Fuck off: Extremismus-Ausstellung in Dortmund

SDAJ-Dortmund 29.02.2012 19:28 Themen: Antifa Militarismus Soziale Kämpfe
Seit dem 23. Februar wird in der Wilhelm-Busch-Realschule in Dortmund-Dorstfeld eine Ausstellung des Bundesamtes für Verfassungschutzes (BfV) über politischen Extremismus ausgestellt. Die Ausstellung soll über Extremismus von rechts und links informieren. Grundlage der Ausstellung ist eine Gleichsetzung von Faschisten und Sozialisten, die gleichermaßen eine Gefährdung der Demokratie darstellen würden. Damit werden Antifaschisten, welche die Demokratie unter Einsatz ihres Lebens im Zweiten Weltkrieg, im Spanischen Bürgerkrieg, aber auch in der BRD verteidigten verhöhnt und die Gefahr, welche vom Faschismus ausgeht verschleiert.
fremdeingebundenes bildSeit dem 23. Februar wird in der Wilhelm-Busch-Realschule in Dortmund-Dorstfeld eine Ausstellung des Bundesamtes für Verfassungschutzes (BfV) über politischen Extremismus ausgestellt. Die Ausstellung soll über Extremismus von rechts und links informieren. Grundlage der Ausstellung ist eine Gleichsetzung von Faschisten und Sozialisten, die gleichermaßen eine Gefährdung der Demokratie darstellen würden. Damit werden Antifaschisten, welche die Demokratie unter Einsatz ihres Lebens im Zweiten Weltkrieg, im Spanischen Bürgerkrieg, aber auch in der BRD verteidigten verhöhnt und die Gefahr, welche vom Faschismus ausgeht verschleiert.

Sozialisten kämpfen für eine demokratische Gesellschaft, in der sich die Reichtümer und Produktionsmittel nicht nur in der Hand einiger weniger befinden, und deren Reichtum noch vergrößert wird. Sie wollen allen Menschen, unabhängig von Herkunft, Religion, Hautfarbe oder sexueller Orientierung ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Faschisten stehen für Diktatur, Rassimus und Krieg. Ihre Verachtung für Menschen, die nicht dem Ideal des Ariers entsprechen stellen sie offen zur Schau. Krasseste Konsequenz sind über 180 Menschen, die in den letzten 20 Jahren in Deutschland von ihnen ermordet wurden. Diese Extremismusdoktrin wird seit Jahrzehnten von den Bundesregierungen und den Verfassungschutzämtern gepflegt.¹

fremdeingebundenes bild< class="alignright size-medium wp-image-1161" src="http://www.sdaj-dortmund.de/files/2012/02/extremismus2-225x300.png" alt="" width="225" height="300" />Carl Kuhmann, Rektor der Wilhelm-Busch-Realschule bezeichnet die Austellung im WR-Interview² als „eine Bereicherung, gerade weil wir in Dorstfeld sind“. In diesem Stadtteil beanspruchen Faschisten seit Jahren als Hoheitsgebiet. Sie ziehen gezielt nach Dortsfeld, treten häufig dort in Erscheinung und schüchtern politische Gegner ein. Zwei Familien mussten sogar dort wegziehen, auch weil die Polizei sich nicht in der Lage sah, ihre Sicherheit zu gewährleisten. Auch an der Wilhelm-Busch-Realschule waren schon öfter Schmierereien zu finden und vor der Schule wurden von Nazis Flyer verteilt. Der Wille über Faschisten aufzuklären ist begrüßenswert. In dieser Form geht die Initiative allerdings nach hinten los.

Ein Skandal ist auch der Ausstellungsmacher wie Ulrich Sander, Bundessprecher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten (VVN/BdA), ausführt:

„Der Inlandsgeheimdienst Verfassungfremdeingebundenes bild< class="alignleft size-medium wp-image-1162" src="http://www.sdaj-dortmund.de/files/2012/02/extremismus5-300x225.png" alt="" width="300" height="225" />sschutz war unfähig, ja offenbar unwillig, gegen die Mörderbande Nationalsozialistischer Untergrund etwas auszurichten. Zehn Menschen könnten noch leben, wenn der Geheimdienst es gewollt hätte. Stattdessen bespitzelt er Antifaschisten und diffamiert sie in diversen Verfassungsschutzberichten. Seine V-Leute betätigen sich zugunsten der Neonazis und bezahlen diese. Indem die V-Leute nicht aus den rechten Strukturen herausgezogen werden, schützen sie die NPD vor einem Verbot.“

Für den, der sich nun selbst ein Bild von der Ausstellung machen möchte, sind hier die Öffnungszeiten. Allerdings sei auch darauf hingewiesen, dass permanent zwei Verfassungsschutzbeamte anwesend sind und kontrollieren, ob auch keine „Extremisten“ kommen. Mal sehen, ob ihnen das gelingt..

