Göttingen: Bundeswehr bei Berufsmesse gestört

Antimilitaristische Aktion 25.02.2012 17:06 Themen: Bildung Militarismus Repression
25.02.12. Bei der größten Berufs- und Ausbildungsmesse in Südniedersachsen, GöBit, war die Bundeswehr erneut mit einem Werbestand vertreten. Mehrere antimilitaristische Aktionsgruppen protestierten im Verlauf des Tages mit direkten Aktionen, Transparenten und Flugblättern.
Gö: Bundeswehrauftritt bei Berufsmesse gestört

Göttingen, 25.02.12. Bei der größten Berufs- und Ausbildungsmesse in Südniedersachsen, GöBit, war die Bundeswehr erneut mit einem Werbestand vertreten. Mehrere antimilitaristische Aktionsgruppen protestierten im Verlauf des Tages mit direkten Aktionen, Transparenten und Flugblättern.

Der Göttinger Berufsinformationstag (GöBit) wird jährlich von der Agentur für Arbeit, der BBS II, der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung sowie der Initiative Südniedersachsen für Ausbildung veranstaltet. Kurz nachdem sich am Samstag, 25.02.12, um 10:00 Uhr die Tore der BBS II für die GöBit-BesucherInnen öffneten, waren bereits alle Toiletten mit antimilitaristischen Aufklebern bestückt. Im Verlauf des Tages wurden immer wieder Flugblätter im gesamten Gebäude verteilt und ausgelegt, auf denen das tödliche Handwerk der Bundeswehr skandalisiert wird.
Kurz nach 11:00 Uhr blockierte eine erste Aktionsgruppe mit dem Transparent „Kein Werben für´s Sterben“ direkt den Bundeswehrstand in der Sporthalle der BBS II. Sprüche wie „Ausbildungsplätze statt Kriegseinsätze“ wurden skandiert, bis die Aktivist_innen von Sicherheitskräften und Polizei abgedrängt wurden.
Gegen 12:30 Uhr ertönte ein Knall, womit eine weitere Aktion eingeleitet wurde. Aktivist_innen versperrten als Leichen auf dem Boden liegend den Zugang zum Stand der Bundeswehr. Ein Großtrasparent „Militär wegfegen“ verdeckte weite Teile der BW-Werbetafeln, überall lagen antimilitaristische Flugblätter auf dem Boden. Es dauerte gut 15 Minuten, bis die Polizeikräfte schließlich mit der Räumung beginnen konnten, Platzverweise aussprachen und mit Anzeigen wegen Hausfriedensbruch drohten. Genau in diesem Moment erhoben nun einige Umstehende lautstark ihre Stimme und forderten, der Bundeswehr zukünftig keinen Raum mehr auf dieser und anderen Ausbildungsmessen zu geben – keine Ausbildung zum Töten. Kurzzeitig war die Situation damit für die Sicherheitskräfte erneut unübersichtlich. Die Reaktion der Messebesucher_innen war gemischt. Einige erwähnten im Vorbeigehen, sie fänden die Bundeswehr gut. Ein militärfanatischer Mann mit gelber BW-Solidaritätsschleife war sogar kaum zu beruhigen und suchte fast die körperliche Auseinandersetzung mit einer_m Aktivist_in. Der größere Teil der umstehenden Messebesucher_innen zeigte sich hingegen solidarisch mit dem Anliegen der Antimilitarist_innen, der Bundeswehrauftritt wurde als eindeutig störend markiert.
Dann verging etwas Zeit – bis eine dritte Aktionsgruppe um kurz nach 14:00 Uhr in Erscheinung trat. Mitten vor dem Werbestand der Bundeswehr wurde ein 20 kg schwerer Holzsarg platziert, in dem ein_e blutverschmierte_r Aktivist_in lag, den sie zuvor in einer Trauerprozession durch die Schule getragen hatten; daneben trauerten Angehörigen um die Person im Sarg und andere Leichen. Die schon sichtlich von der Beharrlichkeit der diesjährigen Proteste genervte Polizei erteilte nach kurzer Zeit Platzverweise, nahm Personalien auf, drohte mit diversen Anzeigen und versuchte damit offensichtlich besonders die Minderjährigen einzuschüchtern. Obwohl die Aktivist_innen dem Platzverweis umgehend nachkamen, wurden sie von einem Streifenwagen bis in die Innenstadt (2 km) verfolgt. Selbst als sie eine halbstündige Pause einlegten, wich die Polizei nicht von ihrer Seite. Eine Sprecherin zeigte sich sichtlich schockiert angesicht der repressiven Maßnahmen seitens der Polizei, aber trotz allem blicken die göttinger Antimilitarist_innen zufrieden auf einen aktionsreichen Tag zurück.
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Ergänzungen

Der Umbau der Bundeswehr ...

T. 25.02.2012 - 18:05
... zu einer weltweit einsetzbaren Interventionsarmee kommt nicht so recht voran. Es mangelt an Geld. (siehe  http://www.linkezeitung.de/cms/index.php?option=com_content&task=view&id=12826&Itemid=1) Und dann stört Ihr auch noch bei der Nachwuchsrekrutierung und Imagewerbung. Wunderbar!