Fotos: Liebig 14 - Jahrestag der Räumung

Umbruch Bildarchiv 03.02.2012 15:41 Themen: Blogwire Freiräume Soziale Kämpfe
Mit einer Mahnwache, Musik und einer fahrbaren Krachmaschine erinnerten ehemalige Bewohner und Sympathisanten gestern an die gewaltsame Räumung der Liebigstraße 14 vor genau einem Jahr.
Fotos unter:  http://www.umbruch-bildarchiv.de/bildarchiv/ereignis/020212liebig14.html
Mehr als 3.000 Beamte, flankiert von Wasserwerfern, Hubschraubern und allem Drum und Dran hatten am 2. Februar 2011 den Räumungstitel gegen das linke Wohnprojekt durchgesetzt. Tja, wenn man einfach auf eigene Faust eine Tür einbaut, kann das schon mal passieren, das ein paar Polizisten bei einem vorbeischauen. Dann kann allerdings auch passieren, das sich einige darüber aufregen. 1500 Menschen protestierten nach der Räumung in den umliegenden Straßen. Aus Solidarität fanden im gesamten Stadtgebiet Aktionen statt. Es wurden Kreuzungen blockiert, Barrikaden errichtet, Häuser besetzt. Es gab mehrere Spontandemonstrationen und dutzende militante Angriffe.

Die Liebig 14 ist mittlerweile renoviert und neue Mieter sind eingezogen. Farbeier verzieren die Fassade, die Mieter haben es nicht leicht. Sie müssen über einen Nebeneingang ins Haus und jede Menge Anfeindungen ertragen. Man macht sich nicht wirklich beliebt in der Nachbarschaft, wenn man in so ein Haus einzieht, wissend wie die ehemaligen Bewohner vertrieben wurden. Der Chefredakteur vom Tagesspiegel hat eine Lanze für sie gebrochen: Er regt sich auf über die Kiezrevolutionäre, die neuen Spießer, die sich als Kiezblockwarte aufspielen und anderen ihren Lebensentwurf aufzwingen würden. (siehe:  http://www.tagesspiegel.de/meinung/ewig-gestrige-linksradikale-kiezrevolutionaere-die-neuen-spiesser/6139326.html) Seine Meinung: Eine dynamische Szene brauche keinen Kampf gegen "Gentrification". Sie ziehe einfach weiter, wenn einzelne Viertel schicker werden. Wahrscheinlich kommt man nur mit dem Gehalt eines Chefredakteurs auf so kluge Vorschläge. Interessanterweise erntet er Kritik in der eigenen Zeitung: "Wer ausschließlich auf die Ereignisse rund um die Liebigstraße schaut und der Subkultur-Szene den Umzug empfiehlt, fasst das Blickfeld zu eng. Es entspricht nun mal nicht dem Selbstverständnis einer linken Szene, die sich mit ihren Wohnprojekten ja gerade gegen die rein kapitalistische Verwertung der Stadt richtet, die weiße Flagge zu hissen, sobald Immobilienhaie vor der Tür stehen. Ziel der Bewegung gegen Gentrifizierung ist vielmehr der Erhalt von Freiräumen, die in der Tradition der Hausbesetzerbewegung stehen und gegen das Profitstreben einiger weniger verteidigt werden sollen. Die Frage ist schlichtweg: In welcher Stadt wollen wir leben – und wer entscheidet, wie diese Stadt auszusehen hat? Bei dem Begriff Gentrifizierung geht es nicht ausschließlich um linke Subkultur und Wohnprojekte wie die Liebig 14. Letzteres fungiert lediglich als Symbol für den Konflikt um die Innenstadt. Das Wort bezeichnet einen Prozess, der in erster Linie Geringverdiener und Arbeitslose betrifft. Räumungen und Verdrängung durch Mieterhöhungen finden täglich in dieser Stadt statt – im Kleinen und im Verborgenen. Der Blick richtet sich selten auf diese Ereignisse, es sei denn, die Bewohner wissen sich zu organisieren und zu wehren. Die Räumung der Liebig 14 konnten Demonstranten und Bewohner nicht verhindern. Aufmerksamkeit erzeugen konnten sie sehr wohl." ("London ist kein Vorbild" von Carsten Kloth im tagesspiegel. siehe:  http://www.tagesspiegel.de/meinung/debatte-um-gentrifizierung-london-ist-kein-vorbild/6142824.html)

Recht hat er! In den nächsten Tagen sind weitere Solidaritätsaktionen für die Liebig 14 geplant. Am Samstag gibt es ab 15 Uhr eine Zombieparade ab Bersarinplatz. "Return of the living dead". Auf die Straße ihr lebenden Untoten!
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Fotos von der Sponti am Freitag

Fotos 04.02.2012 - 00:49

mehr fotos von den zombies

zombie 04.02.2012 - 17:52

Fotos: Liebig 14 - Return of the living dead!

Umbruch Bildarchiv 08.02.2012 - 18:17

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 3 Kommentare an

Ode an die Aussetzung — Poeticus

Verdammte Hacke! — saurer_apfel

Heimstatt — ...