Termin: 23.02.2012 – 09.03.2012

Montag bis Mittwoch 8 – 16 Uhr

Donnerstag 8 – 18 Uhr

Samstag 8 – 12 Uhr

Wilhelm-Busch-Realschule

Höfkerstraße 7, 44149 Dortmund

Tel: 0231/47789860

Für mehr Informationen zur Extremismustheorie ist die Broschüre „Total Extrem – die (neue) Funktion der Totalitarismus- und Extremismusideologien“ der Antifaschistischen Linken Berlin zu empfehlen: total_extrem_brosch

Die NRW-Landtagsfraktion der Linkspartei hat Anfng dieses Jahres auch eine Broschüre zum Verfassungsschutz und dessen Verstrickungen mit der neofaschistischen Szene herausgegeben: linksfraktion_vs_außerkontrolle

1: Christoph Butterwegge: Fatale Gleichsetzung: Die Entsorgung des Rechtsextremismus in “Total Extrem – die (neue) Funktion der Totalitarismus- und Extremismusideologien“

2: derwesten Bericht

fremdeingebundenes bild< class="aligncenter size-full wp-image-1163" src="http://www.sdaj-dortmund.de/files/2012/02/extremismus4.png" alt="" width="500" height="678" />

fremdeingebundenes bild< class="aligncenter size-full wp-image-1164" src="http://www.sdaj-dortmund.de/files/2012/02/extremismus3.png" alt="" width="500" height="375" />

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Ergänzungen

Antifa Impuls Dortmund zum gleichen Thema

aid 29.02.2012 - 20:46
Für die die sich für das Thema interessieren, hier noch ein Text der Antifaschistischen Impuls Dortmund zu der Ausstellung.
Wer sich Sinnvoll gegen Nazis und Staat engagieren will, dem seien die nächsten beiden Demos in Dortmund ans Herz gelegt:

17. März 2012: Wir können auch anders - Widerstand gegen Cops, Staat und Repression:  http://ajdortmund.blogsport.de/17-03/

31. März 2012: Rechte Gewalt unmöglich machen:  http://dab.nadir.org

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Vorsicht Extremisten! Der Verfassungsschutz klärt auf

Ab dem 23. Februar ist in der Dorstfelder Wilhelm-Busch-Realschule eine Ausstellung mit dem Titel „Es betrifft Dich! – Demokratie schützen – Gegen Extremismus in Deutschland“ zu sehen. Die Ausstellung wurde vom Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) gestaltet und wird von diesem vergeben und betreut.

„Mit Informationstafeln, Multimedia- und anderen interaktiven Elementen sowie in Vitrinen ausgestellten Tat- und Propagandamitteln wird umfassend über die Gefahren aller Extremismusformen in der Bundesrepublik Deutschland aufgeklärt“, schreibt das BfV auf seiner Website zur Ausstellung. Dabei sollen die Besucher_innen über die Wissensvermittlung hinaus auch emotional involviert werden.1 Warum diese Ausstellung nicht in der Lage ist, auf die Probleme die sie ansprechen will eine brauchbare Antwort zu geben, wollen wir in diesem Text darlegen.

Extremismustheoretischer Schwachsinn

Wie ein roter Faden zieht sich die sogenannte Extremismustheorie nicht nur durch die Ausstellung, sondern durch die gesamte Arbeit des Verfassungsschutzes. Dem vor allem von rechtskonservativen Politikwissenschaftlern und dem deutschen Inlandsgeheimdienst geschaffenen Extremismusbegriff geht es um die Gleichsetzung verschiedener angeblicher „politischer Extreme“, die von einer imaginierten demokratischen politischen Mittee abweichen. In der Arbeit des Verfassungsschutzes sind das vor allem „Rechtsextremismus“, „Linksextremismus“, „Islamismus“ und „Ausländerextremismus“. All diese politischen und religiösen Strömungen ständen der Verfassung und der „Freiheitlich demokratischen Grundordnung (FdGo)“ feindlich gegenüber und seien deshalb vom Staat und seinen Repressionsorganen zu bekämpfen.

Aus welchen Gründen und mit welchen Konsequenzen eine Politische Strömung die bestehenden Verhältnisse ablehnt ist den Beschützer_innen der Verfassung dabei egal. Linksradikale Bewegungen, die eine Abschaffung des Staates fordern, weil sie ihn als Hort von rassistischen Gesetzen, prügelnden Polizist_innen und Schreibtischtäter_innen in Arbeitsamt oder Ausländerbehörde sehen, stellt der Verfassungsschutz auf eine Stufe mit Neonazis, die den Staat abschaffen wollen, weil er ihnen nicht rassistisch und autoritär genug ist. Islamist_innen, die sich die weltweite Herrschaft ihrer Religion inklusive dem Tod aller Ungläubigen auf die Fahnen geschrieben haben, werden genauso unter den Begriff „Extremismus“ einsortiert wie Exilorganisationen, die in ihren Herkunftsländern für ein besseres Leben kämpfen.

