze zu schützen, vielmehr Deutsche zu kontrollierte, die den bürgerlichen Protest gegen den Kriminalitätswahnsinn begleiteten.“
Tätliche Auseinandersetzungen blieben an diesem Tag aus, die tschechische Polizei hatte die Lage im Griff und schütze beide Unterkünfte der Roma mit ausreichenden Kräften.

Quellen:
(1)  http://www.radio.cz/de/rubrik/nachrichten/nachrichten-2012-01-29
(2) Fotos von antifaschistischen Gruppen
(3)  http://de.indymedia.org/2010/08/287256.shtml