Duisburg: Leerstehende Schule besetzt

Aktionswoche "Leerstand beleben" 03.12.2011 13:35 Themen: Freiräume Kultur
Heute (Samstag, 3.12) hat eine Gruppe junger Menschen, die sich der Kampagne “DU it yourself!” zurechnet, einen Teil der ehemaligen Hauptschule an der Werthstraße in Duisburg-Laar besetzt.Mit der Besetzung startet die Aktionswoche “Leerstand beleben”, welche der Forderung nach einem unkommerziellen sozio-kulturellen Zentrum für Duisburg Nachdruck verleihen möchte. Das Schulgebäude soll für eine Vielzahl kultureller, sozialer und politischer Veranstaltungen genutzt werden.

KOMMUNIQUE!

Besetzt!

Heute Morgen, Samstag 3.12., haben wir einen Teil der ehemaligen Hauptschule Schule in Duisburg-Laar an der Werthstraße besetzt. Mit der Besetzung möchten wir der Forderung nach einem unkommerziellen sozio-kulturellen Zentrum für Duisburg Nachdruck verleihen. Wir sehenunsere Aktion somit im Rahmen der Kampagne “DU it yourself”, welche sich schon länger für solch ein Zentrum einsetzt.

Ein Licht geht an!

Wir möchten zunächst eine Woche lang das Gebäude für eine Vielzahl von kulturellen, sozialen und politischen Aktivitäten nutzen und auf diese Weise zeigen: Duisburg fehlt es nicht an Ideen und Menschen, die sich engagieren wollen, sondern, trotz hohen Leerstandes, an Räumen, die der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.Wir laden ausdrücklich alle Duisburgerinnen und Duisburger, Sympathisantinnen und Sympathisanten, Künstlerinnen und Künstler, Junge und Alte, jene mit und jene ohne Lohnarbeit ein, sich an der Besetzung aktiv zu beteiligen:Wir haben nur die Türen geöffnet und das Licht angemacht; wollen wir gemeinsam mit Euch entwickeln.

An die Stadt Duisburg: Ermöglichen und raushalten!

Wir fordern von der Stadt Duisburg nicht viel, denn wir haben keine Illusionen, was eine Unterstützung von Seiten der Stadt angeht; wir fordern:Haltet Euch raus und lasst uns und allen Duisburgerinnen und Duisburgern eine schöne Woche, in der wir unser Leben in dieser Stadt gestalten, wie wir es uns vorstellen und eine offene Diskussion über eine Stadtentwicklung, die alle Teile der Bevölkerung mit einbezieht, anstoßen können.Einkaufszentren finden sich schon genug in dieser Stadt, in welcher ein Großteil der Bevölkerung nicht das Geld hat, dort shoppen zu gehen.Spätestens seit der Abwicklung des Hundertmeisters und der Alten Feuerwache gibt es in Duisburg nun auch “offiziell” kein sozio-kulturelles Zentrum mehr (inwiefern die genannten Einrichtungen diesem Anspruch je gerecht geworden sind, sei dahingestellt).Aber auch andere von Schließung bedrohte Einrichtungen für Kulturinteressierte haben in Duisburg außer warmen Worten seitens der Stadt nichts zu erwarten. Das Djäzz in der Innenstadt und das Lokal Harmonie in Ruhrort sind nur zwei Beispiele. Stattdessen versenkt das städtische Immobilienunternehmen GEBAG mit dem Planungsdesaster Küppersmühle buchstäblich einen zweistelligen Millionenbetrag im Innenhafen.Wir meinen, dass es gerade in einer Stadt wie Duisburg, in der Viele ganz besonders von den Verwerfungen und den sozialen Spaltungen dieser Gesellschaft betroffen sind, wichtig ist, Orte zu schaffen, an denen diesen Tendenzen etwas entgegengesetzt werden kann.Statt einer Privatisierung des öffentlichen Raumes fordern wir mehr öffentlichen Raum zur Selbstgestaltung abseits der kommerziellen Verwertungslogik.

Aktiv werden!

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Duisburger Kahlschlag-Sparpolitik, der mehr und mehr soziale und kulturelle Einrichtungen zum Opfer fallen, stellen wir fest, dass die Stadtverwaltung immer weniger in der Lage ist, selbst die grundlegendensten Bedürfnisse der BewohnerInnen zu befriedigen.Wir werden der falschen Verwendung der Gelder und diesem (vom Land NRW auf’s Auge gedrückten) destruktiven Spardiktat nicht tatenlos zusehen und stattdessen die Sache in die eigenen Hände nehmen!Alle die sich mit den genannten Punkten identifizieren können fordern wir nachdrücklich auf sich aktiv an der Besetzung zu beteiligen:

  • Kommt vorbei und helft mit!
  • Gestaltet das Programm mit!
  • Bringt Essen und Materialien vorbei
  • Informiert eure FreundInnen, NachbarInnen usw.
  • Verbreitet dieses Kommunique über Verteiler, Blogs, soziale Netzwerke usw.

