Dresden: Blockade beendet angemeldete NachtTanzDemo

addn.me 20.04.2012 20:35 Themen: Blogwire Freiräume
In Dresden wollte am gestrigen Vorabend ein Zug von mehr als 200 zumeist Jugendlichen durch die Äußere Neustadt bis zum Großenhainer Platz laufen. Doch soweit sollte es nicht kommen, nachdem es bereits einen Kilometer nach dem Auftakt der Demonstration zu einer Sitzblockade von etwa zehn Menschen gekommen war und auch ein Routenänderung nicht den gewünschten Erfolg hatte, beendeten die Veranstaltungsleitung die NachtTanzDemo mitten im Herzen des Party- und Szeneviertels Äußere Neustadt. Als Reaktion auf die Blockade legten Personen aus dem Umfeld von Anonymous für mehrere Stunden die Internetseite des Aktionsbündnisses "Dresden Nazifrei" lahm.
Ein jähes Ende fand eine von linksjugend ['solid] Dresden und DIE LINKE.SDS Dresden angemeldete abendliche Demonstration unter dem Motto "Reclaim the Streets! Für Freiräume und Antifaschismus!" durch die Äußere Neustadt. Nach knapp einem Kilometer hatte eine Gruppe von mehreren Menschen auf der Martin-Luther-Straße die geplanten Route blockiert und damit die als so genannte NachtTanzDemo von der Linken-Politikerin Julia Bonk angemeldeten Veranstaltung zum Stehen gebracht. In ihrem von mehreren parteinahen Organisationen und Verbänden unterstützten Aufruf hatten die Veranstalterinnen und Veranstalter dazu aufgerufen, sich die Straße "lautstark, bunt und fröhlich" zurückzuerobern. Sie kritisierten darin das "menschenverachtende Gedankengut" welches "in manchen Stadtteilen ein Klima der Angst und Einschüchterung" geschaffen habe und warfen den staatliche Behörden "mangelnden Verfolgungswillen" vor. Unterstützt wurde der Aufruf unter anderem durch die Jusos Dresden, die Neustadtpiraten und dem StuRa der TU-Dresden.

In ihrer schon einen Tag zuvor veröffentlichen Stellungnahme kritisierten die Blockiererinnen und Blockierer die ihrer Meinung nach fehlende inhaltliche Auseinandersetzung mit den selbst gesetzten Anliegen und eine missbräuchliche Verwendung des politischen Aktionskonzeptes Reclaim the Streets (RTS) vor, bei dem es vor allem darum geht, ohne Anmeldung auf die Straße zu gehen. In einer ersten Reaktion auf den Abend bezeichnete die linksjugend ['solid] zivilen Ungehorsam und damit die beiden Blockadeversuche als "legitimes Mittel der politischen Auseinandersetzung" und zeigte sich gesprächsbereit, um über die sichtbar gewordenen unterschiedlichen Vorstellungen weiter zu diskutieren. Vor drei Jahren hatte es in Dresden schon einmal zwei Nachttanzdemonstrationen gegeben, damals waren bis zu 1.000 Menschen mit etlichen Soundsystemen für herrschaftsfreie Räume und Projekte durch die Straßen der Altstadt gelaufen.

Als Reaktion auf die Blockade attackierte der sächsische Ableger von Anonymous die Internetseite des Aktionbündnisses "Dresden Nazifrei". In einer über Twitter verbreiteten Begründung bezeichnete der Zusammenschluss die blockierenden Menschen als "min. genau so dämlich wie das nazipack!" und warf ihnen die Blockade "friedlicher Demokraten" vor. Obwohl das Bündnis eine Beteiligung an der Aktion dementierte, blieb die Seite danach für mehrere Stunden nicht erreichbar.

Weiterer Bericht zum Thema: DD: NachtTanzDemo blockiert"
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Ergänzungen

Transparenz

Antifa 20.04.2012 - 20:51
@AnonySaxony: Und ich dachte ihr setzt euch für Transparenz ein, bis vor wenige Minuten war euer Twitter-Profil jedenfalls noch öffentlich.

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Dresdner 20.04.2012 - 21:45
Na dann hoffe ich mal das auch eine inhaltlische Auseinandersetzung in Dresden stattfindet. Auf die Ergebnisse bin ich mal gespannt

in echt jetzt?

deine Mudda 21.04.2012 - 01:09
ihr habt in echt eine Demo für Freiräume und Antifschismus blockiert....weil die Demonstranten in euren Augen zu unreflektiert sind? Habt ihr euer eigenes Verhalten auch reflektiert. Wer antifaschistische Demos blockiert muss schon echt einen Knick im Gehirn haben um sich noch als links zu sehen. Demnächst gebt ihr Angriffe auf Antifaschisten noch als linke Aktion aus. Ihr seid doch so sehr Schulter an Schulter mit dem NS das es weh tut.