Anders als der Extremismusbegriff nahelegt, sind Rassismus und Diskriminierung von sozial benachteiligten kein Alleinstellungsmerkmal der Neonazis. Ungleichheitsideologien und Einstellungen „Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“ (Heitmeier) finden auch in der vielbeschworenen Mitte der Gesellschaft Verbreitung und Anerkennung. So stimmen laut der Studie „Die Mitte in der Krise“, die die Friedrich-Ebert-Stiftung 2010 veröffentlicht hat, gut 35% der Deutschen der Aussage zu, dass Migranten lediglich in Deutschland lebten um den Sozialstaat auszunutzen. Sogar eine Expertenkommission der Bundesregierung kommt zu dem Schluss, dass 20% der deutschen Bevölkerung latent antisemitisch sei.2 Für die Vertreter_innen der Extremismustheorie sind diese Menschen der Bezugsrahmen für das was in diesem Land als normal und schützenswert gilt – sie sind die „Mitte der Gesellschaft“.

Die Gleichsetzung in der Praxis

Die theoretische Gleichsetzung angeblicher „Extremist_innen“ durch bestimmte Politikwissenschaftler_innen und die Verfassungsschutzbehörden hat auch ganz praktische Auswirkungen. So müssen Initiativen gegen rechts, wenn sie Fördermittel aus den Bundesprogrammen des Bundesfamilienministeriums beantragen, eine sogenannte „Extremismusklausel“ unterschreiben. Diese Klausel verpflichtet diex Antragsteller_innen nicht nur zu einem Bekenntnis zu Verfassung und „Freiheitlich-Demokratischer Grundordnung“, sondern auch zum Bespitzeln eigener Kooperationspartner_innen. Initiativen müssen nämlich selbst gewährleisten, dass sie in keiner Weise mit „Extremist_innen“ kooperieren.

Die Auswirkungen für progressive und kritische Bildungsarbeit gegen (Neo)Nazis sind katastrophal. Während Neonazis jahrelang mordend durch Deutschland ziehen konnten und rechte Gewalt zu einer festen Konstante der bundesdeutschen Geschichte, vor allem seit 1990, geworden ist, wird kritischen (Bildungs-)Initiativen gegen rechts ein pauschales Misstrauen entgegengebracht.

Gleichzeitig wird durch Politiker_innen, allen voran Familienministerin Kristina Schröder, eine repressive Politik gegen Antifaschist_innen und linksradikale Bewegungen forciert. Sie geraten nicht nur in den Fokus der staatlichen Repressionsorgane, es gibt nun sogar „Ausstiegshilfen“ aus der Linken Szene und bereitgestellte Mittel für „Opfer linker Gewalt“. Seit 1990 gab es mindestens 182 Morde durch Neonazis. Dass die Anzahl de Todesopfer durch „linke Gewalt“ im selben Zeitraum konstant bei null verharrt, sei hier nur nebenbei angemerkt.

Der Verfassungsschutz als Bildungsträger?!

Abgesehen von der inhaltlichen Ausrichtung der Ausstellung „Es betrifft dich!“, stellt sich auch die Frage nach der Eignung des Bundesamtes für Verfassungsschutz als Bildungsträger. Die (ohnehin bereits kritikwürdige) Aufgabenstellung der Behörde ist die eines Inlandsgeheimdienstes. Der Verfassungsschutz ist den jeweiligen Innenministerien von Bund und Ländern unterstellt, damit also der jeweiligen amtierenden Regierung. So ist der Verfassungsschutz in seiner geheimdienstlichen und noch stärker in seiner Bildungstätigkeit keine un- oder überparteiische Instanz, sondern ein ausführendes Organ der regierungsbildenden politischen Parteien.

Durch die Verstrickungen des Inlandsgeheimdienstes in die Mordanschläge des sogenannten „NSU“, aber auch durch seine generelle Beschaffenheit, Funktion und inhaltliche Ausrichtung eignet sich der Verfassungsschutz weder für den Schutz von Freiheitsrechten, noch für eine freiheitliche Bildung. Ein Agieren der Verfassungsschutzbehörden als Bildungsträger ist eine Gefahr für freie (und freiheitliche), kritische politische Bildungsarbeit!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Wilhelm Busch war Antisemit — Schneemann-Fanclub