Das Programm, die Wegbeschreibung und weitere Informationen findet ihr auf der Webseite der Aktionswoche. Desweiteren gibt es auch einen Twitter Account der über die Aktionswoche berichten wird.

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Ergänzungen

Solidaritaar nach Duisburg-Laar

zusätzliche Ortsbeschreibung 03.12.2011 - 15:11
es sind nur 1000 Schritte zum 'Rhein' (der Bach am Rande von Deutschland).

land for what

for free 03.12.2011 - 17:37
Nach Freiraum Essen und UZDO Dortmund im Sommer 2010 kommt nun die DuIY Initiative aus Duisburg. Hier hat sie in einer ehemaligen Schule in Duisburg-Laar (an der Werthstraße) wieder „das Licht angemacht“ und wendet sich nun an die Öffentlichkeit, Leerstand zu nutzen.

Polizeieinsatz an leerstehender Hauptschule

info 04.12.2011 - 12:31
Bullenpresse

POL-DU: Polizeieinsatz an leerstehender Hauptschule in Laar

Duisburg (ots) - Zahlreiche Polizeikräfte riegelten am Samstagabend (3. November) das Gelände einer ehemaligen Hauptschule auf der Werthstraße ab. Hier waren nachmittags gegen 15:30 Uhr etwa 35 junge Erwachsene in das leerstehende Schulgebäude eingedrungen. Mit Transparenten wollten sie auf politische und kulturelle Missstände in der Stadt aufmerksam machen. Die Beteiligten hatten Mobiliar und Öfen in die Schule geschleppt und sich offensichtlich auf einen mehrtägigen Aufenthalt eingerichtet. Nach kooperativen Gesprächen mit der Polizei und einem Verantwortlichen der Stadt Duisburg erklärten sich die Besetzer gegen 21:30 Uhr zur Räumung bereit. Schade, dass einige Protestler dem friedlichen Ausgang der Aktion noch ihre eigene Note aufdrücken mussten: Durch verstopfte Toiletten sorgten sie für kleinere Überschwemmungen im Schulgebäude - so blieb der politische Protest dann doch auf Vorschulniveau.

weitere entwicklung

am abend 04.12.2011 - 14:11
die besetzerInnen wurden durch die streifenbullen stundenlang in sicherheit gewogen und dreist belogen. die waren völlig überrascht als die hundertschaft aufgetaucht ist, weil die letzte information von der polizei ca. 5 minuten vorher lautete, die party könne ohne probleme stattfinden. da war der kessel aber schon zu.

um Personalienfeststellungen zu vermeiden wurde dann freiwillig geräumt, was ziemlich lange gedauert hat, weil die BesetzerInnen mit so einem verhalten der stadt offenbar nicht gerechnet hatten. dabei gab es dann noch schikanierungen, verbale gewalt und platzverweise durch die unentspannte hundertschaft.

wichtig zu erwähnen ist auch, dass die feuerwehr keineswegs der meinung war, es sei zu gefährlich sich in dem haus aufzuhalten. der stadtvertreter hat aber mit brandschutz argumentiert.

ironie des leerstands

ruhrbarone 06.12.2011 - 02:52
Alle drei Initiativen (Essen, Dortmund, Duisburg) haben den stadtpolitischen Zeitgeist überschätzt und sind mit einer fast identischen Strategie „kultureller Belebung“ gescheitert. Wer auf die Kulturhauptstadtlyrik vertraute, hätte eigentlich von einem Erfolg ausgehen können. Hat das Ruhrgebiet die kreative Phase des Kapitalismus verschlafen? Oder übersprungen? Wie ist der kreative Strukturwandel gemeint? Der Punkt ist, frei nach Richard Florida könnte alles ganz einfach sein und hätten vor allem gut ausgebildete, weiße, Mittelklasse „art-squatter“ nichts zu befürchten. Natürlich findet eine Selektion in gute vs. böse Besetzer/innen statt. Ganz so einfach ist es offensichtlich nicht. Die Hausbesetzung scheint noch immer (oder schon wieder) einen Kraftakt zu bedeuten, in die kapitalistische Raumproduktion zu intervenieren, der ohne ausreichend commitment, Ausdauer, Mobilisierung, konsequente Öffentlichkeitsarbeit und den Druck von der Strasse (siehe Köln & Hamburg) nicht auskommt.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Ergänzung — Name

Endlich mal gutes in Duisburg — weiter sooooo

(A) — BErliner

Miau — Blubb

wo ist das ruhrgespenst — sein affe