Für Antifaschistische Gegenwehr...die Demonstranten sollten tasächlich ihr Verhalten überdenken solchen Blockierern freidlich gegenüber zu treten und ihnen auch noch eine Rede am Lauti verlesen zu lassen. Wie kann man Nazis nur das Wort geben wo man doch gerade gegen die Demonstriert. Echt peinlich sowohl von den Demonstranten als auch von den Nazis die sich für links halten.

Antideutsche?

...................... 21.04.2012 - 07:38
Das mit der Blockade können doch eigentlich nur antideutsche gewesen sein.
Bin bestimmt kein Freund der aufrufenden Gruppen/Parteien, aber die bei einer Demo zu blockieren ist ja wohl mehr als dämlich.

Erstaunt

fragender 21.04.2012 - 12:09
Also wenn der 1. april gewesen wäre, hätte ich das hier totsicher für einen aprilscherz gehalten. Ich kann die inhaltliche kritik an dem aufruf und der demo (aus der ferne übers internet) absolut nachvollziehen. Ich kann aber echt nicht glauben und halte es für wahnsinn, dass es linke gibt, die so eine demo blockieren. Und das dann auch noch in Dresden, einer Stadt, die nun wirklich ganz andere sorgen hat. Da ich im dortigen politgruppenszenedschungel überhaupt nicht durchblicke, fände ich es sehr wichtig, wenn die blockierer sich einmal öffentlich erklären würde, warum sie ihre aktion für von nöten gehalten haben. Wenn es etwas derartiges bereits gibt (nicht die inhaltliche kritik im vorhinein), wäre ich um eine entsprechende verlinkung dankbar.

Sachsen

B. Cole 21.04.2012 - 15:17
Die Reaktion von Solid war genau richtig und eine Diskussion über die vorgebrachte Kritik sollte stattfinden, auch wenn man die Art und Weise, wie diese Kritik vorgebracht wurde, durchaus als unangebracht bezeichnen darf.

Dass hier die üblichen Dogmatiker sich wieder in Gewaltphantasien und Spekulationen über angeblich antideutsche Szenezugehörigkeit der BlockiererInnen ergehen ist halt typisch Indymedia und nicht im Ansatz ernst zu nehmen.

Zu Anonymous brauch man eigentlich auch kein Wort verlieren. Dummdeutsche Kellerkinder, deren Sozialisation auf Krautchan stattgefunden hat.

Provokateure?

DDer 21.04.2012 - 16:25
Für mich wäre interessant, warum die Ordnungsmächte eine Blockade von 10 Leuten nicht auflösen konnten. Die sind doch sonst nicht so. Am Ende waren das irgendwelche bestellten Provokateure.

@B. Cole: "Dass hier die üblichen Dogmatiker sich wieder in Gewaltphantasien und Spekulationen über angeblich antideutsche Szenezugehörigkeit der BlockiererInnen ergehen ist halt typisch Indymedia und nicht im Ansatz ernst zu nehmen. "

Warum denn? Wenn Du hier spekulierst, es waren keine, ist das ein genau so wertvoller Beitrag.

@DDer

Dein Name (muss ausgefüllt werden) 21.04.2012 - 16:59
Und du kommst nicht auf die Idee, dass das von den Organisierenden nicht gewünscht war, dass die Polizei die Blockade auflöst? Das wär nämlich auch eine unsolidarische Scheissaktion.

Ansonsten heisst es jetzt warten auf eine Stellungnahme der Blockierenden - wenn denn je eine kommt.

Ideen

DDer 21.04.2012 - 18:09
Doch, ich komme auf so eine Idee auch, allerdings ist die Dresdner Polizei nicht grad dafür bekannt, auf die Meinung der Linksjugend zu hören. Ich hätte erwartet, dass das für die Ordnungskräfte ein wilkommener Anlaß zur Erweiterung der PMK-Statistik gewesen wäre. Das das ausblieb wundert mich so oder so.

Warum die Blockade blieb

Einschätzer 23.04.2012 - 07:24
Na, das war ein bisschen eine andere Situation als bei ner blockierten Nazidemo. Erstens mal war zwischen Blockade und Demo gar keine Polizei. Also wenn sie wirklich gewollt hätten, hätten die DemonstrantInnen die Blockierenden einfach selber weghauen/tragen/drängeln können. Haben sie aber nicht. Ein Großteil des "Fußvolks" hatte offensichtlich selber keinen Bock, als Staffage für eine Partei-Werbeveranstaltung missbraucht zu werden, und war entsprechend offen für die Kritik.

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